Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Auto? Wahrscheinlich war es nicht sehr groß oder luxuriös, sondern klein, einfach und mehr oder weniger sicher. Und, wohl das Wichtigste: Es war nicht teuer. Es gibt viele Motorboote auf dem Markt, die das perfekte erste Boot sein können, wenn man gerade mit dem Wassersport beginnt. Zwei meiner Lieblingsboote dafür sind die kleinsten, zum Start der aktuellen Saison präsentierten Modelle der Serie Jeanneau Cap Camarat, die CC 5.5 und die CC 6.5, die beide Bowrider mit offener Sitzfläche im Vorschiff sind.
Schauen wir uns das kleinere der beiden Boote an: Die Cap Camarat 5.5 BR erinnert mich an alle positiven Aspekte meines ersten Autos: einen Fiat 126 FSM, der damals in Polen sehr populär war und den Spitznamen „Maluch“ (Kleiner) trug. Später stieg ich auf einen Opel Kadett D um. Der war immer noch recht klein, bot aber schon drei Türen und mehr Geschwindigkeit, was für einen jungen Fahrer ja wichtig ist.
Mein „Maluch“ war ein sehr einfaches Auto, alles war manuell gesteuert. Es gab keine Servolenkung und keine elektrischen Fenster. Der Motor war klein und luftgekühlt, die Motorleistung lag bei 30 PS. Aber es gab Platz für vier Personen, und ich fuhr es mit maximaler Geschwindigkeit, was etwas mehr als 110 Stundenkilometer waren. Es war das perfekte Anfängerauto: bei allen Wetterbedingungen, beim Einparken – und auch, um die technische Wartung selbst durchzuführen. Der Motor war im Heck montiert und wir wussten nichts von Winterreifen. Nach einigen Schneefällen waren wir sehr erfahrene Driftfahrer.

Die Cap Camarat 5.5 Bowrider ist technisch sehr viel entwickelter als mein erstes Auto, und doch begeistert es einen Anfänger ähnlich. Das Boot ist sehr einfach zu bedienen und mit Außenbordmotoren bis zu 120 PS Leistung recht kraftvoll ausgestattet. Das von uns getestete Boot wird von einem Yamaha F100 angetrieben. Das ist die niedrigste verfügbare Leistung für diesen Rumpf – und mehr als dreimal so viel wie die maximale Leistung meines ersten Autos.
100 PS im Heck erlauben diesem kleinen Boot eine Höchstgeschwindigkeit von 34 Knoten bei 5.400 U/min. Ich denke, für echte Anfänger ist das mehr als genug. Doch dieses Boot ist nicht nur für die ersten Anfängertörns gebaut. Es soll, nachdem der Pilot erste Erfahrungen auf dem Wasser gesammelt hat, allen an Bord Spaß bereiten.
Klein und dynamisch
Bei kleinen Booten ist der Zugang an Bord einfach: Üblicherweise geht es mit einem Sprung über den Handlauf direkt auf die Sitzkissen des Vorschiffs. Das führt bei nassen Füßen oder staubigen Schuhen regelmäßig zu verschmutzten Polstern. Jeanneau hat das Problem gut gelöst: Bei der CC 5.5 gibt es für den Gang aufs Vorschiff eine spezielle Stufe auf der Steuerbordseite, man muss nur ein Kissen anheben. Vom Cockpit gibt es einen ausreichend breiten Durchgang zum Cockpit mit einer Tür, die man während der Fahrt schließen kann.
Der Fahrerstand hat zwei drehbare Einzelsitze für Pilot und Beifahrer, dazu gibt es ein Doppelsitzer-Sofa im Heck. Optional zu haben und sehr empfehlenswert ist der kleine faltbare Tisch, der im Cockpit oder im Vorschiff montiert werden kann. Außerdem ist genug Platz für zwei Erwachsene an Bord, um in der Sonne zu liegen. Zwei große Sonnenliegen sind schnell aufgebaut, was angesichts der Größe dieses Boots echter Komfort ist. Die Sonnenbank im Heck entsteht, indem wir die Rückenlehne des Hecksofas umklappen. Eine zweite Sonnenliege lässt sich im Vorschiff einrichten.
Viel Komfort für zwei bis vier
Die kleinste Cap Camarat ist nur wenig mehr als fünf Meter lang und zwei Meter breit. Daher ist der Raum für Extras begrenzt: Auf eine Toilette und die Pantry muss man verzichten. Genug Platz gibt es für einen Tisch, extra Kissen, Fender sowie große Staufächer unter den Sitzen im Vorschiff und in der Steuerkonsole. Viel mehr braucht man nicht für einen Tagesausflug mit Freunden. Die Cap Camarat 5.5 BR ist für sechs Erwachsene zertifiziert. Entsprechend viele Sitze gibt es an Bord. Ist man mit einem halben Dutzend Personen unterwegs, hat man aber eher wenig Bewegungsfreiheit. Optimal ist die Nutzung mit maximal vier Personen.


Der Steuerstand auf der Steuerbordseite ist wirklich komfortabel nutzbar. Die Windschutzscheibe bietet gute Sicht rundherum und Windchutz, vor allem, wenn man im Sitzen fährt. Das Lenkrad und der Gashebel sind gut positioniert. Die Steuerung ist in der Standardausführung klassisch mechanisch ohne Servolenkung, lässt sich dafür aber gut warten.

Für diese Bootsgröße ist das Manövrieren auch mit der mechanischen Steuerung sicher und einfach. Wie die meisten kleinen Boote kavitiert die Cap Camarat 5.5 in scharfen Kurven bei hoher Geschwindigkeit. Dieser Effekt ist jedoch geringer als bei anderen von mir gefahrenen Booten. Abgesehen davon fährt das Boot im Test wirklich gut.
Die Cap Camarat 5.5 ist klein, dynamisch und leicht zu fahren. Ich fühlte mich jederzeit sicher an Bord, auch bei Höchstgeschwindigkeit auf dem Meer. Und ebenso bei niedriger Geschwindigkeit im Hafen. Aufgrund der kompakten Maße kann man das Boot ganz leicht alleine festmachen. Vom Bug zum Heck gelangt man mit vier bis fünf Schritten, von Steuerbord nach Backbord in zwei Schritten – maximal. Damit ist dieses Boot selbst für unerfahrene Bootsfahrer leicht zu manövrieren, ohne dass man teure Anfängerfehler riskiert.