Welche Art von Boot könnte für Bootsfahrer in, sagen wir, Australien interessant sein? Wer denkt hier zu Lande darüber schon nach? In Europa hat fast jedes Fahrgebiet, jedes Land einen bevorzugten Bootsstil. In Skandinavien ist man von anderen Booten fasziniert als in mediterranen Ländern. Manche Boote vereinen durch ihre Vielseitigkeit die Bedürfnisse vieler Regionen, von Zentraleuropa bis Australien, so wie die Parker 790 Explorer.
Vor genau einem Jahr, auf der boot Düsseldorf, stellt die polnische Werft Parker ihr neues Boot, die Parker 790 Explorer, als Weltpremiere vor. Nach dem Erfolg der Parker Monaco 110 als Sieger des Best of Boats Awards zieht die Neuheit sofort die Aufmerksamkeit von Presse und Messegästen auf sich.

Raue Testbedingungen in der Danziger Bucht
Doch erst sehr viel später, zum Ende des endlosen letzten Sommers, bietet sich die Gelegenheit, die Neuheit bei ziemlich rauen Seebedingungen selbst zu fahren. Für unsere Ausfahrt in der Danziger Bucht war der Name der Inwater-Bootsmesse programmatisch, während der unser Test stattfand: „Wind and Water“. Oder besser noch: Welle, Wind und Wasser.
Nach RIBs, Angelbooten, Daycruisern und Kajütbooten für Familien baut Parker Poland seit kurzem eine neue Generation Pilothouse-Boote, sprich Kajütbooten mit hohem und eher eckigen Decksaufbau. Die Parker 790 Explorer als erstes Modell der neuen Baureihe ist ein Mix der bisherigen Bootstypen: Das Schiff hat einen schnellen Zweistufenrumpf (wie er von RIBs und offenen Booten bekannt ist), bietet viel Platz und einigen Komfort im großen Deckshaus (so wie Parkers Familienboote) und einen großen (für Anglerboote typischen) offenen Heckbereich.

Als Option fürs Achtercockpit ist sogar ein zweiter Steuerstand zu haben, so wie bei Parkers Fischerbooten. Neu ist die Form des Decksaufbaus: Das rundum mit Fenstern versehene Deckshaus ist niedriger und tiefer im Schiffskörper platziert als sonst bei der polnischen Werft, dessen Gründer schottische Wurzeln hat.
Die rückwärtige Ausrichtung der Windschutzscheibe ist typisch für Steuerhausboote. Der nach unten negative Winkel der Frontscheibe verleiht der 790 Explorer ein energisches, fast aggressiv wirkendes Aussehen. Wie bei fast allen Parker-Modellen, wird das gut acht Meter lange Boot per Außenbordmotor angetrieben.
Ein schöner Tag, und taff draußen
Unsere Testfahrt beginnt am frühen Abend nach dem Ende der Bootsmesse in Gdynia. Der Tag war schön und sonnig, mit über 25 Grad Lufttemperatur. Wir wussten, dass das Meer draußen rau ist. Aber wir ahnten nicht, wie taff es werden würde.

Über die Steuerbordseite, wo sich kleine Türen aus Edelstahl befinden, geht es zu viert an Bord. Es ginge auch vom Heck aus bequem aufs Schiff: Da unser Testboot durch einen Einzelmotor angetrieben wird, ist zu beiden Seiten des Außenborders je eine große Badeplattform platziert. Die Klappleiter für Schwimmer ist in der Plattform auf der rechten Seite versteckt.
Sichere Wege
Das Achterdeck ist geräumig und sicher. Handläufe aus massivem Edelstahl und ein sehr hohes Freibord bieten Sicherheit auch für die allerjüngsten Bordgäste. Die Rückenlehne des großen L-förmigen Sofas direkt am Heck ist nach vorne und hinten umklappbar. So lässt es sich hier entspannt in zwei Richtungen sitzen.
Das Dach des Deckshauses, das fast die Hälfte des offenen Cockpits überragt, bietet wirklich guten Schutz vor Sonne, Wind und Wellen. Der einzige Kritikpunkt sind die seitlichen Gangborde: Sie sind ziemlich schmal.

Der einfachste Weg von achtern zum Vorschiff führt steuerbordseitig über zwei kleine Stufen und das Gangbord. Immerhin sind die Seitendecks sehr sicher zu begehen – den soliden Handläufen im Dach des Aufbaus und auf dem Süll sei Dank.