Magst Du Seegang? In naher Zukunft könnten Bootsfahrer heftiges Geschaukel geradezu lieben: Dann nämlich, wenn dem Boot desto so mehr Antriebsenergie zur Verfügung steht, je wilder die Wellen es schaukeln.
Jonathan Salvador ist davon überzeugt. Der philippinische Schiffbau-Ingenieur baut seit drei Jahren an einem Prototypen für diese Zukunft. Sein Boot wird einen Gutteil der notwendigen Antriebsenergie aus der Kraft der Wellen ziehen. Alternativer Antrieb vom Feinsten: Energie dort nutzen, wo sie entsteht.

Traditionelles Boot der Region
Salvador beschäftigt sich seit seiner Kindheit mit Schiffen. Damals waren es Modelle, heute baut seine Werft Metallica Marine Kombischiffe für den Verkehr zwischen den zahllosen Inseln seiner Heimat.
Die regionale Schifffahrt hat ihn auch zu seiner Konstruktion inspiriert: Auf den Philippinen verlassen sich Seefahrer seit Generationen auf die Bangkas. Das sind Boote mit geringem Tiefgang für Flachwasser – früher mit Segeln, heute motorisiert – denen Ausleger Stabilität verleihen.
In der philippinischen Inselwelt mit ihren über 7000 Eilanden sind Transporte übers Wasser Alltag und nicht wegzudenken. Zugleich stellen die dabei verursachten Emissionen den zweitgrößten Klimagas-Beitrag der Philippinen dar. Viele der mehr als 3000 Transportschiffe sind alt, ihre Maschinen vergeuden Sprit und produzieren viele Schadstoffe.
Weltweit erstes Boot dieser Art
Irgendwann hat sich Salvador ein solches Auslegerboot genauer angeschaut: „Mir ist aufgefallen, dass jedes Mal, wenn eine Welle auf den Ausleger trifft, dieser ständig auf die Auf- und Abwärtsbewegung der Welle reagiert“, sagte der Ingenieur dem britischen Fernsehsender BBC. Und setzte nach: „Was wäre, wenn wir diese Reaktion – diese kinetische Energie – in elektrische Energie umwandeln könnten?“
So reifte die Idee, die natürliche Kraft der Wellen direkt zum Antrieb eines Bangka-Bootes einzusetzen. Seines wäre das weltweit erste, dass diese Wellenenergie nutzt.

Üppige öffentliche Förderung
Seine Werft baut seit 2018 auf der Insel Panay ein modernes Bangka, das während der Fahrt Elektrizität aus der Kraft der Dünung gewinnt. Rumpf und Ausleger werden aber nicht mehr traditionell aus Bambus sein, sondern aus Stahl – der Haltbarkeit wegen.
Das Projekt wird öffentlich gefördert: Beteiligt ist zum einen die Universität der philippinischen Provinz Aklan. Etwa 80 Prozent der Baukosten in Höhe von umgerechnet rund 1,7 Millionen Euro übernimmt das philippinische Ministerium für Wissenschaft und Technologie.
Und wie funktioniert das schwimmende Wellenenergie-Kraftwerk genau?