Ein eigenes Boot – das muss nicht gleich ein Zwölfmeterschiff mit Spinnaker und Beiboot sein. Denn alle fangen mal klein an, und in der Regel ist eine Jolle der erste Schritt ins Segeln. Abgesehen davon kostet ein kleines Boot einen Bruchteil der großen Kielyacht beim Anschaffungspreis ebenso wie im Unterhalt – so wie der Lowrider L 12 von Advanced Sailing Technologies aus Potsdam und das Liteboat Lite XP 16, das sich sogar rudern lässt.
Auch vor kleinen und kleinsten Segelbooten macht der Fortschritt nicht Halt. Die beiden Ultrakompakt-Fahrzeuge, die wir vorstellen, sind keine Kinderboote, sondern richtige Renner. In ihre Konstruktion flossen neueste Erkenntnisse über Strömungsdynamik, Leichtbau und Materialkunde ein. Die beiden High-Tech-Zwerge sind kompakt, aber ohne Kompromisse.
AST baut den Lowrider L12
Zehn Jahre Erfahrung im Bau von Hochleistungsbooten und -komponenten haben Folgen: Thilo Keller und Catarina Jentzsch aus Potsdam entschlossen sich 2017, ihre Leidenschaft und professionellen Fähigkeiten zu ihrem Geschäft zu machen. Sie gründeten die Advanced Sailing Technologies GmbH, kurz AST.
Und sie legten einen fulminanten Start hin mit dem aufregenden Foiling Dinghy, das 2017 auf den Markt kam. Die Premiere des foilenden Kleinboots war spektakulär. Denn nach der Vorstellung der AST-Gründer ermöglicht die Einmensch-Jolle „Foilen für alle“. Der Lohn für die Anstrenung war viel Aufmerksamkeit für die fliegende Potsdamer Kiste. Die Nominierung des Foiling Dinghy als „Dinghy of the Year“ bei den British Yachting Awards folgte 2020. Und: Das Schiffchen verkauft sich blendend.

Doch Fliegen auf dem Wasser mag mancher Jollensegler vorläufig mit Argwohn betrachten. Das nahmen die Potsdamer zum Anlass, ihre fliegende Kiste mit ein paar Umbauten als Lowrider L12 auf den Markt zu bringen. Statt der Foils ist die Jolle ganz herkömmlich mit einem Schwertkasten und Schwert ausgerüstet. Ansonsten wird das erfolgreiche Design der foilenden Schwester übernommen.
Vom Foiling Dinghy zum Lowrider
Als einfache und leicht zu bedienende Jolle bietet das Boot eine hervorragende Performance. Ihr breiter, gleitender Rumpf soll sensationell schnelle Vorwindfahrt ermöglichen. Und das Boot bietet dem Nutzer trotzdem viel Stabilität.
So sind die Rumpfformen wie auch die Bauweise in in kohlefaserverstärktem Epoxid-Sandwich mit Vakuum-Infusionstechnologie identisch. Auffällig eben der als Wavepiercer gestaltete Bug. Liegt dieser bei der foilenden Schwester meist über den Wellen, schneidet er beim L12 eher durch die Wellen hindurch.
Ein Vergleich mit dem Klassiker der Rennjollen, dem olympischen Laser, macht den Innovationssprung deutlich: Das 50 Jahre alte Baumuster ist 4,23 Meter lang und wiegt 60 Kilogramm. Jetzt der L12: Obwohl mit 3,82 m nur 40 cm kürzer, wiegt sein Rumpf lediglich 30 Kilogramm!

Das neueste Rumpfdesign auf dem Jollenmarkt besitzt einen wellenbrechenden Bug. Der Laser, gelegentlich als segelnde Kühlschranktür tituliert, sieht als langjährige Olympiaklasse geradezu altbacken im Vergleich mit dem Lowrider aus. Aber auch andere Einhandjollen auf dem Markt bekommen nun einen attraktiven Mitbewerber.
Technische Daten AST Lowrider L12
Länge: 3,82 m
Breite: 1,58 m
Tiefgang: 0,95 m
Rumpfgewicht: 30 kg
Segelfläche: 7,5 qm oder 9,5 qm
Preis (segelfertig): 9.500 Euro
Schnellste Gleitjolle auf dem Markt?
Im komfortablen Cockpit, mit einem effektiven Anti-Rutschbelag belegt, sind alle Bedienelemente des Lowriders gut zu erreichen. Die Beschläge sind hochwertig, die Leinen aus Dyneema. Für die Performance sorgen am Carbonmast entweder ein 7,5 oder 9,5 qm großes, durchgelattetes Laminatsegel von North Sails.
Laut Angaben des Herstellers soll das lediglich 30 Kilogramm „schwere“ Boot in nur fünf Minuten segelfertig aufgebaut sein. Mit diesem Gewicht kann das Boot problemlos auf dem Autodach transportiert werden.

Durch die flache Rumpfform und das geringe Gewicht wird der AST Lowrider L12 vor allem in Böen schnell beschleunigen, aber wohl auch bei leichtem Wind überzeugen. Dabei halten die breiten Flügel und der kantige Rumpf das Cockpit frei von Gischt und sorgen so für trockenes Segeln.
Auch das neue Liteboat Lite XP 16 ist von einem bestehenden Konzept abgeleitet.