Alu und Finnland, das gehört zusammen: Felsiger Grund und lange Distanzen verlangen nach stabilen und zugleich leichten Rümpfen. Entsprechend kommen die besten Aluboote hier, hoch im Norden, auf die Welt. Allen voran geht Buster: Mehr als 125.000 offene Sportboote hat das Unternehmen aus dem Werkstoff seit den 1950er-Jahren hergestellt. Wir fuhren die neuesten Versionen aus der Bowrider-Reihe, die Buster XL – und, eins größer – die Buster XXL in Finnland.
Hier, im östlichsten Land Skandinaviens, dominiert Buster den Markt. Die Flotte ist dort allgegenwärtig: Die überwiegende Mehrzahl schwimmt noch heute. Logisch, denn Alu korrodiert kaum.
Allenfalls unterliegt seine Formgebung der Mode, was auch Alteigner mitunter zu einem Wechsel animieren könnte. Zum Beispiel jetzt: Die mittelgroßen Buster-Boote der Kategorie XL und XXL (die Werft klassifiziert ihre Produkte wie Konfektionsgrößen) wurden gründlich überarbeitet.
Und das Ergebnis ist wirklich sehenswert! Äußerlich tragen beide selbstverständlich das schlichte Mattgrau, das die Materialwahl diktiert – natürliche Eleganz, ähnlich wie bei einem Airstream-Caravan.

Anders als der US-Wohnanhänger kommen die beiden allerdings aus eigener Kraft voran. Und das natürlich sehr flott: Die 6,05 Meter lange Buster XL kann mit maximal 115 PS die Höchstgeschwindigkeit von 36 Knoten erreichen. Das ist extrem schnell. Die zwanzig Zentimeter längere Buster XXL darf sogar einen 150-PS-Außenborder führen, der das Boot auf bis zu 44 Knoten katapultiert.
Nutzbar als Commuter- und Angelboot
Die Buster XL und die XXL sind keine komfortablen Daycruiser, auf denen man sich einen ganzen Tag aufhalten möchte. Sie verleugnen ihre Abstammung vom schlichten Arbeitsboot nicht. Sie sind aber inzwischen eher ein klassischer Commuter, sprich Pendlerboote mit einem gewissen Standard beim Komfort, und natürlich sind sie gut zum Angeln geeignet.
Der Bug beider Boote kann durch den Einbau von Rutenboxen auf beiden Seiten des Bugs und einem Casting-Deck in der Mitte in einen Angler-Arbeitsplatz verwandelt werden. Für Angelausflüge kann das optionale Bug-Sonnendeck als bequemes „Wurfdeck“ genutzt werden. Auch hinten ist alles in Ordnung: Eine mit 1,60 m noch längere Angelplattform entsteht im Heck, wenn man das Achter-Sofa mit einem rutschfesten Aluminiumdeckel abdeckt. Das Staufach am Cockpit hätte allerdings etwas besser ausgearbeitet werden können.

Beide Boote haben die gleiche Rumpfform, die lediglich in der Länge divergiert. Auch wenn der Unterschied bei der Länge und maximalen Breite also nicht so gravierend ist, ist er doch bedeutend gegenüber den Vorgänger-Modellen. Mit den neuen Rümpfen bietet der „Innenraum“ ein deutlich größeres Volumen als bisher. Das liegt daran, dass der Schiffskörper auf Höhe der Wasserlinie 30 cm breiter ist als zuvor. Außerdem ragen die Bordwände nahezu senkrecht auf. Das gibt an Deck spürbar mehr Raum.
Die kleinen Unterschiede
Die beiden Modelle unterscheiden sich im Wesentlichen beim Unterwasserschiff. Die Buster XXL hat Stringer, also Längsversteifungen, die Buster XL dagegen nicht. Was macht das aus? Bei der XL-Version ist – kein High-Speed ohne Stringer? – das PS-Limit von 130 auf 115 PS reduziert. Im größeren Boot macht erst das Vorhandensein der Stringer das stärkere Triebwerk möglich, da sie den Rumpf zusätzlich stabilisieren und seinen Geradeauslauf verbessern.
Auch in der Ausstattung unterscheiden sich die Boote. Während das Hecksofa bei der Buster XL gerade geschnitten ist, hat die Buster XXL sogar ein U-Sofa und eine kleine Bug-Sitzgruppe und ist damit das erste Buster-Modell in der Geschichte der Sechs-Meter-Klasse mit dieser Möblierung. Beides sind für diese Klasse recht leichte Boote, das ist im Wesentlichen auf den leichten Alurumpf zurückzuführen.
Buster-Boote sind in Finnland übrigens die teuersten unter den heimischen Aluminiumbooten. Den vergleichsweise hohen Preis können sich die Inha-Werke, die seit 2015 zu Yamaha Motors gehören, auch leisten. Ihre Produkte haben einen sehr guten Ruf, sind dementsprechend beliebt und gelten als äußerst haltbar.
Cockpit-Boden aus Alu
Buster verwendet für die XL und die XXL das gleiche Design wie bei seinen größeren Modellen Magnum und Buster Phantom (float-Test „Reisen erster Klasse“). Positiv fällt die große, schützende Windschutzscheibe auf, die beim Fahren den Wind und die überkommende Gischt gut abhält. Sie ist zu beiden Seiten verlängert, das schränkt Verwirbelungen und Spritzwasser zusätzlich ein.

Auch die neuen Badeplattformen auf der gleichen Ebene sind größer und höher. Sie bieten bessere Möglichkeit zum Angeln und eine sehr gute Einstiegshöhe von einem normal hohen Steg. Nicht zu vergessen für das, was ihr Name ausmacht: den Ein- und Ausstieg für Schwimmer.
Verbessert hat die Werft auch den Cockpit-Boden. Anstelle der älteren Sperrholz/Komposit-Bodenplatte sind die beiden Schwestermodelle nun mit einem hochwertigeren Aluminiumboden ausgestattet.
Neu ist überdies der größere Fokus auf das Angeln als bisher. Ein abnehmbarer Stauraum bildet nach achtern ein Angeldeck mit Badeplattform. Das optionale Bug-Angelpaket erweitert nicht nur den Stauraum an Deck. Es gibt auch einen Angelsitz und einen zur Montage am Bug tauglichen Trolling-Motor dazu.
Sehr sparsam trotz Vollgas
Die kleinere XL ohne Stringer im Rumpf läuft sehr sanft und ruhig durch kleine Wellen, fängt aber an zu springen und zu schlagen, sobald die Wellenhöhe zunimmt. Man merkt deutlich das leichte Gewicht des Bootes, das dem Aufschlag auf die Welle kein Gegengewicht entgegensetzen kann.
Doch das Lenkverhalten ist sehr gut und der Powertrimm ordentlich, wenn auch nicht außergewöhnlich. Die Trimmklappen sprechen gut an, aber stärkere Belastung zu einer Seite drückt auch den Bug stark nach unten und ruiniert die Längstrimmung. Deshalb spritzt bei Seitenwind ziemlich viel Gischt, die allerdings – das ist gelungene Feinabstimmung – durch den Schutz der guten Windschutzscheibe abgefangen wird.
Die Topspeed von 36 Knoten ist bei sehr ökonomischem Verbrauch möglich: Vollgas kostet nur knapp ein Liter Sprit pro Seemeile.
Kampf mit dem Seitenwind
Die größere XXL sollte in der höheren Welle weicher auf Schläge reagieren, bessere Stabilität und Trimmung haben, aber überraschenderweise ist das nicht in allen Aspekten der Fall. Wegen der Stringer läuft die XXL etwas besser in schnellen Kurven und hält den Radius und die Spur besser.
Aber der Geschwindigkeitsgewinn geht wegen des fast baugleichen Rumpfs in schwierigen Fahrbedingungen mit mehr Welle wieder verloren. Die XXL reagiert mithilfe der Stringer besser beim Powertrimming und der Trimmbereich ist größer. So kann für hohe Geschwindigkeiten höher getrimmt werden, wobei die Stabilität erhalten bleibt. Hingegen hat uns die Ergonomie am Steuerstand sehr überzeugt.
Überraschenderweise ist die Buster XXL etwas anfälliger für Seitenwind als die Buster XL. Der längere Rumpf kompensiert die Schläge nicht. Die Buster XXL reagiert auch langsamer auf die Trimmklappen und benötigt eine größere Klappenverstellung, um die Balance zu korrigieren. Das kommt wahrscheinlich daher, dass die Werft in beiden Modellen gleich große Klappen verwendet.
Sondermodelle kommen als VMAX-Serie
Aktuell feiert Buster den kommenden Saisonstart mit zwei attraktiven Sondermodellen: Die XL und XXL der Ausstattungs-Linie „2021 Max Edition“ sind mit den leistungsstarken Yamaha-Außenbordern der Baureihe VMax Sho ausgestattet. Die kleinere Buster XL hat einen 115 PS starken Vierzylinder-Viertakt-Motor, den Yamaha VF115XA. Die Buster XXL ist mit dem Yamaha VF150XA ausgestattet, der 150 PS leistet. Beide Außenborder beschleunigen flotter als der Standardmotor und sie erreichen auch eine etwas höhere Endgeschwindigkeit, heißt es seitens der Werft.

Mit an Bord der VMax-Sondermodelle ist ein 16 Zoll großes Multifunktions-Display, das über die Buster-App auch das eigene Smartphone spiegelt. Bisher war diese Ausstattung nicht für Boote unterhalb der Buster Magnum, zwei Bootsgrößen jenseits der XXL, erhältlich.
Technische Daten Buster XL und XXL
Buster XL | Buster XXL | |
Länge | 6,05 m | 6,25 m |
Breite | 2,20 m | 2,20 m |
Leergewicht | 740 kg | 840 kg |
Zuladung | 700 kg | 795 kg |
Passagiere | 7 | 8 |
Vmax | 36 kn | 44 kn |
Die lange Geschichte der Buster XL
Auf den Markt kam die erste Buster XL bereits 1992 mit 5,30 x 2,05 m. Die damals knapp einen Meter längere XXL mit 5,80 x 2,25 m kam erst 2000 auf den Markt. In der zweiten Generation wuchsen XL auf 5,60 x 2,17 m und XXL auf 6,35 x 2,40 m Länge, bis sie dann in der dritten Generation zusammengeführt wurden.
Die Buster XL von 2012 war 5,94 x 2,17 m lang. 2015 wurde die dritte Generation der Buster XXL mit dem gleichen Rumpf (6,35 x 2,17 m) vorgestellt. Nun gibt es Generation 4 mit kleineren Größenunterschieden: Die Buster XL ist 6,05 x 2,20 m lang und wiegt 740 kg. Die Buster XXL kommt bei 6,25 x 2,20 m auf 840 kg.