Auch Bundeskanzler Helmut Schmidt segelte auf dem schleswig-holsteinischen Brahmsee einen Conger. Und neben vielen anderen Betriebssportgemeinschaften unterhielt auch der Lufthansa-Sportverein Hamburg eine große Conger-Ausbildungsflotte auf der Alster. Fast 4.000 Conger sind bis heute gebaut worden. Robust und langlebig.
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Die Erfolgsgeschichte dieser ungewöhnlichen Zwei-Personen-Jolle ist längst nicht zu Ende. Auch heute noch besteht eine enge Bindung innerhalb der Klasse. „Bei den Meisterschaften der Conger liegt immer eine ganz besondere Stimmung in der Luft“, sagt Katrin Adloff, die Vizepräsidentin des DSV mit dem Geschäftsbereich Wettsegeln, zur Eröffnung der Deutschen Meisterschaft der Conger in Plön 2022.

Dem schließen sich Julia Pechstein, fünffache Deutsche Meisterin der Klasse, und ihr Partner Wolfgang Goeken an. Beide haben sich über die Conger-Klasse kennengelernt. Goeken kommt ursprünglich aus Paderborn, segelte seine erste Meisterschaft 1986, gewann diese elf Jahre später selbst und stieg danach als Co-Segler und Ehemann zu Pechstein ins Boot.
Beide schätzen am Conger, dass er so einfach sei – und dass es daher bei dieser Jolle auf Bootsbeherrschung und Taktik ankäme. „Ein supertolles Material spielt nicht die Hauptrolle. So ist es allen Seglern schnell möglich, dieses Boot zu segeln.“ sagt Pechstein im Gespräch mit float. „Außerdem ist er günstig. Wir haben durch die Familienfreundlichkeit auch eine hohe Frauenquote in der Klasse. Deswegen haben wir viele, die sich beim Segeln gefunden haben.“
Auch bis ins hohe Alter fühlt man sich auf der gutmütigen Conger wohl, wie der mittlerweile 72-jährige Conger-Veteran Carsten Hillmann mit Partnerin Birgit Kirchner beweist, den wir in Plön ebenfalls treffen.
Und hoch hinaus
Eine ebenso launige wie visionäre Fußnote für Fantasten lieferte Frank Schönfeldt bei der Meisterschaft in Plön. Der 16-fache Deutsche Meister im Pirat und Gründer der Segelmacherei Clown Sails (Inhaber ist heute der 5-fache Congermeister Julius Raithel) präsentierte den letzten Stand seines Regnoc-Projekts: Der Conger soll auf Foils fliegen.

Bei einer Showeinlage vor der Zuschauerkulisse in Plön flog Frank Schönfeldt auf seinem foilenden Conger an der jubelnden Menge vorbei. Was zum ersten Mal ein paar Wochen vorher in Bad Zwischenahn gelungen war, wiederholte er nun in auf dem großen Plöner See. Angezogen von zwei Motorbooten mit reichlich PS hob sich der Rumpf tatsächlich aus dem Wasser und flog über die Wellen.
Wie das allerdings jemals unter Segeln klappen soll, bleibt vorerst sein Geheimnis. Aber wer Schönfeldt kennt, weiß, dass er alles tun wird, das Projekt zum Erfolg zu bringen.

Dazu muss zunächst der Mast im Toppbereich ordentlich verstärkt werden, damit er bei den zu erwartenden Kräften nicht wegknickt. Für weitere Power wird ein Code Zero sorgen, dessen Segelhals am schon fest installierten Carbonrüssel angeschlagen wird. 8,5 Knoten Geschwindigkeit wurden errechnet, dann sollte sich der „Regnoc“ von selbst auf seine Foils erheben.
Next stop: America’s Cup
Vielleicht kein Glaubensbruder, aber ein aktiver Schönfeldt-Unterstützer ist Foil-Papst Martin Fischer. Der Bootsingenieur hat die italienische America’s-Cup-Yacht von Prada/Pirelli mitdesignt. Nun entwirft er für den America’s Cup 2024 als Chefdesigner die Ineos Britannia, damit Sir Ben Ainslie endlich den Cup nach England holen kann.
Dieses Schwergewicht der Regatta-Szene muss sich doch für den Foil-Conger erwärmen! Auf eine Initiativ-Mail der Regnoc-Crew kommt tatsächlich eine Antwort: „Männer, das hört sich nach Alkohol und Drogen an, aber das hört sich gut an.“ Wobei Frank Schönfeldt zunächst eher davon überzeugt war, dass die Antwort eine Absage sei. „Zusage? Mensch, das ist die geilste Absage überhaupt! Das hört sich nach Alkohol und Drogen an. Wo ist da die Zusage?“
Drei Wochen später ruft Martin Fischer an, er möchte die beiden gern kennenlernen. Man trifft sich auf einer Messe. „Da sitzt dann der große Manni Fischer vor mir und sagt: Geiles Projekt! Wo ist hier der Conger? Wir sind zum Conger-Stand…“, erinnert sich Frank Schönfeldt. Fischer am Stand: „Eijeijeijei.“ Gelächter. „Das ist aber mal ’ne richtige Aufgabe. Dann mal los!“ Und los ging es.
Vor 50 Jahren für den kleinen Geldbeutel konzipiert, bleibt der Conger heute noch für Freizeitspaß und Foilfantasien gut.