Es geht Schlag auf Schlag bei der Berliner Fahrgastschifffahrt: Erst kürzlich berichtete float von den Problemen, die auf einem der größten Binnenreviere Deutschlands die technische Innovation zu hemmen scheinen. Dort sind von über 100 Fahrgastschiffen bisher noch rund 90 Prozent mit Verbrennungsmotoren unterwegs. Jetzt meldet die kleine Reederei Berliner Wassertaxis die erfolgreiche Umrüstung von zwei Schiffen auf Elektroantrieb. Und das dritte folgt in Kürze.
Die „Oranje Nassau“ ist das erste von drei 17,50 Meter langen Kanalbooten, das Reeder André Siebach vom Dieseldampfer zum Elektroschiff umrüsten ließ. Inzwischen ist auch das zweite Ausflugsboot in Betrieb. Nummer 3 soll Ende des Jahres über die Spree schnurren.
Elektromobilität auf dem Wasser schafft völlig neue Aufgaben – für die Crew. „Beim Verbrennungsmotor wusste der Mann am Steg: Wenn der Gang drin ist und der Motor lauter wird, muss ich die Leine losschmeißen“, sagt André Siebach zu float. Beim Elektromotor funktioniere das nicht mehr: Der Gang ist immer drin, und der Motor ist in den unteren Drehzahlbereichen nicht zu hören. „Die müssen jetzt miteinander reden …“
Innerbords dagegen wird manches hörbar, was zuvor nicht ankam, aber auch nicht vermisst wurde. „Man nimmt auf einmal die Kaffeemaschine und die Klospülung wahr“, sagt Siebach. Luxusprobleme neben einem völlig neuen Fahrerlebnis: eben lautlos, rauchlos, geruchlos. „Man hört jetzt ein bisschen Schraubengeräusche und viel Plätschern“, sagt der Reeder im Gespräch mit float.
Genügend Strom für sieben Stunden Fahrt
Die Oranje Nassau ist das erste Berliner Fahrgastschiff mit einer Systemlösung von Torqeedo, dem bekanntesten Spezialisten für Elektromobilität auf dem Wasser. André Siebachs Resümee in typisch Berliner Lakonie: „Wir sind nicht enttäuscht“ – auch nicht von der Effizienz des Antriebs Deep Blue 50i mit 50 kW. „Wir können sieben Stunden fahren, danach laden wir am Liegeplatz mit 32 Ampère über Nacht wieder auf.“

Da die Oranje Nassau und ihre Schwesterschiffe maximal 10 km/h schnell fahren und auf der Spree weitestgehend 6 km/h erlaubt sind, halten die Energiespeicher an Bord einen ganzen Tag lang. Etwa 13 kW zieht der Propeller. Damit fährt das Fahrgastschiff wirtschaftlicher als viele moderne Elektroautos. „Es steht und fällt mit dem Tempo“, sagt Siebach. Das hat Folgen: „Der E-Antrieb erzieht zum sparsamen Fahren.“
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[…] Quelle: floatmagazin.de […]