Bei der Premiere für die Presse direkt nach Ostern in Cannes liegen, wie in den Vorjahren, zwei Varianten am Steg: Doch anstelle einer Open sind diesmal zwei unterschiedlich motorisierte Sporttop-Versionen zu sehen, mit denen die Werft etwas Neues wagt.
Gemacht für das typische Eignerpaar
Von außen betrachtet wirkt auch die größte Leader sehr sportlich und in der Seitenansicht keineswegs wuchtig. An Deck geht es – klassisch für „römisch-katholisch“ mit dem Heck voran, wie es im Süden Europas üblich ist – über die angehängte große Badeplattform.




Im Erdgeschoss, das wir über die fünf Stufen des Niedergangs erreichen, bietet Jeanneau wahlweise drei oder zwei Kabinen an. Beide Testboote in Cannes sind als Zweikajütenversion angelegt, also ideal für ein Eignerpaar und deren Gäste. Das entspricht den Bedürfnissen der (statistisch gesehen) typischen Besatzung eines Boots dieser Größe, erklärt uns Sales Manager Antoine Chancelier.

Ein Reiseboot für längere Touren
Der untere Salon ist, durch über den Niedergang, eine kleine Dachluke und zwei große Lichtbänder einfallendes Sonnenlicht sehr hell. Eine Menge Stauraum ist unauffällig unterhalb der Lichtleisten der rundum laufenden indirekten Beleuchtung untergebracht. Ein Höckerchen – halb Cacha, halb Kiste – erweitert die Sechsersitzgruppe in U-Form um einen weiteren Sitzplatz. Eine komplette Küche mit Kocher, Kühlschrank und Kühlbox und die Option für eine Waschmaschine unter der Niedergangtreppe zeigen, dass die Leader 46 (auch) als Reiseboot für längere Touren konzipiert ist.


Die Master Cabin als Meisterstück
Ein Meisterstück gelingt der Werft mit der Master Cabin im Heck des Bootes. Die Raumaufteilung und die Qualität der Ausstattung lässt erkennen, dass die Leader-Serie nahtlos an größere, luxuriöse Modellreihen anschließt – und das meint weniger die „hauseigenen“ Prestige-Motoryachten als das Kabinenlayout weit größerer Schiffe wie die von Princess und Sunseeker.
Das Doppelbett in der Bugkajüte ist, einfach durch Auseinanderschieben, bei Bedarf teilbar – und ist so auch ein Seismograph für den Beziehungsstatus des Paars, das die Vorschiffskammer miteinander teilt. Werden die Einzelbetten rechts und links zur Seite geschoben, gelangt man sehr, sehr bequem über zwei Stufen ins Bett. Zudem ist der Stauraum darunter dann direkt zugänglich.
Diese pfiffige Idee des geteilten Doppelbetts ist in Sachen Komfort nicht zu Ende gedacht. Die Riegel, die rechts und links den beweglichen Bettkasten für die Fahrt arretieren, sind zu klein ausgeführt und hakelig in der Bedienung. Splitternde Fingernägel sind hier programmiert. Ein solider Bolzen ließe sich hier leicht einfügen, und es wäre eine perfekte Lösung.


Das private Bad der Eignerkabine ist nämlich entlang der Backbordseite angelegt. Öffnet man die Türen aus satiniertem Glas des Toilette- und separaten Duschraums nach außen, schließen diese wiederum gegenüber der Kabine selbst ab und lassen so ein sehr geräumiges Badezimmer entstehen. Das Doppelbett der Eignerkabine selbst ist längs angeordnet, was dem geräumigen Bad an der Seite genug Platz gibt. Auch der Schlafplatz fern der Türe ist dank eines Gangs rund um das gesamte Bett bestens erreichbar. Keine Spur von Kompromiss oder Enge. Chapeau!

Und los!
Die Fahreigenschaften der rund zehn Tonnen schweren Motorjacht lassen bei allen Manövern, inklusive Fahrt achteraus, nichts zu wünschen übrig. Quält man die Sporttop mit extremer Kurvenfahrt bei Marschtempo, bremst der Schiffskörper nur wenig ab. Der in diesem Tempo gefahrene Vollkreis misst drei bis vier Bootslängen im Durchmesser.
Quer durch den Golfe de la Napoule nehmen wir Fahrt auf. Die Sporttop hebt sanft die Nase und erreicht, mit der vollen Kraft der beiden Volvo Penta D6-370, nach nur fünf Sekunden die Gleitschwelle. Bis zur Höchstgeschwindigkeit von 34 Knoten sind es, mit fünf Personen an Bord, 19 Sekunden. Das sind über drei Knoten mehr als die Werft selbst gemessen hat. Jetzt touren die Diesel mit 3.500 U/min, und 158 Liter pro Stunde gurgeln durch die Leitungen.

Hafenmanöver mit Joy of Joystick
Der halboffenen Bauweise der Sporttop geschuldet, herrscht dann ein Geräuschpegel von 82 dBA an Bord. Weiteres Nachtrimmen bringt uns auf maximal 3.600 Motorumdrehungen pro Minute, bewirkt aber keine höhere Endgeschwindigkeit. Die niedrigste Marschfahrt liegt bei 2.400 U/min an, dann ist das 14 Tonnen schwere 14 Knoten schnell.
Dann geht es zurück zum Ausgangspunkt. Am klassisch steuerbords platzierten Fahrstand habe ich, weit oben sitzend, besten Überblick. Das Anlegen gestaltet sich per Joystick sehr angenehm und sicher. Es geht ebenso einfach wie bei einem 30 Fuß langen Boot – der jüngsten Leader-Neuheit von Jeanneau, die vor wenigen Wochen für das Jahr 2017 vorgestellt wurde.
Bei der Leader 46 muss niemand den Partner anmaulen, der mit der Leine in der Hand die Hafenmauer beobachtet. Denn Einparken lässt sich die Leader 46 punktgenau. So macht sich Jeanneau auch mit Komfortfunktionen wie dem Joystick um die Kernzielgruppe verdient: rundum zufriedene Paare, die typischen Eigner.
Mehr über das Boot: jeanneau.com
Preis
ab 415.621 Euro
Motorisierung
2 x Volvo D6-370 DP mit je 370 PS, ohne oder mit Joystick
2 x Volvo D6-400 DP mit je 400 PS, mit Joystick
2 x Volvo IPS 600 mit 2 D6-435 mit je 435 PS, mit Joystick
Technische Daten
Länge: | 12,67 m | |
Breite: | 4,10 m | |
Tiefgang: | 1,10 m | |
Gewicht: | ab 10,6 t (unser Testboot: 14.065 kg) | |
Motorisierung: | 2 x Volvo Penta D6-370 DP mit je 370 PS | |
Maximale Passagierzahl: | 12 Personen | |
CE-Kategorie: | B (küstenferne Gewässer) |