In seiner Masterarbeit hat sich der Hamburger Franz Böse mit solar-elektrischen Systemen auf Yachten auseinandergesetzt. Sein Forschungsobjekt dabei war der österreichische Hersteller Silent Yachts. Der ehemalige Tesla-Mitarbeiter unternahm vor der Aufnahme seiner heutigen Tätigkeit bei dem Solaryacht-Hersteller eine empirische Untersuchung dazu, in wie weit solar-elektrisch betriebene Boote im Markt angekommen sind. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit sind äußerst interessant, wie das float-Gespräch mit Franz Böse zeigt.
float: Franz, was war das Thema deiner Masterarbeit? Was genau wolltest Du herausfinden?
Franz Böse: Ich habe mich mit maritimer Elektromobilät und der Zukunft von solar-elektrischen Yachten beschäftigt. Ich wollte herausfinden, wie die elektrische Zukunft auf dem Wasser aussehen kann. Dafür habe ich Experten interviewt, Kostenkalkulationen erstellt und eine empirische Umfrage durchgeführt. Ich habe auch die Historie von Solarbooten und den aktuellen Markt durchleuchtet und die technologischen Trends analysiert.
Wie kamst Du darauf, über dieses Thema zu schreiben?
Vor meinem MBA-Studium habe ich bei Tesla gearbeitet. Das solar-elektrische Antriebssystem ist für mich schlichtweg das sinnvollste, zuverlässigste und sicherste Energiesystem und der richtige Weg in eine nachhaltige Zukunft. 2017 kam ich mit Silent Yachts in Kontakt, bis dahin hatte ich wenig mit der maritimen Industrie und Booten zu tun. Elektrische Antriebe auf dem Wasser zu realisieren schien mir eine spannende und für die Zukunft relevante Herausforderung. Deshalb habe ich meine Masterarbeit über das Konzept der Silent-Yachten geschrieben.

Ein Teil deiner Arbeit war die Befragung von Kunden, auch potentiellen. Worum ging es?
Das Ziel der Umfrage war herauszufinden, ob Elektromobilität in der Bootsbranche bereits ausreichend akzeptiert ist und welche Vorteile einer solar-elektrischen Yacht für Nutzer wirklich wichtig sind.
Die ersten Fragen behandeln die materiellen Werte auf Yachten, wie Einsparungen von Unterhalts- und Betriebskosten, größere Decksflächen und geräumigere Kabinen, die unabhängig vom Antriebssystem sind.
In der zweiten Fragegruppe wird nach ideellen Werten gefragt, die sich auf einem Motorboot nicht umsetzen lassen. Dazu gehören die Unabhängigkeit von Kraftstoffen und das Gefühl von Freiheit aufgrund des autarken Systems, aber auch die Abwesenheit von Geräuschen, Vibrationen und Verschmutzung des Wassers durch Ölfilme.
Daneben hatten die Teilnehmer auch die Möglichkeit, Einwände gegen eine solar-elektrische Yacht zu äußern – und eine persönliche Einschätzung zur Wichtigkeit der Elektromobilität und maritimer Elektromobilität für die Zukunft zu geben.
Wie wurde dein Fragebogen verteilt, und wer hat ihn beantwortet?
Ich habe eine Online-Umfrage durchgeführt. Der Fragebogen wurde einerseits über den Silent-Yachts-Newsletter verschickt. Über diesen Weg habe ich etwa die Hälfte meiner Ergebnisse erzielen können. Die andere Hälfte der Stimmen habe ich im Januar 2019 auf der Bootsmesse in Düsseldorf gesammelt. Ich habe dafür zufällig ausgewählte Besucher und Aussteller angesprochen. Insgesamt wurde mein Fragebogen 238 Mal ausgefüllt.

Was waren die wichtigsten Erkenntnisse?
Zunächst stach heraus, dass nahezu alle Teilnehmer das Thema per se für wichtig und zukunftsrelevant halten. Die Anzahl an Personen, die „Anti–Elektro“ sind, scheint in der Gesellschaft stark gesunken zu sein. Zumindest habe ich niemanden finden können. 98 % der Befragten beantworteten die Frage, ob sie Elektromobilität für ein wichtiges Zukunftsthema halten, mit „Ja“. Die restlichen zwei Prozent haben sich enthalten; niemand hat „Nein“ angekreuzt.
In Bezug auf die Fragegruppen hat sich gezeigt, dass potentiellen Kunden und Nutzern heutzutage die ideellen Werte wichtiger sind als die materiellen. Der Umweltaspekt, die Zuverlässigkeit und die Sicherheit des Antriebssystems wurden als die wichtigsten Aspekte bewertet.
Außerdem spielt Komfort eine große Rolle: keine Motorengeräusche, keine Vibrationen – im Prinzip alles, was das Leben leichter und entspannter macht. Menschen möchten sich auf etwas verlassen und auf ihrem Boot entspannen können. Auch Unabhängigkeit ist ein sehr häufig genannter Faktor. Durch einen an Bord installierten Watermaker kann man sich theoretisch monatelang auf dem Wasser bewegen, ohne eine Marina aufsuchen zu müssen. Für die meisten ist das absolut erstrebenswert.

Hast Du mit diesen Ergebnissen gerechnet?
Ja, ich habe Ergebnisse erwartet, die in diese Richtung gehen. Aber dass sie so eindeutig und prägnant sind, hätte ich nicht gedacht.
Was haben deine Kostenkalkulationen ergeben?
Ich habe hier im wesentlichen die Betriebskosten untersucht. In erster Linie ergab sich das Offensichtliche: nämlich, dass eine solar-elektrische Yacht insgesamt günstiger ist.