Von Werftchef Marko Škrbin kam die rollende Inspirationsquelle: Der legendäre Porsche 911 RS von 1973 fasziniert ihn. Der Sportwagen mit der seinerzeit atemberaubenden Motorleistung von 210 PS ist heute der begehrteste Klassiker der deutschen Automarke. Eine Ikone.
Und eine Ikone soll natürlich auch die Elan GT6 werden – ohne direkten sichtbaren Bezug auf das rollende Statussymbol. Denn, so Porsche-Designer Schwamkrug: „Ein historisches Fahrzeug lässt sich natürlich nur schwer mit der Grundform einer modernen Yacht vereinbaren.“

Aber es geht bei beidem um Formen, die nah an der Natur sind, um Aerodynamik und ein besondere Performance. Das Ziel des Projekts: ein Schiff anzubieten, das sportliche Höchstleistungen für Tages- und Urlaubstörns erlaubt. Mit den Worten von Marko Škrbin: „der bestmögliche Spaß“. Also keine reine Fahrtenyacht. Als Zielmärkte nennt der Yachtbauer im Gespräch mit float das Mittelmeer, Skandinavien und die USA.
Zugleich will die Werft mit der Elan GT6 Maßstäbe beim Komfort setzen. Und zwar sowohl bei der Bedienbarkeit als auch beim Aufenthalt an Bord. „Ich bin kein Skipper, habe aber schon oft mit Freunden gesegelt und im Zuge des Projekts auch mit vielen Seglern gesprochen“, so Christian Schwamkrug gegenüber float.

Steuerräder scheinen zu schweben
Die Motivation, Komfort und Leistungsfähigkeit zu verbinden, ist in den Details zu sehen. An zahlreichen Stellen werden Akzente gesetzt, die für Leichtigkeit, Minimalismus und gute Ergonomie stehen. Zwei Beispiele: Das Deck ist vor dem Mast flächenbündig. Damit ist es das einzige Schiff dieser Größe mit Flush-Deck. Der Decksalon duckt sich stromlinienförmig und so unauffällig in das Profil, dass er als – besonders flacher – Aufbau wahrgenommen wird.
Auch bei der Gestaltung des Cockpits ging es um möglichst geringen Aufwand für die Crew, fließende Linien, kurze Wege und Bedienkomfort. Die beiden Steuerräder orientieren sich, so erklärt es das Designstudio, in ihrer Gestaltung an der Radaufhängung von Formel-1-Rennwagen. Sie ruhen nicht auf horizontalen Pfeilern, sondern sind seitlich verankert. Im ersten Augenblick scheinen sie zu schweben.

Lange Fensterflächen unter Deck
Wie aufgeräumt das Boot ist, zeigen weitere Eigenheiten der Gestaltung: So gibt es keinen zentralen Cockpittisch, sondern jeweils einen schmalen Tisch an Back- und Steuerbord. Damit entsteht dazwischen ein breiter Korridor vom Heck bis zum Niedergang, der den Heckbereich sehr offen und luftig wirken lässt. Noch offener wird das Cockpit, wenn die breite Badeplattform heruntergelassen ist.
Laufendes Gut hat die Werft großteils unsichtbar in Kanälen untergebracht. Erst unmittelbar vor den vier großen Winschen tritt es ans Tageslicht. Über vier Inspektionsluken an kritischen Punkten können die Leinen überprüft oder bei Bedarf mitsamt der dort angebrachten Umlenkrollen getauscht werden.
Unter Deck bringen je drei seitliche, lange Fensterflächen Licht in Kabine und Kojen. Der Salon mit beeindruckender Stehhöhe wirkt luftig und aufgeräumt. Das Design ist auf den ersten Blick zurückhaltend und nüchtern, aber zugleich wegen heller Holz- und Polsterstoffe freundlich.
Vieler Ideen der Designer wird man erst auf den zweiten Blick gewahr. Das ist Teil des Konzepts. Im Salon gibt es sehr viel Stauraum in einem Band von Schapps. Das zieht sich in einer endlosen Reihe auf Augenhöhe an den Wänden entlang. Unterbrochen wird es nur durch die Türöffnungen. Diese Schränke bilden einen „Gürtel“, der als gestalterisches Element das gesamte Interieur maßgeblich, aber unauffällig prägt.
Ebenso unauffällig gestaltet sind die breiten Griffleisten aus Holz, die sich entlang der Sofalehnen ziehen und zugleich als Schlingerleisten dienen. „Griffe sind überall vorhanden, aber wir wollten nicht überall Rails anbringen“, erklärt uns Design-Director Schwamkrug. Der Navigator sitzt nicht separat, sondern erhält einen Extra-Klapptisch in der Sitzecke.
Die Pantry ist, anders als üblich, nicht direkt am Niedergang. Sie liegt hinter einer Sitzgruppe in Richtung Bug, direkt auf Höhe des Kiels – dort, wo die Yacht am stabilsten ist. Neben dem zweiflammigen Herd mit Spüle ist die auffallend große Arbeitsfläche. Der Navigator sitzt nicht separat, sondern erhält einen Extra-Klapptisch in der Sitzecke.
Schlafen mit Füßen zum Bug
Standard bei den Schlafstätten ist eine achterliche Kajüte auf der Backbordseite, dazu die Eignerkajüte im Bug mit mittig platzierter Doppelkoje. Das Privatissimo hat einen eigenen Sanitärbereich. Das zweite Örtchen – rechts vom Niedergang – ist auch das Tagesbad.
Eine Raumaufteilung mit zwei Kajüten im Heck der 15-Meter-Yacht ist auch möglich. Bei dann insgesamt drei Doppelkammern dürfte der Komfort allerdings leiden. Weil die Eignerkajüte sehr weit nach vorn ragt, läuft sie am Ende, also Richtung Bug, recht spitz zu. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Doppelkoje: Sie muss sich nach vorn auffallend verjüngen. Elan Yachts macht aus der Einschränkung eine praktische Lösung und lässt die Eigner einfach mit den Füßen zum Bug schlafen.
Für Schwamkrug war das Projekt mit Elan Yachts ein Erfolg, der Lust auf mehr macht: „Wir würden uns extrem freuen, mehr zu machen, auch ein kleineres, auf rein sportlichen Einsatz orientiertes Segelboot!“ Im Prinzip sei kein Vorschlag der Designer von der Werft abgelehnt worden, keine Idee nicht realisierbar gewesen. Wenn auch, wie schon angemerkt, die Grundform einer Yacht als gegeben hingenommen werden musste.
Natürlich träumt jeder Designer davon, tradierte Zwänge hinter sich zu lassen und eine Form komplett neu zu denken. Schwamkrug beobachtet daher mit Spannung auch die technische Entwicklung im Yachtsport: „Wenn sich die Anwendung von Foils so weiter entwickelt, wird das auch in den Bereich der Freizeityachten gehen“, glaubt der Designer. Das würde eine völlig neue Rumpfgestaltung erlauben, sagt er im Gespräch mit float. Mal sehen, was die Zukunft bringt.
Elan eröffnet Experience-Center
Nahezu alle Herbst- und Wintermessen sind abgesagt worden. Auch für die Werften ist das eine Herausforderung. Elan Yachts hat daher – als „risikoarme Alternative“ zu Bootsmessen – das Elan-Yachting-Experience-Center in Portorož an der slowenischen Adriaküste eingerichtet.
Hier lassen sich Boote an der frischen Luft und unter Einhaltung der aktuellen Hygiene-Richtlinien die neuen Modelle ansehen. Zurzeit liegen die Elan GT6, die Elan E4 und die von uns vorgestellte Elan Impression 45.1 bereit. Nach Vereinbarung mit dem float-Partner Blue Yachting ist auch Probesegeln möglich.
Technische Daten Elan GT6
Länge: 14,32 m
Breite: 4,49 m
Tiefgang: 2,45 m
Gewicht: 14,3 t
Motorisierung: Volvo-Penta-Innenborder mit 60 PS (Standard)
Besegelung: Groß 62,6 qm, Genua 51,14 m
Preis: ab 369.000 Euro