Haben Sie es auch geglaubt? Man traut diesen Superreichen ja alles zu, also warum nicht auch das: Seit einigen Tagen überschlagen sich viele Medien vor Aufregung über die Superyacht „Aqua“ und ihren potenziellen Käufer. Danach habe der Milliardär Bill Gates, bestgehasster Erfinder von Bürosoftware, ein futuristisches Luxusschiff mit Wasserstoffantrieb für 600 Millionen Euro als Privatyacht gekauft.
Damit der Ärmste zukünftig nicht mehr darauf angewiesen ist, von gut gelaunten befreundeten Milliardären wie dem russischen Wodka-Produzenten Jurij Shefler zu einem Törn auf dessen Superyacht eingeladen zu werden. Wir hätten es ihm gegönnt. Denn Billy-Boy hatte bisher kein eigenes Boot. Dass so ein Zustand für den zweitreichsten Mann der Welt unhaltbar sein muss, leuchtet ein.
Superreicher kauft Superyacht – eine Super-Ente
Superreicher kauft Superyacht. Eine super Geschichte, zweifellos – doch leider stimmt sie nicht. Genauer gesagt: Eine Super-Ente. Versichert zumindest seit heute (10. Februar) nicht minder aufgeregt das Designbüro Sinot aus den Niederlanden, das Pläne der 112 Meter langen schwimmenden Dekadenz erst im vergangenen Jahr offiziell vorstellte.
„Aqua not sold!“
„Aqua not sold!“, heißt es jetzt auf der Firmen-Website ebenso lakonisch wie zweideutig. Es gebe keinerlei Verbindung zwischen dem Schiff, das noch in Entwicklung befindlich ist, und Mr Gates. Die Firma ergänzt: „Unglücklicherweise ist sämtliche ‚Information‘ in diesen Zeitungsartikeln nicht korrekt.“ Mehr noch: „Aqua ist ein Konzept-Entwurf, der in Monaco gezeigt wurde, um eine bessere Zukunft zu bauen.“
Lesen wir da leise Kritik oder gar Ironie? Meint Sinot etwa, eine bessere Zukunft könne nur bauen, wer die Aqua nicht an schwerreiche Softwareentwickeler verkaufe? Dann wäre ja jetzt immerhin die Zukunft gerettet. Doch andererseits schade: Wie viele schöne Zukünfte hätte Sinot noch bauen können, wenn diese erste (die „Aqua“ nämlich) für 600 Millionen Piepen an den zweitreichsten Mann der Welt gegangen wäre?
Doppelt so teuer wie Abramowitschs „Eclipse“
Manchmal sind alternative Fakten eben doch die schöneren… Zu gern hätten wir die Story geglaubt, zumal die Yacht eines Gates‘ durchaus würdig ist: Mehr als doppelt so teuer wie zum Beispiel Abramowitschs „Eclipse“, noch dazu mit dem emissionsfreien Wasserstoffantrieb ausgerüstet, wäre das Boot mit dem wieder trendigen Panzerkreuzer-Steven als Bills erstes Boot gerade noch durchgegangen. Eine Story fast so schön wie die A, das größte Segelschiff der Welt.
Die vollständig verglaste Bugsektion mit Panoramablick übers Wasser hätten wir als Anspielung auf Gates‘ lukrativste Schöpfung, das Betriebssystem Windows, voll okay gefunden (wenn wir aus eigener, leidvoller Erfahrung auch nicht dazu raten würden, die Bordtechnik davon steuern zu lassen). Das und weitere anspielungsvolle Unterstellungen sind nun sämtlich ins Wasser gefallen, leider. Zukunft statt Gates, könnte die Kurzform heißen.
Die Zukunft ist also noch immer zu haben
Ein Gutes hat das Dementi aber dennoch: „Aqua“ ist demnach also wieder (bzw. noch immer) zu haben – die Zukunft kann weiterhin gekauft werden. Wer auch immer etwas auf sie gibt; der Preis darf als Schnäppchen bezeichnet werden.
Zwar sind 600 Millionen für Habenichtse ein ehrgeiziges Vorhaben, doch die hatten bekanntlich auch früher nicht so viel Zukunft. Für alle dagegen, die sich die „Aqua“ leisten wollen, hält sie bestimmt alles, was das Designbüro verspricht… – sie muss bloß noch gebaut werden.