Im Gespräch mit float erklärte Navico-Manager Roberto Sesenna, wohin die Reise entwicklungstechnisch geht. „Nutzer wollen heute Daten nur dann sehen, wenn sie sie brauchen. Heute will man einen aufgeräumten Arbeitsplatz, keine Sammlung an analogen Anzeigen. Hieran arbeiten wir.“ Und die Bootsmarke ist wichtiger als der Instrumentenanbieter. Man sieht es den Simrad-Displays an Bord an.
„Wie beim Auto will der Nutzer das Markenerlebnis – gleiches Display, aber eine gänzlich andere Anmutung.“ Bei Axopar sieht die Visualisierung entsprechend anders aus als bei Tecnorib Pirelli, sagt Sesenna, der als Verkaufsleiter für das Europageschäft verantwortlich ist. Für B&G, die Segelmarke von Navico, gilt analog dasselbe.
Wir kommen in Fahrt
Auf dem Flipup-Sitz hinterm Steuerrad fühlt sich das Boot mit 50 Fuß Länge wie eine kleine Motoryacht an. Und agil ist das Riesen-RIB dabei so sehr wie ein Sportboot. Wir legen ab. Der Riese lässt sich mit Doppelhebel und elektronischem Steuerrad präzise und sofort ansprechend bewegen.

Draußen hat sich der angekündigte Wind noch nicht gezeigt. Wir haben Glück, die Meeresoberfläche ist annähernd flach, wenn auch nicht glatt. Wer hätte es nicht geahnt? Bootslänge läuft. Zusammen mit den sehr starken Motoren – eine Installation mit 1.800 PS wäre möglich – ergibt es eine gewaltige Geschwindigkeit von maximal 51 Knoten. Bei Geradeausfahrt ist dieses Tempo für einen geübten Fahrer oder eine Fahrerin eine Wonne. Der Zweistufenrumpf bietet nicht nur eine unglaublich gute Performance. Der geringere Widerstand sorgt für höheres Tempo und entsprechend niedrigeren Verbrauch.
Auch das Fahrverhalten ist über jeden Zweifel erhaben. So sicher habe ich mich bei so viel Motorkraft hinter mir noch nie am Steuer eines Boots gefühlt. Grund dafür ist wiederum – neben dem perfekten Zusammenspiel von Maschine und Steuerung – der Rumpf. Anders als bei manchen anderen schnellen Schlauchbooten und GFK-Powerbooten überzeugt mich der sanfte Lauf.
25 Weltmeisterschaften gewonnen
Hier kommt die Erfahrung von Tecnoribs Langzeit-Designpartner zum Tragen. „Wir entwickeln seit 35 Jahren ventilierte Stufenrümpfe“, erklärt Ted Mannerfelt im Gespräch mit float, „und haben 25 UIM-Weltmeisterschaften in verschiedenen Offshore-Rennklassen gewonnen.“ Das sei ein Rekord, dem andere Produzenten nicht einmal nahe kommen.

Das etwas mehr in die Fläche gehende Petestep-Konzept und die vor gut einem Jahrzehnt unter anderem bei Beneteau eingeführten Stufenrümpfe sind deutlich jünger.
Eine Anleitung für V/max
Geht es in die Kurven, bleibt das Boot stets sicher steuerbar. Nichts driftet, die Steuerung ist allzeit reaktiv und superpräzise. Natürlich kommt es nahe der V/max (minus kleinem X fürs Einbremsen) darauf an, wieviel Welle draußen ist. Denn sonst rauscht man schon mal spektakulär ins Wellental. Aber das muss ja keiner …
Bei unserer Testfahrt bleibt alles im grünen Bereich. Die Kollegen von der britischen Insel, die am Folgetag ans Speed-Limit gehen wollten, bekamen wegen des wüsten Wellengangs nicht nur niedrigere Knoten-Werte, sondern auch ein Update in Sachen Respekt vor den Elementen.