Kontrolleur soll Geldprobleme gehabt haben
Hintergrund der Selbstanzeige des Mitarbeiters ist wohl ein günstiges Darlehen. Dies soll er von der beauftragten Werft oder von Firmen, die für bestimmte Aufgaben zuständig waren, für ein privates Bauprojekt erhalten haben, nachdem er in finanzielle Schwierigkeiten geraten war. Ob und in welcher Form die Werft im Gegenzug davon profitieren konnte, es also eine Gegenleistung gab, ist noch unklar. Das Verteidigungsministerium jedenfalls wird den Vorgang und insgesamt die Sanierung der Gorch Fock auch intern prüfen und hat die Staatsanwalt Osnabrück darüber informiert.
Der Fall wird jetzt bei der zuständigen Zentralstelle für Korruptionsdelikte geprüft. Dann entschieden, ob ein strafrechtlich relevanter Sachverhalt vorliegt, um ein Ermittlungsverfahrens einleiten zu können. Dazu durchsuchten Ermittler inzwischen drei Betriebe und zwei Privatwohnungen in Norddeutschland.
Dabei gerät auch die Elsflether Werft zunehmend in den Blickpunkt. Es wurden größere Mengen an Beweismaterial, diverse Unterlagen und Datenträger sichergestellt, um den Zahlungsverkehr nachvollziehen zu können. Insider fragen sich längst, ob bei der Reparaturvergabe nicht nur für die Gorch Fock, sondern auch für andere Marineschiffe an die Elsflether Werft, deren veranschlagte Kosten und Abgabetermine selten eingehalten wurden, alles mit rechten Dingen zugegangen sei.
Wieviel darf ein Symbol kosten?
Wie bekannt geworden war, will die Elsflether Werft auch selbst untersuchen, was es mit dem Korruptionsvorwurf auf sich habe. Das Unternehmen hat bekräftigt, das Schiff im angegebenen Kostenrahmen fertigstellen zu wollen. Sollte die Fertigstellung nach den neuerlichen Verzögerungen doch noch klappen, soll die Gorch Fock dann wohl 2020 wieder einsatzbereit sein. Zunächst passten die Masten nicht, dann gab es Schwierigkeiten mit dem Motor und unter dem neuverlegten Teakboden rostet der Stahl.

Aus Schleswig-Holstein haben sich im Vorfeld des Berliner Krisentreffens etliche Fürsprecher für den Erhalt des Segelschulschiffs der Marine ausgesprochen. Darunter sind der Landtagspräsident Schleswig-Holsteins, Klaus Schlie, und Vertreter des Deutschen Marinebunds. Für Schlie ist die Bark nicht nur einfach ein Schiff, sondern ein nationales Symbol im In- und Ausland.
Außerdem, so Landtagspräsident Schlie, sei der Kieler Landtag dem Dreimaster auch durch eine Patenschaft verbunden, genieße hohes Ansehen, sei Besuchermagnet und auch oft in diplomatischer Mission im Einsatz. Ein Schiff im Trockendock dürfte allerdings keine Gäste anziehen.
Schon am letzten Sonntag war dementiert worden, dass beim heutigen Gespräch im Ministerium eine Stilllegung der Gorch Fock zur Debatte stehe. Man wolle sich erst einen Überblick über den Stand der Sanierungen verschaffen. Das Ende bleibt offen, doch der Geldhahn ist zu.