Kleines „e“ mit großer Bedeutung: Die First 44e und die Oceanis 30.1e sind Beneteaus erste Schritte in den nachhaltigen Bootsbau. Die französische Werftgruppe hat die Pilotprojekte auf dem Salon Nautic präsentiert. Sie sind das Ergebnis der neuen Nachhaltigkeits-Strategie des weltgrößten Serienbootbauers und sollen den Weg in die zukünftige Kreislaufwirtschaft bei Beneteau ebnen.
Nichts Geringeres als die Umstellung der gesamten Produktion in Richtung Kreislaufwirtschaft plant der Marktführer für die kommenden zehn Jahre und will damit seine Marktposition in eine grünere Zukunft des Bootsbaus sichern. Im Interview mit CEO Gianguido Girotti stellte float das neue Konzept vor kurzem vor.

Bisher meinte man im Bootsbau, wenn es um Nachhaltigkeit ging, vor allem die Antriebe, nicht die Verbundstoffe. Die First 44e ist das erste Boot der Beneteau Group, dessen Rumpf recycelbar sein wird, zumindest teilweise. Zum Ende seines Lebenszyklus kann der GFK-Verbundstoff chemisch wieder in seine Einzelteile Glasfaser und Harz zerlegt werden. Bisher war dies nicht möglich.
Das Harz, das wieder loslässt
Als erstes Serienmodell, dessen Rumpf mit Elium-Harz gebaut wird, hat Beneteau zusammen mit dem Harzhersteller Arkema den Herstellungsprozess für die First 44e entwickelt. Das Elium-Harz kann beim Recyclen des Boots von der Glasfaser wieder getrennt und zu einem Teil in den Produktionsprozess zurückgeführt und wiederverwendet werden. Dieser Kreislauf verringert den Rohstoffbedarf und das Abfallvorkommen und trägt dazu bei, den Lebenszyklus von Booten zu verbessern.
Ein Harz kann man im Verbundstoff nicht einfach durch ein anderes ersetzen. Drei Jahre lang hat Beneteau zusammen mit Arkema den Herstellungsprozess angepasst und die Verarbeitung justiert, damit die Qualität des Rumpfes, Gewicht, Festigkeit, Dichte und Fahreigenschaften auf gleichem Niveau bleiben. Dies sei nun mit der First 44e gelungen, so Girotti. Das Boot unterscheidet sich äußerlich in nichts von der anderen First 44. Und der Preis sei auch überschaubar, so der CEO.

Das Material besteht neben dem neuen Harz weiterhin aus Glasfasern. Man bemühe sich aber, wann immer möglich auch Fasern natürlichen Ursprungs wie Flachs oder Hanf und biobasierte Harze bei der Herstellung von nicht-strukturellen Verbundstoff-Teilen zu verwenden.
Klein, aber voraus
Einen großen Schritt weiter geht Greenboats. Die deutsche Werft um Friedrich Deimann ist inzwischen auch Flachsfaserhersteller. Deimann verwendet ausschließlich Flachsfaserverbundstoffe mit biobasierten Harzen. Die lassen sich nach der Verarbeitung zwar nicht mehr trennen, haben aber die beste CO2-Bilanz unter den Verbundstoffen, weil Flachs beim Wachsen CO2 bindet und damit eine deutlich bessere CO2-Bilanz aufweist.

Mit der First 44e und der Oceanis 30.1e geht Beneteau zwei Wege, um den CO2-Fußabdruck der Freizeitschifffahrt zu reduzieren. Der eine ist Verbesserung der recyclebaren Rumpfmaterialien, der andere die CO2-freundlichere Antriebsart. Hier hat Beneteau in Partnerschaft mit Torqeedo zwei Arten von Elektroantrieben für seine Boote entwickelt.
Wie schon die Excess 15 verfügt die First 44e über ein serielles Hybridantriebssystem. Zwei Pods – in denen die Elektromotoren für den Antrieb der Faltpropeller untergebracht sind – werden von einem 20-kWh-Batteriepark gespeist. Die Batterien können entweder im Hafen über Stromstationen oder auf See über einen Dieselgenerator (daher Hybrid) aufgeladen werden. Dieses System verspricht große Reichweite und viel Komfort an Bord.

Silent Yachting
Die Hybrid-Motorisierung ermöglicht eine neue Art des Segelns, bei der man auch bei wenig Wind mit Motorunterstützung fast lautlos unterwegs ist. Diese serielle Hybridlösung bietet auch am Ankerplatz eine große Energieautonomie.

Bei der Oceanis 30.1e wurde eine komplett elektrische Lösung gewählt, ebenfalls auf der Basis eines Torqeedo-Pods, dessen 5-kWh-Batterie im Hafen oder mithilfe von Solarmodulen aufgeladen werden kann. Zunächst soll die Oceanis 30.1e wegen ihrer geringeren Reichweite nur auf Binnengewässern eingesetzt werden.
Für Beneteau sind diese Modelle der Anfang eines langes Umbauprozesses, den die Werft nun angehen will. Kreislaufwirtschaft wird in naher Zukunft das Gebot der Bootsproduktion sein. Beneteau geht hier als weltgrößte Serienwerft den ersten Schritt. Andere werden folgen … müssen.