Wie ein neuer Stern stieg die Bootsmarke Invictus Yachts vor zwei Jahren am europäischen Werfthimmel auf. Dahinter steckt der Designer und Werft-Teilhaber Christian Grande, der sich zuvor mit seinem besonderen Stil bereits bei Sessa einen Namen gemacht hatte. Die erste Neuentwicklung unter eigenem Label war die Invictus 280 GT. Das besondere Rumpfdesign stach aus der Menge positiv hervor und ist nicht nur außergewöhnlich, sondern überzeugt auch durch hervorragende Fahreigenschaften.
Diese Mischung aus schönem Layout, qualitativ hochwertiger Verarbeitung und überzeugender Performance zeigt sich nun auch bei der größeren Invictus 370 GT. Kein Wunder also, dass die Werft mit diesem Modell den Best of Boats Award in der Kategorie Fun gewonnen hat.

Optisch unverwechselbar
Die Invictus 370 GT ist bisher das größte Motorboot der italienischen Werft. Es ist das dritte Modell aus der GT-Serie, der luxuriösen und exklusiven Baureihe bei Invictus. Wie alle Boote dieser Serie ist sie mit Innenbordmotoren ausgestattet.
Die Boote der GT-Serie sind optisch unverwechselbar mit ihrem markanten negativen Steven, der dem Boot nicht nur ein individuelles Aussehen verleiht, sondern auch die Leistung deutlich verbessert. Der Rumpf durchschneidet die Welle bereits unterhalb der Wasserlinie und verhindert das Schlagen auf der Welle. Das sorgt für eine weiche und ruhige Fahrt. Während der Tests am Morgen hatten wir schon bei ordentlicher Mittelmeerwelle die Seetauglichkeit der GT-Serie an Bord der Invictus 280 GT ausreizen können.

Zum gelungenen Rumpfdesign tragen auch die lang gezogenen Fenster bei. Die zwei untereinander angebrachten Fenster bringen viel natürliches Licht in die Kabinen. Das Deckslayout entspricht ganz dem aktuellen Gusto: Außenpantry hinter dem Fahrerstand, große Sonnenliege auf dem Bug, sicherer Rumdumlauf über das Gangbord, große hydraulische Badeplattform. Die größte Invictus gleicht dabei keinem anderen offenen Sportboot mit Kajüte in dieser Größe: Es wirkt ebenso solide und elegant, wie sportlich.
Sonnenplätze überall an Deck
Über die hydraulische Badeplattform steigt man über Backbord ins Heck. Rechts steht ein bequemes Sofa in L-Form, es ist ausreichend groß für sechs Personen und umrahmt den klappbaren Tisch aus Massivholz.
Selbstverständlich hat ein Boot wie dieses eine ordentliche Sonnenliegefläche. Die Heckliege achtern ist bereits standardmäßig groß, komfortabel und mit soliden Handläufen versehen. Um sie zu vergrößern, wird die Rückenlehne des Hecksofas heruntergeklappt: Dann ist diese Liegewiese fast so groß wie der gesamte Heckbereich.
Die von Christian Grande speziell für die Invictus 370 GT gestalteten Bordlautsprecher auf dem Vordeck sind ein Ohren- und Augenschmaus
Wer lieber vornedran ist, kann das Sonnenbad auch auf dem Vordeck nehmen und sich dabei den Fahrtwind um die Nase wehen lassen. Ganz konsequent ist der gesamte Bugbereich mit eleganten Polstern versehen. Die speziell für die Invictus 370 GT gestalteten Bordlautsprecher aus Chrom auf dem Vordeck gehören zur Extraklasse.
Das Vordeck, die Seitendecks und das achterliche Cockpit sind mit soliden und hohen Handläufen versehen. Das ist für moderne Sportboote außergewöhnlich. Christian Grande, der alle Invictus-Boote gestaltet hat, zeigt mit der 370 GT seine profunde Erfahrung im Bootsdesign. Sie ist sowohl sportlich als auch elegant, der Rumpf kräftig und harmonisch. Der Designer setzt auf suptile, zeitlose Formen und das macht sein Design so stark.
Das Einzige, was ein bisschen stört, sind die Stufen. Auf dem Weg von der Badeplattform zum Vorschiff geht man über insgesamt sechs – zugegebenermaßen kleine – Stufen. Nach einiger Zeit an Bord hat man sich aber daran gwöhnt.
Dreifache Platzwahl am Steuerstand
Der Steuerstand ist eine klassische Mittelkonsole, symmetrisch in der Mitte des Bootes platziert. Auf beiden Seiten ist genug Platz zum Durchgehen. Vor dem Steuerstand sind – für Fahrer und Beifahrer – drei komfortable Einzelsitze platziert, die guten seitlichen Halt bei höherer Geschwindigkeit und engen Kurven bieten. Auch hier gibt es stabile Handläufe zu beiden Seiten und um die Windschutzscheibe herum. Das sorgt für passive Sicherheit, ohne dass der luxuriöse Eindruck verloren geht.
Der Gashebel ist klassisch rechts vom mittigen Lenkrad platziert, die Trimmschalter liegen auf der linken Seite. Über dem Steuer befinden sich zwei große Bildschirme für die Navigation und Motorensteuerung. Welchen der drei Sitzplätze wählen? Auf dem Mittleren sitzen Sie genau in der Mittellinie des großen Motorboots – mit der besten Ansicht zu beiden Seiten. Das Boot lässt sich aber auch von den anderen beiden Sitzen aus leicht manövrieren.
Ein Designobjekt auf dem Wasser
Vor dem Sitz auf der linken Seite ist der Zugang zu den Kabinen. Das Boot ist mit zwei Grundrissen erhältlich, mit einer oder zwei Kabinen. Beim Einzelkabinenlayout befindet sich die Eignerkabine mittschiffs. Den gesamten Bugbereich nimmt der Decksalon ein: mit einem Sofa auf der Backbordseite sowie einem kleinem Tisch und einer TV-Konsole auf der gegenüberliegenden Seite. In der Version mit Doppelkabine ist der Bugbereich durch die zweite Doppelkajüte belegt.
Die Invictus 370 GT ist ein Musterbeispiel für gutes italienisches Design.
Die Mittschiffskabine ist so groß, dass es möglich ist, ein zusätzliches zweites Einzelbett auf der Steuerbordseite zu integrieren. Egal für welches Layout man sich entscheidet: Es gibt ein Designerbad mit kupferfarbenen Mosaikfliesen und einer großen, separaten Duschkabine auf der Steuerbordseite.
Die Inneneinrichtung ist bis ins kleinste Detail schön gestaltet. Das betrifft alle Stoffe, das verwendete Holz, die Lampen und Farbauswahl. Die Invictus 370 GT ist ein Musterbeispiel für gutes italienisches Design. Auch das optische Erscheinungsbild auf Deck ist perfekt. Das gestickte Invictus-Logo auf den Polstersitzen und die Verarbeitungsqualität des Leders am Steuerrad und den Handläufe wirken wie kleine Kunstwerke.
Angesichts des reizvollen Interieurs und Exterieurs hätte ich fast die Kombüse vergessen. Die kleine Bordküche befindet sich direkt hinter den drei Pilotensitzen an Deck – mit Spüle, Kühlschrank, Eiswürfelbereiter und Elektroherdplatte.
Die gesamte Ergonomie des Boots zeigt, dass die Invictus entworfen wurde, um so viel Zeit wie möglich draußen zu verbringen. Der Unterdeckbereich ist dennoch komfortabel genug gestaltet, dass man sich auch hier gerne aufhalten möchte.
Designboot mit D4-Diesel
Aber Boote werden vor allem gebaut, um mit ihnen zu fahren. Unser Testboot wird von zwei Volvo-Penta-D4-Motoren mit einer Gesamtleistung von 600 PS angetrieben. Es ist die kleinste Motorenoption, die für dieses Boot verfügbar ist. Eine Alternative dazu ist der doppelte MerCruiser mit je 370 PS.

Im Moment ist die 370 GT exklusiv mit Dieselmotoren erhältlich. Sie wird aber sicher bald auch mit Benzinern zu kaufen sein. Unser Boot war mit dem optionalen T-Top-Dach aus Carbon ausgestattet und fast voll betankt mit Treibstoff und Wasser.
Das Boot hatte also ziemlich Gewicht, was ich beim Fahren spüren konnte. Die Beschleunigung war nicht wirklich beeindruckend. Bis zur Gleitfahrt, die bei 2.500 Umdrehungen um die 20 Knoten liegt, braucht unser Testschiff 13 Sekunden. Um die maximale Geschwindigkeit von 31 Knoten zu erreichen, vergeht eine halbe Minute. Für sehr sportliche offene Boote ist das kein besonders beeindruckendes Ergebnis. Wenn Sie also auf dem Wasser nicht unbedingt schnelle Beschleunigung brauchen, habe ich eine gute Nachricht: Das Boot ist alles andere als langsam.

Feine Fahreigenschaften
Mit annähernder Maximalbeladung und dem kleinsten Motor haben wir die Höchstgeschwindigkeit von 36,3 Knoten bei 3.250 U/min erreicht. Mit zwei Dieseln. Mit größeren Motoren erreicht die Invictus 370 GT eine Geschwindigkeit von mehr als 40 Knoten.
Beeindruckend ist der Fahrkomfort des Boots. Das Meer war bei unserer Testfahrt flach. Nach der Wellenfahrt mit der 280 GT am selben Tag gehe ich davon aus, dass die Fahreigenschaften sehr ähnlich sind. Während meines Tests war die Fahrt unglaublich weich. Selbst wenn wir unsere selbst erzeugten Wellen schnitten, gibt es kein Schlagen des Rumpfs oder Gischt, die an Bord spritzt. Es ist ein wahres Vergnügen, mit einer Invictus zu fahren.

Das Boot lässt sich trotz seiner Länge sehr eng und sportlich durch die Kurven fahren. Die Sicht vom Fahrstand aus ist in alle Richtungen immer gut. Die Windschutzscheibe bietet guten Schutz gegen Wind. Die 370 GT ist vielleicht nicht das sportlichste Boot in der Beschleunigung, aber wesentlich größer ist der Spaß, den das Fahren macht.
Die Formel gefunden
Zurzeit ist die Invictus 370 GT das größte von der Werft angebotene Boot. Ich bin aber sicher, dass wir sehr bald ein neues Flaggschiff von dieser Werft sehen werden. Es scheint, dass Invictus das Rezept gefunden hat, wie man ein gut funktionierendes und schön gestaltetes Boot mit elegantem Finish zu einem angemessenen Preis bauen kann. Alle diese Faktoren unter einen Hut zu bringen, ist nicht ganz leicht, aber der Werft ist es gelungen. Ich kann es daher kaum erwarten, die nächsten Boote von Christian Grande zu testen.
Das Datenblatt zur Invictus 370 GT gibt es auf der Werft-Website.
https://www.youtube.com/watch?v=v23N0PuKhJY?