Carl Kai Rand hat eine Bilderbuch-Biografie: Schon mit sieben wusste der junge Däne, dass er einmal Bootsbauer werden würde. Seit damals sind er und sein Bruder Oscar permanent auf dem Wasser unterwegs – kein Zufall in Kopenhagen.
Und erst recht kein Zufall, dass die Motorboote der beiden Brüder besonders auffällige Garderobe tragen: Die Eltern sind in der dänischen Modewelt eine feste Größe. Dass Kleider Leute machen, war Karl also schon von Kindesbeinen an klar – und dass dieses geflügelte Wort auch für Boote gelten kann, zeigt sein neuester Entwurf: die Source 22.
Kleider machen also auch Boote. Seit 2014 schneidern die Rand-Brüder an den maritimen Garderoben, anfangs für die ebenso simplen wie praktischen Miet-Bötchen Picnic. Als sie damit ausreichend Erfahrung gesammelt hatten, wagten sie sich an Größeres. Das ist inzwischen bis zu zehn Meter lang, die Commuter- oder Tages-Yacht Escape 30. Dänisches Design ist eine der selbstdefinierten Markeneigenschaften, außerdem Nachhaltigkeit: Alle Rands gibt es auch mit Elektroantrieb.
Bei Rand ist es üblich, jedem Modell seinen eigenen Namen zu geben. Daher gibt es nur eine Source, eben dieses 6,76 Meter lange, offene Motorboot mit Steuerkonsole. Im Vergleich zur etwas größeren Spirit 25, über die float vergangenes Jahr berichtete, ist das jüngste Kind der Rand-Familie deutlich günstiger: Die Preisliste für den kleinen Bowrider beginnt bei 63.900 Euro, fast 50 Prozent unter der Spirit. Dabei sind viele Extras inklusive. In dieser Ausführung ist ein 150 PS starker Mercury-Außenborder installiert. Aber natürlich gibt es noch viel mehr, sowohl aufpreispflichtige Ausstattung wie auch Motoren.

Dazu gehören neben zwei Elektromotoren von Torqeedo, dem deepBlue 50 und dem E-Drive 170 kWh auch stärkere Außenborder oder wahlweise Innenbord-Benziner von Mercury. Der größte leistet 250 PS aus 4,5 Liter Hubraum und sollte in der Lage sein, der Source 22 Flügel zu verleihen. „50+ Knoten“ wirbt Rand – wir haben das nicht überprüfen können, da am Testboot lediglich ein 200-PS-Außenborder von Mercury hängt. Doch auch der schiebt beträchtlich, wie wir später erfahren sollen.
Die „Endlosschleife“ als Design-Element
Doch erst einmal machen wir eine Runde ums Boot am Steg. Das ist überaus entspannt, denn Rand stellt die Source 22 nicht im winterlichen Kopenhagen vor – sondern in einem natürlichen Habitat für offene Sportflitzer: an der Küste Dalmatiens. Auch das ist kein Zufall, denn hier werden die Rand-Boote gebaut. Es weht eine frische Brise, die die bereits recht hohen Temperaturen etwas ausgleicht.
Die Source 22 ist nach der rund sechs Meter langen Breeze 20 ebenfalls ein Bowrider und Sportkonsolen-Boot, das zweitkleinste Modell von Rand Boats. Und wie die nächstgrößere Mana 23 (auch mit Sportkonsole) unterscheidet sie sich in der Linienführung etwas von den großen Modellen; ihr fehlt zum Beispiel der markante Gummi-Bumper, der sich bei anderen Modellen in Höhe der Badeplattform anmutig nach unten wölbt und als Gestaltungselement den gesamten Rumpf verschlankt. Doch wir vermissen diese Linie nicht. Ohne sie wirkt das Design noch ein wenig reduzierter. Im Profil sieht die Source 22 dadurch modern und attraktiv aus.

Rand vergleicht die äußere Anmutung mit der von Luxus-Sportwagen. Die glatten Bordwände werden durch ein neuartiges Gestaltungselement – Rand nennt es die „Endlosschleife“ – aufgelockert. Durch diese eingearbeitete, geschwungene Profilierung wirkt das Boot noch schlanker und dynamischer, als es ohnehin schon war. Auch Licht und Schatten spielen anders auf diesen gestuften Flächen.
Sehr viel Stauraum unter der Rückbank
Oscar Rand leitet den Test ein, indem er das multifunktionale Layout demonstriert. Die umlegbare Rückenlehne des zweisitzigen Steuersitzes ist nicht wirklich neu, aber bei der Source 22 praktisch und solide gelöst. Sie kann mit einem schnellen Handgriff nach vorn geklappt werden, sodass Skipperin und Beifahrer sich mit den hinteren zwei Fahrgästen zu einer Vierer-Gruppe um den Tisch platzieren können.