Dabei überholt sich Porsche selbst. Denn die Antriebstechnologie, die im elektrischen Porsche Macan stecken wird, der 2024 auf den Markt kommt, ist jetzt schon in diesem Boot. Seit 2019 der Porsche Taycan auf den Markt kam und Tesla zeitweilig in den Verkaufszahlen überholte, steht der deutsche Autohersteller für E-Mobilität. Bis 2030 will das Unternehmen 80 Prozent seiner Neuwagen elektrifiziert haben. Und macht dabei keine Kompromisse bei Fahreigenschaften und Performance. Das Gleiche wollen sie nun mit der eFantom in die Bootsindustrie übersetzen. Aber wie geht man das an?
Das Entwicklerteam von Porsche: Thomas Warbeck, für die Batterien, Leiter eBoot Philip Ruckert, Sebastian Riesbeck für das mechanische System, im Hintergrund der Prototyp © Kerstin Zillmer
Philip Ruckert, Manager für Digitalisierung und Innovation bei Porsche und Projektleiter für die eFantom, beantwortet die Frage so: „Wir hätten auf die ältere Technik des Taycan setzen können oder gleich auf die State-of-the-Art-Technologie des Macan. Wir haben uns für Zweiteres entschieden und haben jetzt die gleiche Technologie auf dem Wasser wie an Land. Das hat für uns den besonderen Reiz ausgemacht.“
Porsche brauchte einen starken Partner
„Porsche steht für hohe Geschwindigkeit und Top-Fahreigenschaften. Aber ein Boot muss mehr können. Das ging weit über unsere Kernkompetenz hinaus“, sagt Ruckert. „Wir brauchten einen starken Partner. So kamen wir zu Frauscher und daraus wurde eine großartige Zusammenarbeit.“
Die Antriebstechnologie des Porsche Macan ist schon im Boot © Frauscher x Porsche
Auch welches Boot dazu passt, war den Projektpartnern schnell klar. Es musste das neue Antriebssystem aufnehmen können, ohne dass ein neuer Rumpf gebaut oder die Auto-Technologie verändert werden musste. Die Frauscher 858 Fantom – bisher nur mit Verbrennermotor gebaut – besitzt dafür alles Nötige. Mit besten Fahreigenschaften und ausreichend Platz ausgestattet, konnte sie im Heck die Batterie und den Motor aufnehmen. „Wo jetzt die Batterie sitzt, war früher der Treibstofftank. In den Rumpf haben wir Verstärkungen eingesetzt. Wir wollten keinerlei Kompromisse eingehen, weder bei der Performance noch beim Komfort an Bord“, erklärt Stefan Frauscher und zieht den Ladestecker an der hinteren Sitzbank heraus und übergibt ihn einem Mitarbeiter.
Auf der anderen Seite, bei Porsche, musste in der Entwicklung ebenfalls angepasst und marinisiert werden. Wenn man eine 800-Volt-Autobatterie in ein Boot einbauen will, muss sie gut gesichert sein. Die vielfach größeren Kräfte im Vergleich zu einem Auto, die auf einen Bootsrumpf bei voller Fahrt durch die Wellen einwirken, müssen gut abgefangen werden. Porsche entschied sich für einen Rahmen mit Drahtseildämpfung, die die Schläge am besten abfedert.
Der Elektromotor im Porsche Macan und der eFantom ist ein permanent-erregter Synchron-Elektromotor (PSM) der neuesten Generation. Damit die Turbovariante ins Boot passte, musste das Porsche-Team ein neues Motorgehäuse entwickeln und den Motor anders aufhängen. Bootsseitig wurde dem Bravo III Z-Antrieb – dem stärksten von Mercruiser – eine Kupplung vorgeschaltet, die das Drehmoment feinjustiert. Denn viel elektrische Kraft wirkt auf den Propeller ein.
Hohes Drehmoment als Herausforderung
Besonders groß war für die Entwickler deshalb die Herausforderung, wie hoch das Drehmoment sein darf, ohne dass die Schraube kavitiert und der Antrieb zerstört wird. Der Motor könnte ein weitaus höheres Drehmoment liefern, aber der Z-Antrieb ist bisher für diese Kräfte nicht ausgerichtet. Die Spitzenleistung wurde auch deshalb in der eFantom auf 400 kW begrenzt, obwohl der Motor mehr leisten könnte.
In der E-Box verbirgt sich die Antriebssteuerung © Frauscher x Porsche
Der größte Entwicklungsaufwand lag für das siebenköpfige Porsche-Team im zentralen Steuersystem, denn es gibt beim Boot ganz andere Anforderungen als beim Auto. Darum musste die Software neu geschrieben werden. Schaut man in den Motorraum, prangt in großen Lettern „Porsche“ auf dem zentralen Steuergerät, der E-Box. Darin befinden sich alle Komponenten für den elektrischen Antriebsstrang. Zur Kühlung des Antriebssystems verwendet Porsche einen doppelten Kühlkreislauf mit Seewasser und Wasser/Glykol.