Stefan Frauscher drückt den Startknopf, der wie beim Porsche 911 links vom Steuerrad liegt, und wählt einen von vier Fahrmodi, die Porsche wie Gänge bei einem Auto definiert hat. Hafenmanöver fährt man im Dockingmodus bis 15 km/h, Cruisen kann man im Range-Modus bis 40 km/h. Im Sport-Modus gleitet man etwa eine halbe Stunde mit 60 km/h. Und für eine ganz flotte Tour bietet der Modus Sport Plus – wie üblich bei Porsche – den schnellsten Fahrspaß bis 85 km/h.
Mit Stefan Frauscher lernen wir die eFantom auf dem Wasser kennen © Frauscher x Porsche
Während wir aus dem Hafen fahren, erklärt Stefan Frauscher, was das Elektroboot dem Verbrenner voraus hat: „Mit dem höheren Drehmoment haben wir eine bessere Beschleunigung. Wegen dieser direkten Leistung am Propeller fährt die eFantom noch sportlicher, noch direkter.“ Er beschleunigt und schwärmt: „Aufgrund des niedrigen Lärmpegels haben wir ein schöneres Motorbooterlebnis.“
Leise und sehr schnell
Er spricht leise, aber ich verstehe ihn gut. Der Motor hat einen angenehmen, ruhigen Ton. Kein hohes Surren, keine Vibrationen, nur ein leises Summen des Motors und das Plätschern des Wassers am Rumpf ist zu hören. Das klingt besser als alle anderen Elektroboote, die ich bisher gefahren bin.
Ich übernehme das Steuer und schalte in den Sport-Plus-Modus. Ich will das Drehmoment beim Start erfahren und lege den Schubhebel um. Nach einer leichten Verzögerung kommt das Boot sehr schnell mit voller Kraft ins Gleiten. So agil, wie ich es bei keiner anderen Frauscher bisher erlebt habe. Das Fahrverhalten des 8,50 Meter langen Boots ist wendig, kraftvoll und sicher. Nach seht kurzer Zeit fahre ich Vollgas, der Klang bleibt ruhig. Was mich am meisten erfreut, ist die Harmonie aus Fahrgeräusch und Fahrverhalten. Und ja, es ist wirklich ein neues Fahrgefühl.
Die eFantom bringt das bisher beste Fahrgefühl auf einem Elektroboot © A. Scheuber / Frauscher x Porsche
Ich fahre rund 10 Minuten bei Vollgas bei etwa 80 km/h (43 kn), dann drosselt das System herunter, um das Antriebssystem vor thermischen Überlastungen von mehr als 180 Grad zu schützen. Ich wechsle also in den Sportmodus mit einer Dauerleistung von 170 KW. Nach kurzer Zeit könnte ich weiter Vollgas fahren, aber ich schalte herunter in den Cruising-Modus und fahre in schöner Gleitfahrt bei 40 km/h (21 kn). Bei dieser Geschwindigkeit könnte ich 45 km weit oder entsprechend eine Stunde lang fahren. In Verdrängerfahrt mit 11 km/h würde ich sogar 100 km weit fahren können. Dann müsste ich den Gardasee fast zweimal in voller Länge durchqueren. Das lassen wir besser aus.
Das entscheidende Go nach der CEO-Ausfahrt
Wenn es um Reichweite geht, ist es der Mix, der es ausmacht. Bei unserem flotten Ritt, bei dem der Hebel lange auf dem Tisch lag (wie man an Bord flapsig sagt, wenn man Vollgas fährt), fuhren wir mit 90 Prozent los und kamen nach einer Stunde mit 25 Prozent verfügbarer Energie zurück.
Ähnlich erlebte es Michael Frauscher, Entwicklungschef bei Frauscher, als er Jörg Kerner, Leiter Baureihe Macan, den eFantom-Prototypen auf dem Gardasee vorführte. Sie fuhren zum Essen über den See nach San Vigilio, machten einen Abstecher zur Isola del Garda und fuhren dann zurück in den Hafen von Feltrinelli. Eine typische Ausfahrt auf dem Gardasee eben. Sie kamen mit 30 Prozent Restenergie im Akku zurück. Jörg Kerner war begeistert. Das war im letzten Sommer – und entscheidend für das Go, um mit der eFantom in Serie zu gehen.
„Ich fahre mein Leben lang Boote – und dieses ist bei Weitem das Beste, das ich je gesteuert habe. Da kann kein Boot mit Verbrennungsmotor mithalten“, sagt Michael Frauscher später auf der Terrasse.
Beweis erbracht für Electric Boating mit guter Performance
Die Teams in Stuttgart und Gmünden vollbrachten die gesamte Entwicklung in der Hälfte der Zeit, die sonst beim Auto üblich ist. Nicht vier Jahre, sondern nur zwei Jahre und drei Monate brauchten sie bis zu dieser Präsentation. Das zeigt den Enthusiasmus, mit dem die Entwickler bei Porsche und Frauscher zusammengearbeitet haben.
Lohnt sich das Projekt für Porsche, will ich von Philip Ruckert wissen. „Wir machen das nicht für den Profit, sondern aus Innovationsgeist. Wir wollen die Marke Porsche in ein anderes Segment übertragen.“ Das ist ihnen gelungen. „Wir haben heute den Beweis, dass E-Mobilität auf dem Wasser mit guter Performance funktioniert“, ist Stefan Frauscher überzeugt. „So sieht die Zukunft auf dem Wasser aus.“ Ich gebe ihm Recht.
Technische Daten Frauscher eFantom
Länge: 8,67 m
Breite: 2,49 m
Gewicht: 2.800 kg
Maximale Crew-Größe: 9 Personen
Antriebssystem: Porsche (PPE)
Akkukapazität: 800 V Lithium-Ionen-Batterie mit 100 kWh Bruttokapazität
Ladeleistung: Schnellladen bis 250 kW, langsames Laden (AC) bis 11 kW
Preis: ab 668.423 Euro (netto 561.700 Euro)
Die First Edition – die ab sofort bestellt werden kann – wird es in 25 Einheiten geben. Die ersten Boote werden schon 2024 ausgeliefert. Alle Boote haben ein Highend-Soundsystem, ein Bugstrahlruder und einen angepassten Raymarine-Plotter – und ausschließlich exklusive Porsche-Farben. Frozen Berry ist nicht dabei.