Für das eigene Vergnügen Abgase ungefiltert in den Fluss, See oder das Meer zu pumpen, das ist paradox. Denn gesunde Gewässer sind die Grundlage für das Vergnügen auf dem Wasser. Und Boote und Yachten mit emissionsfreien Antrieben sind keine Rarität mehr. Wir stellen die neuesten Elektroboote und Segelyachten mit E-Motor vor, die auf der boot Düsseldorf 2020 zu sehen sind.
Neue emissionsfreie Antriebe werden in dieser Dekade die Wassersportbranche sehr beschäftigen. Einige Bootsbauer haben sich ausschließlich auf elektrische Boote spezialisiert – wie X Shore, Candela Speed Boats und Q-Yachts, die interessanterweise alle aus Skandinavien kommen. Immer mehr Werften bieten elektrische Varianten von Bootsmodellen an, die auch mit Diesel oder Benzinern betrieben werden können. Hier kommen die Elektrobootpremieren für die Saison 2020.
Candela Seven: Fährst du noch oder schwebst du schon?
Gegen die Technologie der schwedischen Werft sehen andere Motorboote ziemlich alt aus: Die Candela Seven ist der erste Daycruiser, der schweben kann. Am 21. November 2019, gab es dafür beim Best of Boats Award auf der Boot & Fun Berlin den Preis für das innovativste Boot des Jahres.
Die Auszeichnung in der neuen Kategorie Best for Future nahm Werftchef Gustav Hasselskog entgegen. Der gelernte Maschinenbauingenieur will mit der Candela das Bootfahren revolutionieren. Sein Boot schwebt mithilfe von T-Foils quasi über dem Wasser.
Die Tragflügeltechnik im Wasser funktioniert ähnlich wie bei einem Flugzeug in der Luft: Das System besteht aus dem großen „Inverted π-Foil“ nahe am Schwerpunkt, das während der Fahrt unter Wasser bleibt, und einem kleineren T-Foil am Heck, direkt am Antrieb vor dem Propeller. In Wechselwirkung heben sie das Boot aus dem Wasser. Die elektronische Steuerung bewegt die beiden Foils. Damit schlägt er zwei Klappen: Die schwebende Candela ist nicht nur schnell, sondern auch extrem engergiesparend.
Durch den reduzierten Wasserwiderstand verbraucht die Candela Seven weniger Strom, was gleichzeitig die Reichweite erhöht. Wir haben das wohl innovativste Boot in Stockholm getestet und empfehlen es allen, die energiesparend und leise Bootfahren wollen. Auf der boot Düsseldorf (Halle 4, Stand D 4) ist das auf Foils schwebende Boot zum ersten Mal in Deutschland zu sehen. Die Candela Seven ist das effizienteste Elektro-Sportboot der Welt. Ganze 50 Seemeilen Reichweite macht der nur 1,3 Tonnen wiegende Daycruiser bei flotten 22 Knoten.
Natürlich gibt es auch bei der Candela Seven einen Wermutstropfen: den Preis von 291.550 Euro für das Standardmodell. Grund dafür ist die aufwändige Spitzentechnologie. Ziel von Werftchef von Gustav Hasselskog ist es, das Boot in größeren Stückzahlen zu bauen und es so in Zukunft günstiger anbieten zu können.
Marian M800: Eleganter Flitzer aus den Bergen
Die M800 der Marian-Werft widerlegt alle Vorurteile gegenüber Elektrobooten. Das offene Boot ist schnell, elegant und super verarbeitet. Die österreichische Familienwerft stellt die on uns schon gefahrene Perle vom Wolfgangsee auf der boot 2020 zum ersten Mal in Deutschland aus. In Halle 5 am Stand A 39 kann der Daycruiser in Augenschein genommen werden.
Mit 150 kW Motorleistung und 125 kWh Batteriekapazität arbeitet im Heck der Marian M800 eines der stärksten Antriebssysteme des slowenischen Systemanbieters Piktronik. Mit etwas Glück bekommt man die Marian M800 auf der boot Düsseldorf von ihrem Schöpfer selbst vorgestellt. Alex Marian, Sohn des Werftchefs Ion Marian, ist mit 24 Jahren wohl einer der jüngsten Produktmanager der Branche.
Zum typischen Marian-Design gehören die weichen Rundungen. Um diese elegante Form industriell zu fertigen zu können, wird das Boot in der zur Firma gehörenden rumänischen Werft im Handauflegeverfahren aus drei Schalen gefertigt. Optisch ist die neue Marian M800 eine Kombination aus bekannt und jung: Sie erinnert an die Marian Laguna 760, die 2017 im Finale des Best of Boats Awards war, als auch an die Marian Delta 600, die für weniger leistungsstarke Motoren ausgelegt ist.
Q-Yachts Q30 eLimo: Noch top secret bis Samstag
Q-Yachts ist die jüngste und gleichzeitig erfolgreichste Werft für rein elektrische Daycruiser. Die finnische Marke des Oceanvolt-Gründers Janne Kjellman hat mit der Q-Yachts Q30 einen effizienten, eleganten und relativ günstigen Weekender auf den Markt gebracht. Nun soll das zweite Modell der Werft auf der boot Düsseldorf vorgestellt werden – und dafür erhöht der Hersteller die Spannung. Denn Informationen zum neuen Konzept gibt es vorm Start der Messe kaum.

Wenige Tage vorm Star der Schau gibt es nun einen kleinen Vorgeschmack auf das, was Q-Yachts in Halle 4 an Stand D03 präsentiert wird. Vom ersten Rendering ausgehend ist anzunehmen, dass die Werft – auf Basis der bestehenden Q30 – eine Q-Version mit geschlossener Kabine achtern entworfen hat.
Der Name der Neuheit ist Q-Yachts Q30 eLimo Concept, vermutlich ein Shuttle-Boot, das dank geschlossener Kabine auch in den kalten Heimatgewässern der Finnen zum Einsatz kommen könnte. Kunden dafür sind wohl am ehesten Gewerbetreibende, die die elektrische Limousine für Rundfahrten verchartern.
DutchCraft 25: Carbontender mit Strandzugang
Die DutchCraft 25 der gleichnamigen Werft ist ein Baukasten. Das modulare Schienensystem an Deck erlaubt es, das Boot nach Belieben umzubauen. Ob Sitzbänke quer, längs oder ohne – das Layout der Open 25 ist ab dem Steuerstand variabel. Die Weltpremiere der DutchCraft 25 ist in Halle 1, Stand C37.
Primär konzipiert ist die DutchCraft 25 als Tender für Superyachten. Als Offroad-Shuttle kann das Boot außer Gästen und Proviant auch ein Quad vom Schiff an Land und wieder zurück befördern. Durch den trimmbaren Z-Drive kann das Boot auch an Stränden anlanden. Die klappbare Bugsektion fungiert beim Landgang als Rampe, um Bordgäste trockenen Fußes am Strand abzusetzen.
Als besonderes Gimmick haben sich die niederländischen Entwickler einfallen lassen, die DutchCraft 25 als Energiespender zu nutzen. Die Batterien des Tenders können bei Bedarf als Power-Bank für das Mutterschiff genutzt werden. Die Generatoren der Superyacht können so – beispielsweise nachts abgeschaltet werden.
Mit ihrem variablen Layout ist die DutchCraft DC 25 vielseitig nutzbar. Nur die Reichweite könnte anderen Anwendungen als Shuttle-Diensten entgegen stehen. Die Reichweite bei sechs Knoten Fahrt wir von der Werft mit 36 Seemeilen angegeben. Das ist bei einer knapp 90 kWh leistenden Lithium-Ionen-Batterie nicht allzu viel.