Kaum hatte das neueste Bootsmodell von Parker Poland auf der boot Düsseldorf Weltpremiere, wurde die Parker 850 Voyager auch schon zum Bestseller der polnischen Werft, die auch für viele internationale Werften im Auftrag Motorboote fertigt. Vor einigen Wochen war ich zum ersten Test dieses Boots in Gdynia in der Danziger Bucht eingeladen.
Die Parker 850 Voyager ist das größte Modell der beliebten Daycruiser-Baureihe von Parker mit einer Kabine unter dem Vordeck. 2015 hatte die offene Parker 630 Sport den Best of Boats Award gewonnen. Entsprechend gespannt bin ich, als ich der Einladung der polnischen Werft mit schottischen Wurzeln zusage. Das Unternehmen wird von einem Briten geführt. Philipp Scott kam in den 1970er-Jahren nach Polen, um sein eigenes Bootsbauunternehmen hier zu etablieren.
Schauen in alle Richtungen
Vom Heck aus betrete ich das Boot über die Badeplattform und komme durchs rechts platzierte Türchen ins große Cockpit. Alternativ bietet sich der Weg an Bord vom Bug aus an: Durch das aufklappbare Mittelteil der Windschutzscheibe geht es über schmale Stufen links vom Steuerstand direkt an Deck.
Auf der Steuerbordseite ist die kleine Pantry platziert, mit Spüle, Zwei-Flammen-Herd und zwei großen Schubladen. Rechts im Cockpit befindet sich auch der Einzelsitz für den Fahrer. Gegenüber steht ein klappbarer und recht großer Tisch. Drumherum ist auf den bequemen Polstern des U-förmigen Sofas für maximal sechs Personen Platz. Das Hecksofa dient nicht nur als Bestuhlung für den Essbereich, sondern ist auch ein bequemer Ort zum Entspannen mit Blick auf das Meer. Dazu schiebt man die Rückenlehne des Hecksofas einfach Richtung Tisch und lässt die Beine Richtung Bootsende baumeln.
Nach der gleichen Methode lässt sich auch aus dem vorne quer stehenden Sofa ein Navigatorsitz zaubern, der in Fahrtrichtung zeigt. Außerdem gibt es eine kleine weitere weitere Sitzbank an der Backbordseite. Nach dem Absenken des Tischs – und dem Einfügen eines großen zusätzlichen Polsters – verwandelt sich fast das gesamte Cockpit in eine große Liegefläche.

Eine knorke Kajüte
Das Cockpit der Voyager ist geräumig. Die Gestaltung und die clevere Raumnutzung kenne ich bereits von früheren Parker DC-Modellen. Der größten Vorteil, den der Größenzuwachs des Bootes – außer „Länge läuft“ natürlich – bringt, ist in der Kajüte zu sehen. In der großzügig dimensionierten Kabine der Parker 850 Voyager können bis zu vier Erwachsene komfortabel die Nacht verbringen. Neben dem Bug-Doppelbett gibt es ein weiteres Doppelbett im hinteren Teil der Kajüte, unterhalb des Cockpits. Diese Doppelkoje ist ziemlich niedrig, aber das Bett ist breit und bequem.
Rechts des Niedergangs befindet sich eine große Toilette, auf der gegenüberliegenden Seite ein Kleiderschrank. Natürliches Licht kommt durch die Oberlichter in der Decke und großen Fenster an den Seiten unter Deck. Eine virtuelle Bordbegehung bietet die Werft auf ihrer Website an. Mit VR-Brille kann man sich sogar in 3D durch das Modell bewegen.

Zweistufenrumpf ist Trumpf
Parkers Motorbootmodelle der DC-Baureihe sind für Leute gemacht, die Sonne, Wind und Tempo mögen. Die Parker 850 Voyager wurde in Vakuum-Infusionstechnologie hergestellt, was das Gewicht des Bootes deutlich reduziert. Der speziell entwickelte Zweistufenrumpf reduziert den Wasserwiderstand. Die Gleitschwelle wird schneller erreicht, und der Verbrauch ist geringer. Gleichzeitig ermöglicht der Zweistufenrumpf höhere Geschwindigkeiten.
Unser in Gdynia getestetes Boote wird von einem 300 PS starken Motor des Typs Mercury Verado angetrieben. Der zweite Frühlingstag ist nicht gerade warm. So sind wir gezwungen, beim Test mit einer Sprayhood zu fahren. Doch selbst mit diesem zusätzlichen Luftwiderstand erreicht die Voyager 40 Knoten leicht.
Nach dem Trimmen nähern wir uns 41 Knoten bei 6.000 U/min. Wir brauchen etwa 30 Sekunden, um diese Geschwindigkeit zu erreichen. Nur 6,7 Sekunden genügen, um in Gleitfahrt zu kommen. Beim Maximaltempo liegt der Kraftstoffverbrauch bei 111 Litern pro Stunde. Nach Reduzierung der Motordrehzahl auf rund 4.500 U/min halbiert sich der Verbrauch auf 55 l/h und die Geschwindigkeit liegt bei rund 27 Knoten Marschfahrt. Ich kann versichern: Auch bei mittlerer Geschwindigkeit fährt sich das Boot angenehm und gut.

Schnell und leise unterwegs
Bei jeder Fahrgeschwindigkeit ist das Boot leise. Selbst die Sprayhood verursacht keinen zusätzlichen Lärm. Die Sicht ist vom Steuerstand aus in alle Richtungen sehr gut. Nur beim Übergang in die Gleitfahrt müssen wir den Hals ein wenig recken, um die Fläche direkt vor dem Bug zu überblicken. Am Ende des Tests entfernen wir die Sprayhood doch. So überprüfen wir den Unterschied bei der Höchstgeschwindigkeit und können einige Fotos machen.
Jetzt beschleunigt die Parker 850 Voyager auf 42,5 Knoten. Schaut man nicht auf die Tempoanzeige des Kartenplotters, merkt man die hohe Geschwindigkeit nicht. Ich kenne diesen „Effekt“ von einigen anderen Parker-Booten. Fahren Sie also vorsichtig!
Parker Poland ist bekannt als einer der weltgrößten RIB-Produzenten für die gewerbliche und Freizeitschifffahrt. Es gibt kaum ein Land, in das Parker nicht exportiert. Anfang der 2010er-Jahre stieg Scott, inzwischen zusammen mit seinem Sohn Christopher Scott, in die Entwicklung und Fertigung von sechs bis acht Meter langen Kajütbooten ein.
Die neue Parker 850 Voyager ist ein großes, komfortables und in Fahrt dynamisches Boot. Das Einzige, was während des Tests nicht stimmte, war die Außentemperatur. Mit 20 Grad Celsius mehr wäre ich bis zum späten Abend an Bord geblieben.
Boote von Parker Poland werden in Deutschland und der Schweiz von mehreren Händlern angeboten.

Parker 850 Voyager – Technische Daten
Länge | 8,30 m | |
Breite | 2,80 m | |
Gewicht | 2.200 kg (ohne Motor) | |
Motorisierung | maximal 350 PS | |
CE-Kategorie | C (küstennahe Gewässer) | |
Maximale Passagierzahl | 10 Personen |
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