Zu Füßen von Sven Blohm summt die Zukunft: Kaum hörbar, doch nur wenige Zentimeter unter dem Maschinenleitstand, in dem wir gerade stehen, arbeiten die modernsten Aggregate, die jemals ein Schiff antrieben. Sie machen die AidaNova zum ersten Kreuzfahrtschiff der Welt, das mit LNG, also verflüssigtem Erdgas, unterwegs ist. float war an Bord des neuesten Schiffs von Aida Cruises, um zu erfahren, wie das System funktioniert.

Sauber war das Geschäft mit den Träumen bisher nicht
Der Chefingenieur aus Rostock lächelt: „Der schnurrt wie ein Ottomotor.“ Sogar Laien merken auf Anhieb, dass hier an Bord etwas anders ist. Wer das Wummern eines vitalen Schiffsdiesels kennt, wird über die fast eigentümliche Laufruhe dieser Maschinen staunen.
Auch etwas anderes fällt durch Abwesenheit auf: Das Schiff fährt ganz ohne Schwefel, Ruß und die Elemente, die beim Verbrennungsprozess schädliche Nebenprodukte bilden. Wer schon mal auf offener See einem Ozeanriesen hinterher geblickt hat, wie aus dem Schlot eine rußige Fahne quillt, weiß: Sauber ist das Geschäft mit den Träumen bisher nicht gewesen.

Mit LNG soll das nun anders werden. Mittschiffs lagert das reine Methan in drei riesigen Stahltanks tief im Rumpf unter außerirdischen Bedingungen: Damit es dauerhaft flüssig bleibt, wird es mit Druck in die künstlichen Kavernen gepresst und zusätzlich gekühlt, so dass seine Temperatur unter minus 160 Grad Celsius sinkt.

Um es zu verbrennen, muss das eisige Ladegut erst wieder auf plus 30 Grad aufgeheizt werden. Das klingt nach gewaltigem Aufwand. Tatsächlich hat die Meyer-Werft, die das 337-Meter-Schiff 2018 ablieferte, lang daran herumgetüftelt. Nach drei Jahren wurde das Schiff im Herbst 2018 abgeliefert.
Es gibt weltweit bisher keine Infrastruktur für CNG
Größer als die Herausforderungen mit der Antriebstechnik sind die der Versorgung: Es gibt weltweit noch keine Infrastruktur für LNG. In Europa stellen nur eine Handvoll Unternehmen Methan in solchen Mengen zur Verfügung, dass sie als Lieferanten in Frage kämen. So löst man das Problem bisher durch Improvisation.

Einmal im Monat wird die AidaNova fliegend versorgt: Ein Shell-Tanker, der selbst mit LNG fährt, füllt die eisige Flüssigkeit nach. Neben dem gigantischen Hochhaus, das der 20stöckige Kreuzfahrttraum auf dem Wasser abbildet, sieht der Tanker wie ein Spielzeug aus. Während der vier Stunden, die das Gas durch die Schläuche fließt, herrscht auf Deck striktes Rauchverbot.