Das Bergen des Großsegels gestaltet sich sehr einfach. Auch die Montage der Rollgenua unter Deck ist eine gute Idee: Das Segel ist damit schnellstens erreichbar, gut also für sportliche Manöver – und es ist zugleich elegant gelöst.
Ein Boot für lange Reisen
Der Motor in der Standardversion ist ein Volvo Penta mit 60 PS. Es ist auch möglich, die stärkere Version mit 75 PS oder einen Yanmar mit 80 PS zu ordern. Ein Hinweis darauf, dass die Elan GT6 sich für lange Reisen eignet, ist das Fassungsvermögen der Tanks. In den Kraftstofftank können wir bis zu 300 Liter füllen, der Wassertank fasst 500 Liter.
Auf unserem Testboot verbaut ist die Motor-Basisversion. Die Marschgeschwindigkeit mit 1.800 und 2.100 Umdrehungen pro Minute liegt zwischen 6,6 und 7,8 Knoten. Bei 2.700 U/min erreichen wir die Höchstgeschwindigkeit unter Motor von 9,1 Knoten.

„Fühlen Sie die Qualität, erleben Sie den Luxus“ ist der Slogan der Werft für die GT-Serie, die mit der Elan GT6 fortgesetzt wird. Für das Mehr an Komfort – im Vergleich auch zur Elan GT 5 – verantwortlich sind vor allem das größere Raumvolumen der Segelyacht und die neu gestaltete Inneneinrichtung.
Bei der Gestaltung des Innenraums und der Qualität der Möbel zeigt sich wieder einmal, dass hier hervorragende Handwerker hochwertige Materialien verbauen. Neben dem Komfort an Bord und der ausgezeichneten Navigierbarkeit ist auch die einfache Handhabung durch eine kleine Crew ein klares Plus. Letztere wird sich meist im Cockpit vergnügen können, wo alles dem Komfort untergeordnet ist
Sicherheit durch Performance
Sicherheit und Sportlichkeit sind durchaus vereinbar, erklärt Konstrukteur Rob Humphreys: „Cruising-Effizienz betrifft auch Leistung, denn man kommt damit schneller von A nach B und kann schlechtes Wetter vermeiden.“ Ein langsames Boot bietet da keine Vorteile.

Leistung sei jedoch mehr als nur Geschwindigkeit, ergänzt sein Sohn Tom, der ebenfalls an dem Projekt GT6 gearbeitet hat. Die Humphreys, mit denen Elan Yachts seit 26 Jahren zusammenarbeitet, haben die Yacht so entwickelt, dass sich auch starke Kräfte gut beherrschen lassen.
Und zwar sowohl für die Crew als auch für den Autopiloten. Hier wird deutlich: Ja, es geht um Performance, aber immer ausgekleidet durch eine dicke Schicht Komfort und Solidität.
Dafür bedient sich Elan Yachts aus dem Regal der Regattasegler: Die Werft weist stolz darauf hin, dass sie zu den ersten Serienbauern gehörte, die ihre Fahrtenyachten mit Doppel-Steuerstand ausrüstete. Die Zwillingsruder ermöglichen die Integration weiterer Features, die das Boot insgesamt robuster und bedienfreundlicher machen.

„Die Rumpfform kann kräftiger werden, wodurch ein größerer aufrichtender Hebel entsteht, der die Stabilität, die man vom Kiel erhält, ergänzt“, fasst Elan offiziell diese Eigenschaften zusammen. Auch das Heck kann durch diese Bauweise breiter ausfallen. Das wiederum kommt dem Innenraum-Volumen zugute.
Schließlich bleibt die Elan GT6 bei hoher Krängung länger manövrierfähig, wenn noch mindestens ein Ruder unter Wasser liegt. Dadurch lässt sich die Neuheit höher am Wind segeln als vergleichbare Yachten.
Nachhaltigkeit beim Material
Ein übriges tut der Rumpf, der dank Vakuuminfusion sehr stark und steif ausfällt. Die verwendeten Vinylester-Harze sollen auch eine präzisere Fertigung ermöglichen. Während der Produktion, die im Frühjahr in den Lockdown gehen mussten, kann die Werft mit dem eigenen 3D-System die Qualität der Laminierung permanent kontrollieren.
Nachhaltigkeit bei der Materialauswahl gehört auch zum Konzept: Das Deck besteht serienmäßig komplett aus künstlichem Teak, optional ist Naturholz möglich.
Die dritte Modellreihe hatte Elan bereits 2017 etabliert: Die Elan GT 5 kam 2017, entwickelt aus der Elan 400, und sie fand schnell viel Zuspruch. Aber anders als dieses erste Premiummodell hat die Elan GT6 keinen Vorgänger, sondern wurde quasi aus dem Nichts entworfen. Die Neuheit, die einige Monate später als geplant fertig wurde, ist dennoch auf den ersten Blick als größere Schwester der Elan GT 5 zu erkennen: Sie ragt höher aus dem Wasser, vor allem ihr Heck wirkt sehr breit.

Eine Linie aus jeweils drei getönten Fenstern im Rumpf verschlankt das Schiff merklich – optisch ähnlich historischen Stückpforten. Dieser Akzent findet sich im schwarzen Bugspriet, dem ebenso lackierten Anker und im Fensterband des Aufbaus wieder. Da befällt den Betrachter bereits eine Ahnung von Gesamtkunstwerk.
Und das ist durchaus beabsichtigt vom Designstudio F. A. Porsche. Erstmals hat das in Österreich ansässige legendäre Unternehmen an einer Serien-Segelyacht mitgewirkt. Vor wenigen Jahren hatte die monegassische Werft Dynamiq ihre GTT 115 als Superyacht-Porsche fürs Meer als schnelles Schmuckstück gestalten lassen.
Gran Turismo auf dem Wasser
„Uns kam es darauf an, nicht mit allen Mitteln Design-Statements durchzusetzen“, so Christian Schwamkrug vom Designstudio F. A. Porsche gegenüber float. Die Lebensdauer einer Yacht auf dem Wasser währe sehr lang – zu lang für billige, offensichtliche Effekthascherei.
Die Kooperation mit Elan entstand bereits vor acht Jahren, damals ging es um Ski. Denn Elan ist traditionell ein renommierter Hersteller von Wintersportartikeln. „Schon damals haben wir mit den Yachtbauern gesprochen“, sagt Schwamkrug. Es lag bereits mehr in der Luft.
Während der Entwicklung der Elan GT6 begann dann die Zusammenarbeit. „Wir haben das Boot nicht von Grund auf entwickelt. Viele konstruktive Elemente wie Rigg, Rumpf und andere Details sind durch physikalische Bedingungen ohnehin gegeben oder vom Konstrukteur bestimmt.“ Die Designer seien ganz bewusst zurückhaltend gewesen, so Christian Schwamkrug: „Es sollten eher subtile, im Detail außergewöhnliche Lösungen realisiert werden, die dem Boot einen besonderen Charakter geben.“
Das schloss allzu direkte Verweise auf die Zuffenhausener Sportwagen aus. Doch das ein oder andere Zitat hat sich das Studio F. A. Porsche erlaubt umzusetzen, etwa den dunklen Bügel, der die Abgrenzung zur Kajüte und dem Niedergang bildet und entfernt einem Targa-Bügel ähnelt. Aber von wem stammt der Bezug zum Carrera?