Kleine Kinder auf Sportbooten sind bekanntlich ein Reizthema: Muss geschleust werden oder steht ein Anlegemanöver an, sind die geliebten Quälgeister garantiert hellwach und nerven die Eltern-Crew. Festbinden? Schwierig, denn dann wird‘s erst richtig laut. Die Lösung an Bord der neuen Parker Sorrento könnte heißen: Geht doch spielen im Kabuff!
Es ist anzunehmen, dass die Kleinen jubeln werden. Denn die Achterkabine in dem Tageskreuzer hat etwas von einer gemütlichen Höhle. Schummriges Licht dringt durch das Fenster im Heck und durch die transparente Glastür. Niemand stört. Die ausgedehnte Matratze wird zur Spielwiese. Drei Stufen führen direkt zum Cockpit. Eine transparente Schiebetür lässt Licht ein und erlaubt auch mal einen diskreten Kontrollblick von außen.
Und wenn der Piraten-Nachwuchs doch mal ungefragt aufkreuzt, hält eine ebenfalls transparente Pforte ihn davon ab, die Badeplattform zu entern. Selten haben wir ein so sicheres Bord-Spielzimmer für die Kleinen gesehen. Und weil sie ihren Nachwuchs so sicher und vergnügt unter Deck wissen, können Mama und Papa oben auf Deck ebenfalls Spaß haben – nämlich beim Fahren!
Es ist wahr: Die Parker Sorrento sieht mit ihrer Raubkatzen-Schnauze nicht nur sportlich aus. Sie ist es auch. Mit ihrem zweistufigen Gleiterrumpf und der maximal möglichen Motorisierung von zwei mal 350 PS haben wir es mit einem Sportcoupé auf dem Wasser zu tun. „Dabei ist sie aber sehr gutmütig“, erklärt Chris Scott, Werftchef von Parker, das Fahrverhalten des maritimen GTI.

Im Wesentlichen ein sicheres Familienboot
Er schiebt die beiden Fahrhebel nach vorn. Die Sorrento macht einen Satz in dieselbe Richtung, wird dann kontinuierlich schneller. Die Power, die da schiebt, scheint endlos. Im Nu haben wir 20 Knoten erreicht, und noch ist absolut nix von den beiden Mercury-Zwillingsantrieben am Heck zu vernehmen. 30 Knoten, und kein Ende des Schubs in Sicht. Das Boot bleibt dank Auto-Trim gut ausbalanciert.
„Die Sorrento ist gut für alle“, ergänzt Chris Scott, ohne die Stimme anheben zu müssen. „Für Menschen mit forschem Fahrstil ebenso wie solche, die sich auf dem Wasser vor allem sicher fühlen möchten.“ Es sei im Wesentlichen eine „Crossover-Hybrid-Produktion, die das Beste aus allen Welten verbindet“, fährt er fort und muss selbst spontan lachen über seine Tautologie.

Also das maritime Pendant zur eierlegenden Wollmilchsau? Chris versucht es noch einmal: Die Sorrento ist „ein Allrounder“, und trotz des sportlichen Anstrichs auf jeden Fall ein Boot für Familien. „Wenn du am Steuer einen Fehler machst, beschützt dich das Boot vor Schlimmerem.“
Es fühlt sich an, als ob das ESP eingreift
Das muss natürlich gleich ausprobiert werden. Ein schneller Dreh am Steuer bei 35 Knoten, plötzliches Gaswegnehmen in einer S-Kurve, starke Beschleunigung aus dem Wendemanöver – das macht die Parker Sorrento brav mit. Kein Moment, in dem man Sorge vor einem Ausbrechen oder Wanken hat. Es fühlt sich wie im Auto an, wenn das elektronische Stabilitätsprogramm eingreift, um die Karosse am Kippen zu hindern. Nur, dass es bei der Sorrento gewissermaßen im Rumpf eingebaut ist.

An mangelnder Leistung kann es jedenfalls nicht liegen, dass die Baunummer 1 so satt im Wasser liegt. Mit 600 PS ist sie gewiss nicht untermotorisiert. Ein paar heftige Lasten- und Richtungswechsel später sind drei ungenutzte Rettungswesten von der Bank geflogen und ein Kollege hat mich stirnrunzelnd gebeten, „doch bitte sanfter“ zu fahren – aber von wackeligem Handling immer noch keine Spur.
„In der Vergangenheit haben wir schnelle Offshore-Rettungsboote gebaut, von dieser Erfahrung zehren wir heute beim Yachtdesign“, sagt Chris Scott. So komme es, dass die Sorrento einerseits der „perfekt sichere Familienkreuzer“ sei, andererseits ein Boot zum Spaßhaben. „Du kannst es für Wasserski nutzen, oder um damit herumzubratzen, weil es eben schnell ist wie Hölle.“
Zielgruppe: Best Ager mit Enkeln
Scott begeistert sich immer mehr an der Vielseitigkeit der neuen Parker: „Du kannst sie als Tagesboot nutzen, als Weekender, aber auch eine ganze Woche.“ Dafür sei das maritime Sportcoupé komfortabel ausgestattet. So gehört zum Beispiel eine Dusche mit Stehhöhe zur Basisausstattung. Ist die Zielgruppe ähnlich breit gestreut wie dieses Tages-Wochenend-Wochen-Gleit-Kabinenboot? „Die Mehrheit ist älter als 60, die fahren mit den Enkeln, also Kinder zwischen drei und vielleicht sechs Jahren.“