Zehnmal effizienter als Segel
Nach Angaben von Norsepower sind die Rotorsegel rund zehnmal effizienter als ein herkömmliches Segel. Denn das System erzeugt mehr Auftrieb bei viel kleinerer Segelfläche. Der Windantrieb startet einfach per Druckknopf von der Kommandobrücke des Schiffs. Sobald Windkraft zugeschaltet ist, können die Hauptmaschinen gedrosselt werden. Das Schiff fährt so bei gleicher Geschwindigkeit und Fahrzeit mit weniger Kraftstoff und Emissionen.
Bei Norsepower schätzt man, dass sich die Kosten für Treibstoff so um fünf bis 20 % verringern lassen. Beim Tanker Maersk Pelican erwartet der finnische Rotorenhersteller Einsparungen von sieben bis zehn Prozent. Das bedeutet: Weniger Schweröl wird verbrannt. Und so werden weniger Schadstoffe wie Kohlendioxid, Schwefeloxide, Stickoxide sowie Feinstaub und Ruß in die Luft geblasen.
Beunruhigende Umweltbilanz für Schiffe
Knapp 13 Prozent des Schwefeldioxid-Ausstoßes und etwa drei Prozent der Kohlendioxidemissionen weltweit stammen von Schiffen. Nach einer aktuellen Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Nature Communications, verursacht die weltweite Schifffahrt derzeit etwa 400.000 vorzeitige Todesfälle. Rund 14 Millionen Asthma-Erkrankungen von Kindern kommen nach dieser Studie noch hinzu.
Gemäß dem Kreuzfahrtschiff-Ranking von 2018, das der Naturschutzbund NABU Ende August 2018 veröffentlicht hat, haben nur sieben von 77 untersuchten Schiffen ihre CO2-Emissionen reduziert. Branchenriesen wie MSC Cruises, Celebrity Cruises und Royal Caribbean haben aktuell im Bereich Umweltschutz kaum etwas zu bieten.
Hinzu kommen die Klimaschäden durch den Kohlenstoffdioxid-Ausstoß. Nach Angaben des Bundesumweltamts verursacht eine Tonne CO2 Klimaschäden von rund 156 Euro. Hochgerechnet auf die globale Seeschifffahrt liegen die Schäden somit bei rund 120 Milliarden Euro pro Jahr. Nach diesen Befunden scheint es allerhöchste Zeit, Alternativen bei den Antrieben im Seetransport nicht nur zu entwickeln, sondern auch anzuwenden.
Erste Fähre mit Rotorsails fährt
Im April 2018 hat Norsepower die Fähre Viking Grace, die zwischen Finnland und Schweden verkehrt, mit 24 Meter hohen Rotorsails ausgestattet. Ein Jahr lang misst der Hersteller jetzt den Verbrauch und die Treibstoff-Ersparnis der Fähre. Dann wird verglichen, bevor Norsepower handfeste Zahlen aus der Praxis nennen kann. Nach ihren Berechnungen soll das Schiff, das mit flüssigem Erdgas betrieben wird, mit den Rotorsegeln etwa 300 Tonnen Treibstoff im Jahr einsparen.
Am effektivsten ist es, wenn die Metallsegel von Anfang beim Bau des Schiffs eingeplant werden. So lassen sich das Deck, die gesamte Technik und die Elektronik darauf abstimmen. Der erste Neubau der finnischen Reederei Viking Line soll Ende 2020 ausgeliefert werden. Dieses Schiff trägt dann zwei 24 Meter hohe Rotorsails.
Segel benötigen für den Vorschub allgemein Wind. So ist es auch bei den Rotorsails. Am effektivsten ist Seitenwind, sprich halber Wind. Denn kommt der Wind aus anderen Richtungen, verringert sich der Vortrieb. Die Schubkraft hängt also vom Wind, der Größe der Rotorsegel und dem Einsatzgebiet ab. Gleichmäßige und konstante Winde wie im Nordatlantik sind günstige Bedingungen.