Trippel paktierte mit den Nazis
Reizvoll ist der Amphicar trotzdem – oder vielleicht gerade aufgrund seiner Unzulänglichkeiten. Wie René Pohl es ausdrückt: „Wer sich mit so einem Wagen beschäftigt, muss ein Rad abhaben!“


So wie der Vater des Amphicars Hans Trippel. Für seine Idee, einen Schwimmwagen zu bauen, war dem hessischen Autodidakten letztendlich jedes Mittel recht – es schreckte ihn auch nicht der Pakt mit dem Teufel. In Trippels Fall waren das die Nationalsozialisten.
In den 1930er-Jahren weckten seine Schwimmwagen die Aufmerksamkeit Hitlers, der Konstrukteur erhielt einen Rüstungsauftrag. Und ließ nebenbei – mit Hilfe von Zwangsarbeitern – Waffen produzieren.
Große Klappe, wenig dahinter
Aller Opportunismus half jedoch nichts, Trippel fiel noch während des Krieges in Ungnade. Denn auf Dauer konnte der Autodidakt gewisse eigene technische Unzulänglichkeiten gegenüber niemandem verbergen.
Das setzte sich nach dem Krieg fort: Nach einer dreijährigen Haftstrafe wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit versuchte der Getriebene seine Schwimmauto-Idee erneut an den Mann zu bringen. Immer wieder gelang es ihm, Menschen von seinem Plan zu begeistern. In der Umsetzung dann kühlte sich der Enthusiasmus schnell ab. Trippel hatte offenbar eine große Klappe, hinter der nicht viel Kompetenz steckte.
Auch den Industriellen Harald Quandt muss Trippel anfangs tief beeindruckt haben. Den Sohn von Günther Quandt, der im Krieg mit Rüstungsaufträgen reich geworden war, traf Trippel Ende der 1950er-Jahre, machte eine Riesenwelle – und durfte erneut loslegen.
Preise steigen seit langem
„Trippel konnte Leute bequatschen“, sagt René Pohl, der den Amphicar-Erfinder einmal kennenlernte. „Die Leute haben ihr Geld begeistert versenkt.“ Er ist sicher: Die Begegnung mit Trippel habe mehr als ein Dutzend Unternehmer in den Ruin getrieben.
Bei Quandt schaffte der Schwimmwagen-Visionär das zwar nicht, aber nach dessen frühem Tod bei einem Flugzeugabsturz blieb auch das Amphicar-Projekt unvollendet.
Am Ende verkauften die Händler zwei Autos zum Preis von einem. Doch bis heute bleibt der Amphicar ein Phänomen: als einziger Schwimmwagen, der in Großserie für den zivilen Markt gebaut wurde.
„Es ist die beste Kombination aus Praxistauglichkeit und Nutzwert“, sagt René Pohl. Wobei das Vehikel eigentlich für die Nutzung zu schade ist: Die Preise steigen seit längerer Zeit, für einen fahrbereiten Amphicar sind mindestens 30.000 Euro fällig.
Zugang zu Teilen und Sozialleben
Wer sich von allen Unzulänglichkeiten nicht abschrecken lassen will, der muss zumindest lange suchen: Einen Markt gibt es praktisch nicht. Selten taucht ein Fahrzeug in einer Gebrauchtwagen-Börse auf.
Kaufinteressenten setzen sich am Besten mit dem Club in Verbindung und platzieren eine Anfrage – gute Beziehungen in die Szene sind ohnehin zwingend erforderlich, um Zugang zu Reparatur-Kompetenz und seltenen Ersatzteilen zu bekommen. Vom gerühmten Sozialleben der Community einmal abgesehen …