Die Cap Camarat 9.0 CC von Jeanneau macht auf den ersten Blick den Eindruck eines typisch US-amerikanischen Angelboots. Das Neunmeterboot mit dem Rumpfdekor im Bienenwabenmuster und markanten Angelrutenhaltern am T-Top-Dach ist aber französisch durch und durch. Ist das neueste Modell aus Deutschlands beliebtester Motorbootserie dieser Werft nun eine sehr sportliche Tender für Meeresangler oder doch ein Familienboot?
Die Motorisierung mit zwei großen, jeweils 250 PS starken Außenbordern lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass vor uns am Steg ein kräftiges Angelboot für Küstengewässer liegt. Dazu passt auch der breite Rundgang auf beiden Seiten der Konsole. Das umlaufende Gangbord macht es einfach, sich zwischen Heck und Bug zu bewegen.


Für Meeresangler-Boote typisch sind auch die versenkbaren Sitzbänke im Heckbereich. Die Bänke sind in die Bordwände der Cap Camarat 9.0 CC eingelassen und können bei Bedarf ausgeklappt werden. Dann gibt es in der Plicht genug Platz für acht Personen. Der Fall scheint klar: Hier ist alles ausgelegt fürs Angeln, oder?
Klasse Kläppchen führt unter Deck
Kaum sind wir an Bord, stellt sich heraus, dass wir es bei der erstmals im Frühjahr präsentierten Cap Camarat 9.0 CC auch mit einem Familienboot zu tun haben. Neun Meter Rumpflänge sind schließlich ein gewisses Ausmaß: Hier ist also genug Platz für mehr Annehmlichkeiten als nur ausreichend viel Auslauf an Deck für Freizeitfischer.
Da ist zum Beispiel auf dem Vorschiff eine interessant wirkende große Klappe direkt vor dem Steuerstand. Darunter vermute ich zunächst ein sehr großes Staufach. Denkste! Diese Tür ist zwar eine Klappe, doch anstelle eines Schapps ist hier eine Kabine, die sich unter dem Vorschiff befindet.
Das klasse Kläppchen erlaubt zweierlei: Man kann hier, direkt von der Vorschiffskajüte aus, in angenehm temperierten Nächten mit unverbauter Perspektive in den Himmel schauen. Zum anderen lassen sich durch den Ladeschlund auf sehr einfache Weise die Polster nach dem Tagestörn in Windeseile verstauen. Und dies, ohne dass die Decksmannschaft noch einmal rund ums Boot bis zum Niedergang laufen muss.
Apropos verstauen: Die Plicht präsentiert sich als sehr, sehr großzügig dimensioniert. Klappe ich den Tisch hoch und stelle so den Decksboden schräg, finde ich darunter den tiefen Bordkeller vor. Hier hinein lassen sich alle Fender, auch die extragroßen, vor den Blicken der Hafenkino-Gäste verborgen stauen.
Geschwister, deren Rumpf sich gleicht
Die Luft ist frisch, es ist kaum wärmer als 12 Grad über der Bucht von Cannes. Wir lassen die Promenade de la Croisette und das Palais des Festivals hinter uns und beschleunigen. Spannend ist, dass wir an Bord eines Bootes sind, dessen offizielle Weltpremiere erst sechs Monate später ist – beim Cannes Yachting Festival an gleicher Stelle. Präsentiert wird die 9.0 CC für das Modelljahr 2019. Für den Best of Boats Award 2018 ist es als Finalist in der Kategorie Best for Fun nominiert.

Bei unserem Testboot kommt der gleiche Rumpf wie beim Schwesterschiff Cap Camarat 9.0 WA zum Einsatz, das über eine große Cuddy-Kabine verfügt. Den Rumpf, der ohne Stufen auskommt, hat Michael Peters aus den USA entworfen. Etwas verwirrend ist, dass die Cuddy-Kabinenversion Cap Camarat 9.0 WA genannt wird. Unser offenes Walkaround-Boot hat wiederum CC (das steht naturgemäß für Center Console) als Zusatz. Beide Modelle eigenen sich hervorragend für Tagestouren.