Aus 360 wird 36 – so könnte man sagen. Bei der neuen Bavaria SR 36, die uns in der Werft in Giebelstadt als Sneak Preview vorgestellt wird, bedeutet die eingesparte Null im Namen ein Quentchen Mehr bei der realen Rumpflänge. Und was brauchen Familien neben guter Stimmung an Bord am meisten? So viel Platz wie möglich.
Die Vor-Vorgängerin, die 2014 eingeführte und gleich mit dem Best of Boats Award als bestes Familienschiff ausgezeichnete Bavaria Sport 360, war ein kleines Stück kürzer. Das neue Boot folgt einem einfachen Konzept: maximales Platzangebot an Bord, dazu sehr gute Sicherheit und viel Komfort – also ein Boot, das für Familien gemacht ist.
Fränkischer Fokus auf Familien
Die Bavaria SR 36 ist – nach der Bavaria SR 41, die wir in Kürze im float-Test vorstellen – das zweite neue Motorbootmodell, das Marco Casali aus Italien für die fränkischen Serienbootbauer gestaltet hat. Beim Ortstermin in Giebelstadt glänzt das Boot selbst durch Abwesenheit. Denn wir sind so früh vor Ort, dass die Baunummer 1 noch nicht fertig ist. Und das ist in Ordnung, denn stattdessen gibt es tiefe Einblicke in den Entstehungs- und Produktionsprozess.
Die „Fokusgruppe“ sind „Family and Friends“. Das entsprechende Zauberwort lautet „Social Areas“. Das ist die Bavaria-Formel für den Erfolg als Serienyachtbauer in den vergangenen Jahrzehnten in aktualisierter Form. Der Plural bei den „Areas“ ist Programm: Es ging den Konstrukteuren darum, verschiedenen Personen Privatheit, Rückzugs- und Entfaltungsmöglichkeiten an unterschiedlichen Orten an Bord zu bieten.
Lebensraum testen in der Holzkiste
Wir erfahren: Es wurde alles Wesentliche, Abschnitt für Abschnitt, unter die Lupe genommen, als das Projekt vor anderthalb Jahren gestartet wurde. Ein „Mockup“ der Bavaria SR 36, also ein Modell aus Holz, wurde gebaut, um ein Gefühl für den Lebensraum unter Deck zu bekommen.
Nicht nur die Designer und Produktmanager stiegen in die Holzkonstruktion: Alle, die an der Vorbereitung der Serienproduktion beteiligt sind, „fühlten“ das Boot und seine Dimensionen. Wo Nachjustieren nötig ist, hat die Prototypen-Baucrew alles vorm Start der Produktion dokumentiert. Der Vorteil: Einmal richtig geplant, kann das Boot dann ohne Überraschungen in Serie produziert werden – und Bavaria seinen Vorteil als Fließbandwerft ausspielen.
Und schließlich waren viele Bavaria-Händler an Bord, um in realen Räumen statt im Rendering zu erfahren, womit die Werft 2022 auf den heiß umworbenen Markt der Zwölfmeterklasse-Motoryachten geht. Im Januar soll die zweite Motoryachtpremiere der neuen Bavaria-Eigner das Licht der Öffentlichkeit erblicken.
Safety first, Komfort auch
Damit folgt das Boot klar der seit 2018 verfolgten Strategie der Berliner Investoren, solide Boote für den Bavaria-Kernmarkt – also für Familien und Charter – zu bauen. Die SR-Modellreihe übernimmt, so erklärt es Produktmanager Norbert Leifeld, das Erbe der bisherigen Sport-Motorbootlinie von Bavaria – aber moderner, technisch up-to-date und auch „um ehrlich zu sein, deutlich nutzenorientierter“, so Leifeld.
Auf den ersten Blick sieht das Boot, das wir zuerst im Konferenzraum im Rendering sehen, aus wie eine typische Bavaria-Motoryacht: schnittig, freundlich, und alles andere als exaltiert. Die Raffinesse liegt im Detail. Die große Badeplattform ist besonders breit ausgeführt, was einen leichten Zugang zum Boot auch von der Seite erlaubt. Auf Wunsch ist die holzbelegte Badezone direkt vorm Cockpit auch hydraulisch zu bewegen, sprich absenkbar.
Die Wandelgänge sind sicher: Das Gangbord ist das breiteste Seitendeck aller Motor-Bavarias. Es ist breit genug ausgelegt, um den Weg nach vorne einfach und angstlos auch bei Fahrt zu absolvieren. Überall auf den Gangborden vom Heck bis zum Bug wacht die hohe Reling, das kein Kleiner über Bord geht.