Seitdem Stahl fast komplett aus dem Segelyachtbau verschwunden ist, hat schimmerndes Aluminium dessen Position eingenommen. Dabei geht es vor allem um Sicherheit: Das Leichtmetall hat bei gleicher Stärke etwa die doppelte Festigkeit von GFK. Und seine Lebensdauer ist praktisch unbegrenzt.
Die Ovni 400 und die Allures 40.9 standen auf der boot Düsseldorf 2020 keine fünfzig Meter voneinander entfernt – für uns eine gute Gelegenheit, einen vergleichenden Blick auf beide Boote zu werfen. Die beiden französischen Marken, die seit langem auf und mit dem Werkstoff Aluminium bauen, erfreuen sich bei deutschen Fahrtenseglern anhaltender Beliebtheit.
Natürlich sollte man auch mit einem Alu-Boot nicht auf die Felsen rauschen, schon gar nicht bei Seegang. Aber ein Kratzer oder selbst eine Beule im Aluminium – seit Jahrzehnten weltweit geschätzt bei robusten Arbeitsbooten – sind doch etwas anderes als ein struktureller Schaden im GFK einer Blauwasseryacht.
Unterschiedliche Zielgruppen
Die beiden 40-Fuß-Schiffe – die Allures aus Cherbourg am Ärmelkanal, die Ovni aus Le Chateau d’Olonne an der Atlantikküste – stehen exemplarisch für Aluminium-Segelyachten. Aber sie stehen auch für unterschiedliche Ansätze und Zielgruppen.
Die eleganten Schiffe von Allures Yachting sind stylisher, und sie genießen das größere Renommee als ihre Marktbegleiter. Ovni dagegen gilt als das Arbeitspferd der Alu-Globetrotter. Die Knickspantfertigung ist diese Serie eben auch ein bisschen günstiger. Um so interessanter ist es, dass der Grundpreis beider Boote annähernd gleich ist.
Praktisch unbegrenzte Lebensdauer
Allures baut Langfahrt-Yachten, deren Lebensdauer praktisch unbegrenzt ist – ordentliche Pflege vorausgesetzt. Grand Large Yachting, so der Name der Werftgruppe, baut neben Allures auch Boote der Marken Outremer, Gunboat und Garcia.
Auf der boot Düsseldorf 2020 gezeigt wurde die Nachfolgerin der erfolgreichen Allures 39.9. Der Rumpf der neuen Allures 40.9 ist tatsächlich keinen Zentimeter länger als der ihrer Vorgängerin. Nur wird jetzt der Bugspriet, der von der Allures 45.9 übernommen wurde, mit dazu gerechnet. Und die Werft hat einiges unternommen, die schon als perfekt geltende Allures 39.9 noch zu verbessern.
Praktisch: Man kann mit der Allures auch flache Häfen anlaufen oder trockenfallen, was besonders in unbekannten Revieren hilfreich ist. Mit dem Integralschwert hat der Rumpf zwischen 1,06 und 2,75 Metern Tiefgang. Das verleiht ihm in Verbindung mit einer Doppelruderanlage sehr gute Amwind-Eigenschaften.
Im Achterschiff hat der Skipper an Steuerbord seinen Technikraum. (Und natürlich die Skipperin: Uns ist eine Flugzeugbau-Ingenieurin bekannt, die an Bord alles zerlegt, was Schrauben hat.)

Werftfrischer Glanz schimmernder Spanten
Statt des Technikraums wird auch eine zweite Achterkabine angeboten, in dieser Version hat das Schiff drei separate Schlafräume und zwei etwas kleinere, aber absolut ausreichende Nasszellen. Die Raumaufteilung ist praktisch und bewährt. Die Einrichtung aus Alpi-Light-Oak, das hochwertiger ist als gewöhnliches Sperrholz, wurde in vielen Details unauffällig verbessert.
Es gibt jetzt mehr Stauraum in der Pantry und generell mehr Platz im Salon. Die Tür zum Technikraum ist so breit, dass man eine von der Werft eingebaute Waschmaschine auch wieder hinausbefördern könnte, wenn es mal nötig sein sollte.
Öffnen wir die Tür im Heckschott, um die Ruderanlage zu inspizieren, erblicken wir schimmernde Aluminium-Spanten auf ebensolchem Aluminiumblech, der werftfrische Glanz weicht im Lauf der Zeit natürlich dem milchigen Hellgrau einer schützenden Oxid-Schicht.
Ideal für die Langfahrt
Es ist alles auf den langen, komfortablen Aufenthalt an Bord eingerichtet. Zwei 13-Kilo-Gasflaschen passen in eine der Backskisten, die von der Badeplattform her zugänglich sind.
Der Geräteträger am Heck ist größer geworden und hat Platz für Solar-Paneele mit bis zu 1000 Watt Leistung, auch er stammt von der Allures 45.9, wie wir von Nils Schürg erfahren. Sein Unternehmen Blue Yachting vertritt in Deutschland neben Allures und der Partner-Marke Garcia auch die Boote von Elan.
Ein kleines Detail nur, das aber zeigt, dass Praxistauglichkeit höchste Priorität genießt: Für einen stabilen Niro-Handgriff am Aufbau, der dem Sprayhood im Wege ist, gibt es eine Klappe im Tuch. Das ist deutlich aufwändiger, als den Griff wegzulassen – aber Sicherheit geht den Yachtbauern eben vor.
Deck mit GFK belegt
Das Deck ist, wie schon beim Vorgängermodell, aus GFK gefertigt, verklebt und mit Aluminiumschrauben verschraubt. Das ermöglicht eine bessere Wärme- und Schallisolation als ein Aludeck und ist zudem auch leichter. Die Püttings und der Dieseltank sind mit dem Rumpf verschweißt, der Kunststoff-Wassertank dagegen stellt ist eine separate Einheit.
Wie bei einer Langfahrtyacht zu erwarten, ist die Ausstattungsliste umfangreich. Für 372.000 Euro in der Basisvariante bekommt man ein segelfertiges Schiff. Die Allures 40.9 kommt mit einem dreifach reffbaren Groß, Rollgenua und einem 50 PS starken Saildrive von Volvo Penta, der beim Trockenfallen geschützt hinter dem Integralschwert liegt.