Der Test beginnt gewunden, in Frozen Berry, oberhalb des Gardasees. Ich sitze mit meinem französischen Kollegen Alexandre in einem elektrischen Porsche Taycan. Wir fahren in Serpentinen einen Umweg durch die Berge zur Marina. Der elektrische Bruder des Porsche 911 präsentiert uns still seine ganze Kraft. Es ist ein Vorgeschmack auf das, was unten in Gargnano am Hafen auf uns wartet und warum wir heute hier sind.
Die letzten Wochen haben wir voller Spannung auf diese Präsentation gewartet. Ein bisschen fühlen wir uns wie Apple-Nerds, die gerade vor den Verkaufstempeln auf das neue iPhone 15 gewartet haben. Wir sind gespannt auf die gemeinsame Entwicklung der eFantom von Frauscher und Porsche. Eins ist klar: Schnell und schön muss es sein, sonst wäre es weder Frauscher noch Porsche. Und das elektrisch. Die Erwartungen sind entsprechend hoch.
Wir kommen an, übergeben das Auto der Bodencrew und betreten die Marina von Nautica Feltrinelli, den Austragungsort des Events. Eine Woche lang werden ab heute Boots- und Auto-Journalisten aus ganz Europa, darunter einige meiner Kollegen des Best of Boats Awards, das gemeinsame Boots-Projekt von Frauscher und Porsche testen können.
Ankunft nach der Testfahrt mit dem Porsche Taycan © Frauscher x Porsche
Wir sind die Ersten, die das Ergebnis sehen und probefahren dürfen. Von oben wirkt die eFantom etwas unscheinbar hinter dem gleichfarbigen Porsche Taycan, beide verkabelt mit derselben Schnellladesäule, die hier ambulant steht. Noch gibt es am Gardasee keine Ladeinfrastruktur.
Nach Hallo und Espresso gehen wir zum Boot. Stefan Frauscher erwartet uns an Bord, ich steige über und sehe mich um. Ich kenne die 858 Fantom Air, habe sie 2018 an gleicher Stelle auf dem Gardasee getestet. Fünf Jahre später befinde ich mich nun in der elektrischen Version Frauscher x Porsche.
Der Taycan und die eFantom an der Ladesäule © Kerstin Zillmer
Porsche überholt sich selbst
Ich nehme neben Stefan Frauscher auf dem Copilotensitz Platz. „Mit diesem Boot funktioniert Elektromobilität heute auf dem Wasser mit genauso guter Performance“, findet der Frauscher-Chef. „Wir können hier zeigen, dass es in der Performance keinen Unterschied mehr zwischen einem Elektroboot und einem Motorboot gibt, außer bei der Reichweite.“
Der Österreicher vom Traunsee kann das beurteilen: Seit 1955 baut die Frauscher-Werft Elektroboote. „Wir haben uns bisher nicht getraut, wirklich schnelle Boote zu bauen, weil wir nicht den Hersteller fanden, der das gesamte Paket in Bezug auf Performance, Reichweite und Sicherheit anbietet“, sagt Stefan Frauscher. Denn die Werft steht für Performance, Innovation und gutes Design. „Das verbindet uns sehr mit Porsche.“
Das Cockpit im Porsche-Design © Frauscher x Porsche
Mein Blick gleitet über das Cockpit. Man erkennt die Marke Porsche sofort, nicht nur wegen des Logos auf dem Sportlenkrad. Das gesamte Cockpitdesign ist vom Studio F. A. Porsche-like überarbeitet worden. Souverän und reduziert. Dass der Plotter glatt in die Fläche übergeht und dass die Analoganzeigen in Mattschwarz gehalten sind, machen das Erscheinungsbild ruhig und edel. Die grauen, sich nach oben verschlankenden Cockpitsessel haben kaum Nähte und tragen Ton in Ton das Porsche-Logo. Insgesamt ist das Decks-Layout eine gelungene Komposition aus Frauscher und Porsche.
„Wir haben die Bootswelt wieder ein Stück verändert, indem wir ein Boot gebaut haben, dass in einigen Bereichen besser ist als ein Boot mit Verbrennermotor. Das war für uns viele Jahr ein unerreichbarer Traum. Jetzt haben wir es geschafft!“, freut sich Stefan Frauscher.
Ein E-Boot zum Jubiläum
Vor genau zwei Jahren und drei Monaten entschied der Porsche-Vorstand um CEO Oliver Blume, dass der Autobauer seine Kompetenzen in der Elektromobilität auch aufs Wasser bringen will. Passend zum 75. Jubiläum der Zuffenhausener Sportwagenbauer kommt jetzt etwas, das ein Game-Changer für die Bootsindustrie werden kann.