Im Sommer soll sie feierlich den Besitzer wechseln: Die Megayacht „Solaris“, das neue Schmuckstück des russisch-israelischen Milliardärs Roman Abramowitsch, ist fast fertig. Jetzt hat die Lloyd Werft die Abdeckung über dem Baudock in Bremerhaven entfernt – Sonnenlicht fiel erstmals auf das künftige Refugium des sehr reichen Oligarchen. Und das seiner Entourage: Die Solaris hat 48 Kabinen, die sich auf acht Decks verteilen. Die Besatzung umfasst 60 Personen.
Mit einer Länge von 140 Meter erreicht die Expeditions-Yacht allerdings nicht einmal die Top 10 der aktuellen weltweiten Luxus-Flotte: Abramowitsch liegt damit an Position 14 – auf einer Höhe mit seinem Ex-Landsmann Wiktor Raschnikow, dessen „Ocean Victory“ 2014 bei der italienischen Fincantieri-Werft entstand, und der 2020 abgelieferten „Scheherazade“ vom Bremer Nachbarn Lürssen.

Auch im kleinen Fuhrpark des Auftraggebers, der im postsowjetischen Russland kometenhaft aufstieg und einst im Moskauer Kreml als „Mr A“ enger Vertrauter von Boris Jelzin und später Wladimir Putin war, hat das Luxusschiff nicht die Pole Position: Hier führt mit Abstand die 162 Meter lange „Eclipse“, 2009 auf Blohm & Voss gebaut und noch heute drittgrößte Megayacht der Welt.
Immerhin steht die Solaris auf Abramowitschs persönlicher Hitliste an zweiter Stelle: Alle fünf Yachten, die der Milliardär zuvor einmal besaß, sind kleiner. Seine nächste wird vielleicht wieder etwas länger…
Genting streicht 1.200 Stellen
Während sich das Schiff Stück für Stück der glanzvollen Vollendung nähert, droht der Werft ein trauriges Ende: Als Bestandteil des ostasiatischen Mischkonzerns Genting wird Lloyd in die Krise der Kreuzfahrtindustrie hineingezogen. Ist die neue Megayacht des russischen Milliardärs Roman Abramowitsch der letzte Schiffsneubau, der Bremerhaven verlässt?
Corona schlägt tiefe Lecks in die Kassen der Kreuzfahrtbranche, aber offenbar noch größere in diejenigen der Werften. Hunderte Kreuzfahrtschiffe sind weltweit aufgelegt, weil keine Reisen stattfinden dürfen. Neubau-Aufträge haben die Reedereien storniert. Die Meyer Werft in Papenburg kündigte kürzlich an, 650 Mitarbeiter zu entlassen – das sind rund 20 Prozent der Stammbelegschaft.

Den Genting-Konzern aus Kuala Lumpur mit Sitz in Hongkong – ein Konglomerat aus Casinos, Resorts und Palmöl mit einer Marktkapitalisierung von fast 40 Milliarden US-Dollar – hat es offenbar noch schlimmer erwischt. Gleich mehrere große Schiffbauer in Deutschland, die zu dem Konsortium gehören, bauen Jobs ab.