Die Dänen sind, was Hauen und Stechen betrifft, historisch einigermaßen fein raus: Seit der Wikingerzeit hat man kaum Gewalttätiges oder anderweitig Zweifelhaftes von ihnen gehört – von der Behandlung der Inuit einmal abgesehen. So mag es aus deutscher Sicht einen Hauch nachvollziehbarer sein, wenn eine dänische Werft ihr neues Boot mit einem Namen versieht, der auf einen deutschen Jagdflieger zurückgeht: der rote Baron.
Die ersten 15 sind rot
„The Red Baron“ heißt die erste Motoryacht von X-Yachts mit der Typbezeichnung X Power 33C. Folgerichtig ist der Bootsrumpf rot wie das Jagdflugzeug des Freiherrn Manfred von Richthofen – und wie das allererste, vor 42 Jahren von X-Yachts gebaute Boot überhaupt, die Segelyacht X 79.
Um das Jagdflugzeug, mit dem Richthofen im Ersten Weltkrieg mindestens 80 feindliche Maschinen mitsamt deren Piloten abschoss, geht es auch nur am Rande: Der Red Baron aus Haderslev ist natürlich unbewaffnet, soll auch nicht dauerhaft abheben, und nur die ersten 15 Exemplare werden in dem leuchtenden Rot lackiert, das auch der berühmt-berüchtigte Flieger für seinen Dreidecker wählte.

Danach, so X-Yachts-Chef Ib Kunøe bei der Präsentation am vergangenen Samstag, ist „fast jede Farbe“ möglich, die Kunden wünschen. Kunøe erklärt in der live gestreamten Präsentation auch den Hintergrund der Namensgebung: „Der Name kommt von dem Flieger-As, dem absolut Besten seiner Klasse, respektiert nicht nur von seinen Leuten, sondern genauso vom Gegner.“ Und das wünscht der Däne eben auch für seine Power-X-Yacht.
Ein Element der Popkultur
Bleibt noch zu erwähnen, dass Richthofen und insbesondere sein Flugzeug im angelsächsischen Sprachraum im Lauf der vergangenen 100 Jahre ein Element der Popkultur geworden sind, ungeachtet ihrer einst so tödlichen Eigenschaften. Der Name dürfte X-Yachts dort also maximale Aufmerksamkeit und positive Assoziationen sichern.

Nach mehr als vier Jahrzehnten Segelyachtbau und dem Stapellauf von über 6.000 Booten mit Masten hat die Werft aus dem süddänischen Haderslev nun ihre erste Motoryacht im Programm. Eine X-Yacht muss nicht mehr zwingend einen Mast haben. Das hat an der Haderslebener Förde noch nicht jeder verinnerlicht: Selbst bei der ersten Testfahrt spricht ein Mitarbeiter der Werft noch vom Segeln („sailing“).
Seit acht Jahren in Planung
Doch natürlich ist die Geschichte schon länger als ein paar Tage am Köcheln: Wie sich herausstellt, fanden die ersten Gespräche über den Bau einer Motoryacht durch X-Yachts bereits vor acht Jahren statt. Aber sie begannen erst vor etwa vier Jahren Gestalt anzunehmen. Die Trends auf dem Markt ließen schließlich Worte zu einem Boot werden. X-Yachts, die im vergangenen Jahr Verkaufserfolge hatten wie lange nicht, sind über ihren eigenen Schatten gesprungen.

Der Red Baron, die Provokation in Rot, zeigt schmerzlich, dass das Interesse an Segelyachten zugunsten von Motorbooten abnimmt – ob es uns nun schmeckt oder nicht.
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