Autonomes Fahren ist schon zu einem Hauch Normalität geworden. Mit jedem neuen Auto werden neue Assistenzsysteme angeboten, und so wie es aussieht, wird die Zukunft der Automobilität fahrerlos sein. Auch die vollautonome Frachtschifffahrt ist im Kommen. Und wieder sind es die Norweger, die jetzt von sich reden machen. Stichwort: Autonomes Segeln. In 79,5 Tagen ist es dem kleinen Segelboot „SB Met“ des Teams Sailbuoy bei der Microtransat Challenge gelungen, den Atlantischen Ozean erfolgreich zu überqueren.
5.000 Kilometer führerlos über den Atlantik
Das Bötchen ging am 7. Juni mit Kurs „Ost“ in der Klasse „Unbemannte Boote“ auf die Reise. Die Ziellinie überquerte die Sailbuoy am 26. August 2018. Die virtuelle Crew aus Norwegen beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit der˘› Technologie, die hinter dem autonomen Segeln steckt. Beim Microtransat Challenge fahren die meist sehr kleine Boote autonom quer über den Atlantik. Zum ersten Mal gingen Boote im Jahr 2010 an den Start.
Zwei unterschiedliche Routen (Ost nach West / West nach Ost) und zwei unterschiedliche Modi stehen dabei zur Wahl. Die „autonomous division“ erlaubt keinerlei Befehle von außen zur Kursänderung. Die „unmanned division“ erlaubt den Empfang von Steuersignalen zur Kursänderung. Mitmachen können alle, die mit unbemannten Booten experimentieren. Die Bootslänge beim Wettbewerb ist auf 2,40 Meter begrenzt.

Hauptsache, das Boot wird nicht geklaut
Der Atlantik ist sicherlich eines der anspruchsvollsten Gewässer für diese Mission. Alleine die zu überbrückende Entfernung von rund 5.000 km und die hohen Wellen stellen eine große Herausforderung dar. Wie schwierig es tatsächlich ist, ein Boot ohne Crew über den Atlantik zu bekommen, zeigen die Ergebnislisten der Microtransat Challenge eindrucksvoll. Die Statistik ist voll mit Statusmeldungen wie „Lost“, „Caught in a fishing net“ und „Position reports stopped“, also einem Totalverlust.


Die größte Sorge von David Peddie, dem Geschäftsführer von Sailbuoy, bei der diesjährigen Regatta war allerdings, dass sein „SB Met“ von der Besatzung irgendeines Schiffs aufgegriffen und mitgenommen würde. Die zweite Gefahr benennt David ganz simpel: unerwarteter Landkontakt.
Die unbemannte Sailbuoy hat ein Gewicht von 60 kg. Unterwegs wird das Boot durch eine 400 Wh leistende Batterie gespeist, um die Rudersteuerung und Kommunikation (via Iridium-Satellit) zu gewährleisten. Zur Aufladung diente ein Solarmodul an Deck der „Segelyacht“. Ausgewertet wurden direkt an Bord auch GPS- und Windinformationen, um den Kurs zu steuern und die Kommunikation aufrecht zu erhalten.

Marktreifer Zwerg
Bei Sailbuoy geht es aber nicht nur um die Herausforderung, einmal über den Ozean zu kommen. Es gibt echte Anwendungsgebiete für genau diese Technologie: Dazu gehört die automatisierte Erhebung von Wetter- und Meeresdaten, ohne dass man „echte“ Schiffe in die Gebiete entsenden muss.
Dank der heute nutzbaren Sensorik und Konnektivität der einzelnen Subsysteme gibt es jetzt schon einen Markt. Der Verkauf dieser Technologie beginnt aktuell, die Serienreife ist also erreicht. Gestartet hat David das Proiekt ursprünglich mit treibenden Bojen, die man steuern konnte. Der Technologie-Sprung zur Sailbuoy war im Jahr 2005.
Vorm Start zur großen Fahrt absolvierte die Sailbuoy ein Kollisionstraining, wie das Video zeigt.