Die Älteren unter uns werden sich vielleicht erinnern… nämlich an die Möglichkeit, sich eine kleine Kajütsegelyacht aus vorgefertigten Sperrholzteilen selbst zu bauen. Das war vor langer Zeit, ab 1963, und die Werft hieß Waarschip.
Von der holländischen Werft wurden in der Folge Modelle aller Größen von sechs bis 13 Metern Länge entwickelt. Alle Segelboote von Waarschip machten sich durch beste Segeleigenschaften, Schnelligkeit, Seetüchtigkeit und hohe Bauqualität einen guten Namen. Nach Schätzungen sind bis heute mehr als 4.400 Waarschips existent – über die ganze Welt verteilt.

Prototyp mischt die WM auf
Waarschip ist nie ganz verschwunden. Und doch wurde es für geraume Zeit – und nach mehreren Besitzerwechseln – stiller um die Marke. Bis zum Jahr 2018. Da mischte zur Offshore-Segelweltmeisterschaft (ORC/IRC) der Holländer Erik Van Vuuren im heimischen Revier im vorderen Viertel des Feldes kräftig mit. Sein Boot: ein stark modifizierter Prototyp der Waarschip W36.
Zur Zeit ist man mit dem Inhaber des Unternehmens im Gespräch, die Marke Waarschip selbst als neuer Eigentümer zu übernehmen und weiterzuführen. Noch sind die Verhandlungen im Gang, aber die Form für die neue vierte Generation der W36 ist schon entwickelt und gebaut.

Eine Familie im Werden
Erik van Vuuren erläuterte gegenüber float, dass die W36 als „eine ganze Familie“ in drei Versionen gebaut werden soll. Zunächst ist da die bei den Weltmeisterschaften bekannt gewordene W36 Worlds Edition. Neu dazu kommen die Waarschip W36 Duo und die W36 Life. Beide sind Semi-Custom-Varianten in zwei unterschiedlichen Ausführungen. Die Duo ist für Performance-Segler konzipiert, die „Life“ mehr auf Komfort getrimmt. Beiden gemeinsam ist, dass der Innenausbau nach Kundenwünschen erfolgt.

Die Waarschip W36 Duo ist ein optimierter Offshore-Racer mit festem Bugspriet, tiefem Kiel und Pinnensteuerung. Konzipiert für den Ein- oder Zweihand-Betrieb kann das Boot mit ein oder zwei Ruderblättern geordert werden. Zum Ausgleich für den im Vergleich zur Life-Version kleineren Ballastanteil lässt sich ein Wasserballasttank installieren. Auffällig ist der kleine, über dem Niedergang installierte Dodger – gut gegen Spritzwasser.

Mit Sicherheit Sicherheit
Etwas gemäßigter bei der Segel-Performance wird die Life-Version der Waarschip W36 sein. Dieses Schiff ist als schneller Cruiser mit einem etwas weniger tiefen T-Kiel ausgestattet. Gedacht für eine etwas größere Crew, wird die Life-W36 mit zwei Steuerrädern statt Pinne gesteuert.
Die Gestaltung beider Decks ist besonders der Ergonomie und der Sicherheit der Crews verpflichtet. Semi-custom, also die halb-individuelle Bauweise, heißt für beide Modelle, dass das Segelschiff auf Wunsch leicht an die örtlichen Segelbedingungen und die Vorlieben der Besitzer angepasst werden kann.

Unter Deck wird’s unterschiedlich
Die größten Unterschiede zwischen den neuen Yachten sind unter Deck zu finden: Es gibt mehr Komfort bei der Cruiser-Version – mit abgetrennter Vorschiffskabine, abgeschlossener Nasszelle und kleiner Pantry. Sechs Personen finden an Bord der Waarschip W36 Life einen Schlafplatz: zwei vorn, zwei im Salon auf den Sofas und noch einmal zwei in Einzelkabinen achtern. Das ist geschickt gelöst, weil es dem einzelnen Crewmitglied mehr Bewegungsfreiheit bietet.

Diese besonderen Kabinen gibt es sowohl in der Life-Version als auch bei der Duo. Bei der Duo-W36 fallen allerdings die Schlafmöglichkeiten in der Vorschiffskabine weg. Diese können bei Bedarf als Segellast genutzt werden. Und statt einer abgeschlossenen Nasszelle gibt es am gleichen Ort wie beim Schwesterschiff lediglich eine Nische für die Toilette.

Eco-Racer, gemacht in den Niederlanden
Auch die neuen Boote der Marke Waarschip werden wie früher aus Sperrholz gebaut, das mit mehreren Lagen GFK überzogen ist. Besonders stolz ist man bei der Werft darüber, ein zu 100 % in den Niederlanden gefertigtes Boot anzubieten – und noch dazu eines mit besonderer Nachhaltigkeit beim Bau.
So werden die FSC-zertifizierten Hölzer in einem neuen Verfahren mit biologisch abbaubarem Kunstharz verarbeitet. Für das GFK kommt das nachhaltig konzipierte Entropy-Epoxidharz zum Einsatz. Für die Flachteile verwenden die Niederländer Okoume-Furniersperrholz, für die Rundteile kommen massive Latten aus Roter Zeder zum Einsatz, die wasserdicht und stärker als Kiefernholz sind.
Zuletzt wird die gesamte Struktur im Ofen zur Erlangung größerer Haltbarkeit gebacken. „Das sorgt für eine extrastarke Epoxidhärtung und bedingt weniger Druckstellen auf der Glasfaser-Oberfläche“, erklärt Yvonne Beusker von Waarschip. Die neue Waarschip-Serie nennt die Werft dem entsprechend die ersten „Eco Sailracers“.
Legende lebt weiter
float traf einen langjährigen Waarschip-Fan – und wir wollten wissen, was seine, wenn auch kleinere 660er für ihn ausmache? Die Antwort kam spontan. Für ihn sei bisher die Waarschip 660 die Beste von allen. Das Boot segelt sich wie eine Jolle – egal ob alleine, zu zweit oder zu dritt. An- und Ablegen ohne Motor ist kein Problem. Sportlich, gemütlich und manchmal kippelig, aber immer toll – das waren die Attribute, die der Eigner assoziierte.

„Braucht man mehr zum Segeln?“ war sein Resümee in Frageform. Mit einem Meter Tiefgang komme er auch durchs Watt – dahin, wo Segeln noch ein bisschen Abenteuer ist. Ein Trip nach Helgoland? Bei gutem, sicheren Wetter wohl kein Problem. Mit der Familie drei Wochen Urlaub an Bord? Das nicht unbedingt. Dafür gibt es ab kommendem Jahr nun eine größere Alternative, die ebenso sportlich ist.
Technische Daten Waarschip W36 Duo
Gesamtlänge: 10,95 m
Breite: 3,60 m
Tiefgang: 2,25 m (Standard-Tiefkiel)
Gewicht: 4.200 kg
Besegelung: Groß (42 qm), Genua (31 qm), Gennaker (120 qm), Code Zero (92 qm)
Motorisierung: Elektromotor mit 19 kW Leistung (optional Diesel mit Saildrive, 28 PS)
CE-Kategorie: A (Hochsee)
Grundpreis (ohne MwSt.): 195.000 Euro