Vereinfacht gesagt: Wenn Du eine Förderung bekommst, musst Du alles einspeisen – und dann darfst Du es zurückkaufen. Meine Sorge ist, dass wir so keine vernünftigen, wettbewerbsfähigen Preise in Deutschland erzielen werden und eine weitere Chance zur Energiewende verpassen. Und so, wirtschaftlich gesehen, dies anderen Ländern überlassen.

Funktioniert auch in der Freizeitschifffahrt die Kombination aus Brennstoffzelle und Elektromotor?
Definitiv ja! Es gibt auch bereits Projekte und erste Umsetzungen. Interessant an der Geschichte ist, dass eine Brennstoffzelle im Verhältnis zu Akkus viel günstiger ist. Teuer ist bisher die Wasserstoffspeicherung. Und genau hier sind deutlich mehr Fortschritte denkbar als bei der Akku-Speicherung. Das heißt: Eine rein elektrisch-hybride Lösung aus Brennstoffzelle und Akku kann heute schon günstiger sein als eine reine Akku-Lösung.
Womit wir beim Konzept der Elektra sind…
Richtig. Aber der Elektra-Ansatz muss richtig adaptiert und auf den Anwendungsbereich ausgelegt sein. Was will der Sportschiffer mit dem Boot machen? Will er tagsüber fahren und kehrt dann nach Hause zurück? Oder will er Wasserwandern, und die nächste Stromzapfstelle oder Wasserstofftankstelle ist sieben Tage entfernt? Dann braucht er ein System, das auf diese Entfernung ausgelegt ist. All diese Lösungen werden aber im Moment nicht günstiger als der Diesel sein. Weder bei den Investitionskosten noch bei den Betriebskosten.

Wohin, glauben Sie, wird die Entwicklung bei elektrischer Mobilität auf dem Wasser gehen?
Ich glaube, bei den Investitionskosten wird es sich weitestgehend über die Stückzahlen regeln. Die richtige Brennstoffzelle hat den Vorteil, dass sie quasi wartungsfrei 15.000 Betriebsstunden und mehr hergibt. Man muss eben eine ehrliche Rechnung machen und auch addieren, was das Energiesystem über einen Zeitraum von fünf oder zehn Jahren kostet – mit Anschaffung, Verbrauch, Unterhalt und Wartung.
Die richtige Brennstoffzelle ist übrigens nach 15.000 Betriebsstunden noch nicht kaputt. Wir können sie refitten. Die Teile der Brennstoffzelle, die verschleißen, lassen sich – anders als beim Akku – günstig ersetzen. Dafür muss nicht das gesamte System erneuert werden. Ein deutlicher Vorteil.
Der Preis für den Wasserstoff ist für den Freizeitschiffer nicht so relevant wie für einen Berufsschiffer, weil deutlich kleinere Mengen verbraucht werden. Man kann sicher eher ein paar Euro mehr pro Tag für Spritkosten ausgeben und hat dafür ein emissionsarmes respektive emissionsfreies System.
Die Stückzahlen bei der Herstellung von Brennstoffzellen gehen jetzt deutlich hoch. Außerdem wird die Leistungsfähigkeit und Lebensdauer der Zellen größer. Vor zwei, drei Jahren musste man vier Zellen zusammenschalten, um 100 kW zu erzeugen. Heute können wir eine erprobte Brennstoffzelle mit 100 kW und größer schon am Markt bekommen.
Was kostet diese Zelle?
Die Frage ist nach den Kosten ist natürlich verständlich. Aber leider ist sie nicht ganz so einfach zu beantworten, da wir nicht nur den reinen Kaufpreis berücksichtigen müssen. Ein direkter Vergleich mit dem Akku ist aufwendiger: Ein Akku ein Energiespeicher, während die Brennstoffzelle ein reiner Energiewandler ist. Das bedeutet: Auf Seiten der Brennstoffzelle ist auch die Wasserstoffspeicherung zu berücksichtigen.
Die ehrlichste Antwort ist, dass das Energiesystem aus Brennstoffzelle, Akku und Tank gegenüber dem Verbrennungsmotor aktuell etwa drei- bis viermal so teuer ist – was extrem abhängig vom Anwendungsfall ist. Mit wachsenden Stückzahlen wird sich dieses Delta aber reduzieren. Was die Betriebskosten angeht, werden bereits in wenigen Jahren keine wesentlichen Unterschiede mehr festzustellen sein. Und die Kosten werden sich zu Gunsten der Brennstoffzelle entwickeln.
Wenn ich den Akku ersetzen kann, der ja der größte Umweltverschmutzer im System ist, klingt das sehr vielversprechend.
Richtig. Wir bewegen uns dabei schon auf ehrlich hohem Niveau, wohl wissend um die Schwierigkeiten. In fünf Jahren wird das Verhältnis von Akku zu Brennstoffzelle schon ganz anders aussehen.
Dazu ist der Lebenszyklus von Akkus nicht sehr hoch, abgesehen vom Recycling. Richtig?
Die Recyclingquote von Blei-Batterien ist mit rund 99,9 % sehr hoch. So gesehen ist das, auch wenn es merkwürdig klingen mag, der beste Akku-Typ, den wir haben – abgesehen natürlich von der Giftigkeit von Blei. Bei Lithium stecken wir beim Recycling noch in den Kinderschuhen. Letztlich ist die Frage nach dem Akku auch immer eine Ressourcen-Frage.
Wie sieht die Ökobilanz für die Elektra aus?
Wir haben eine sehr aufwendige Ökobilanz gemacht. Wir wissen deshalb sehr genau, was bei Produktion, Betrieb und Entsorgung die wirklichen Umweltbelaster sind. Der Akku steht trotzt vieler Vorteile dabei ganz oben auf der Liste.