Unter dem hohen Himmel von Werder in Brandenburg zieht es uns hinaus auf den Großen Zernsee mit zwei ziemlich schnittigen Cruisern von Karnic. Aus Zypern, wo die Werft seit bald drei Jahrzehnten Motorboote baut, stammen die optisch zeitgemäßen Familienboote, die wir dort kennenlernen, wo im Sommer die Boot & Fun Inwater stattfindet.
Bei nur einem Meter Unterschied in Sachen Rumpflänge: Was macht den Unterschied zwischen dem Kajütboot Karnic SL 702 und dem Bowrider Karnic SL 601? Denn Zwillinge sind die zwei zeitgemäßen Cruiser aus Zypern ohne Zweifel nicht, mit denen wir zünftig über den Zernsee zischen.
Gut behütet durch das – zu dritt aufgebaute und schnell verzurrte – Bimini geht es zunächst mit der Karnic SL 702 vom Steg zum See. Spoiler: Der gelungen konstruierte und am Testtag trotz Lichtschutzcreme und Hut gebotene Sonnenschutz bietet genug Stabilität, um auch bei höherer Geschwindigkeit nicht ins Flattern zu geraten.


Von außen betrachtet zeigt sich das Boot ebenso elegant wie klassisch mit der Gliederung in vier Sektionen. Das große Sonnendeck vorn nimmt rund ein Drittel der Fläche ein. Hinaus aufs Wasser oder vom Steg aufs Boot geht es über den Bugspriet.
Vorkühlen und anderes Praktisches
Autoschlüssel, Handy samt Ladekabel und Ersatzbrille finden Platz direkt oberhalb des Fahrstands, der sich mit Kartenplotter und der Einhebelschaltung von Mercury total reduziert zeigt, dazu einige wenige Schalter. Das war’s. Alle wesentlichen Angaben werden uns über das Display eingeblendet. So soll das sein.

Im Mittelpunkt des Weekenders ist die Doppelsitzbank für Fahrer und Beifahrer platziert, dahinter – wiederum klassisch – Wetbar, große Kühlbox und Einflammenherd. Die Kiste fürs Kühlgut wirkt ein bisschen ambulant, und das ist sie auch – mit Absicht. Denn die Kühlbox namens Iglo Marine Ultra Legend kommt vorgekühlt an Bord. Das erspart das Bunkern Dose für Dose vor Ort.
In die breite Sitzbank für vier Personen direkt vor dem Motor lassen sich Rückenlehnen einstecken. Die beiden Heckplattformen rechts und links vom Motor sind mit SeaDeck belegt, einem korkartigen weichen Material, das schnell trocknet. Hier ist gewissermaßen das Doppelsprungbrett als Zugang zum Wasser.
Maximal 80 km/h
Nach dem Dokumentieren der Füllstände – 80 Liter Benzin sind im 200 Liter fassenden Treibstofftank – geht es los zum Praxistest auf der Schnellfahrstrecke. Die Karnic SL 702 zeigt dabei ein hervorragendes Fahrverhalten.

Der V6-Motor von Mercury mit 225 PS Leistung ist zwar merklich zu hören, als wir aufs Maximum beschleunigen, das Boot zeigt sich bei Geradeaus- und Slalomfahrt durchgängig als gutmütig und absolut spurtreu.
Auch beim scharfen Einlenken mit hoher Geschwindigkeit versetzt der Rumpf nicht. Der Steuerstand ist ergonomisch vorbildlich gestaltet: Das Lenkrad ist optimal platziert, im Display lassen sich alle wesentlichen Werte zu Tiefgang, Geschwindigkeit und Motor gut ablesen.

Als maximales Tempo erreichen wir 35 Knoten bei rund 5.000 U/min, also fast 65 km/h. Praktisch ist die Active-Trimm-Funktion von Mercury, die den Motor automatisch in die optimale Position bringt. Mit der Pro-X-Motorenversion mit 250 PS am Heck, so erzählt uns René Schönemann von unserem Gastgeber T&R Yachthandel, habe das Boot schon 80 Stundenkilometer erreicht. Zu kaufen sind Karnic-Boote in Deutschland unter anderem auch bei Gründl Bootsimport.
Eine Nummer kleiner
Zeit für einen Wechsel auf dem Wasser. Auch der Daycruiser Karnic SL 601 ist konzeptuell ein kompaktes Kabinenboot, nur in kleinerer Ausführung. Die Sechsmeter-Karnic hat an Deck annähernd die gleiche Ausstattung und Aufteilung wie das größere Flaggschiff.

Fast identisch wirkt bei beiden Booten der zentrale Block in der Bootsmitte, der die Wetbar, den Herd und die zweiteilige Sitzbank für Fahrerin und Copilot aufnimmt. Der Platz am Heck und in der Plicht ist bei der SL 601 naturgemäß etwas geringer als bei dem Boot, das wir kurz zuvor verlassen haben. Dennoch haben hier drei bis vier Leute – im Zweifel sogar fünf – genug Platz, um den Feierabend einzuläuten.