Alles beginnt mit einem Fuß: In Großaufnahme, mit Stiletto-Absatz und römischer Schnürung streckt er sich aus einem Auto. Dann ein Schnitt, ein harter Beat, maximal elektronisch, dazu ein Schwarzweiß-Rendering. In ebenso harter Visualisierung erscheint ein Boot, die Kamera fährt geschmeidig daran entlang. Eine Frau wird sichtbar. Noch bevor wir sie auch nur fixieren können, springt das Bild zurück zur Invictus TT 460.
„Unconventional Luxury“ taucht als Schriftzug auf – und ebenso, wie der Videoclip wohltuend heraussticht aus dem gewohnten Bild von Bootswerbung, ist auch die Formensprache des neuen Boots der italienischen Design-Werft: cool und aufregend.
Sneakers statt High Heels
Genau genommen lockt der High Heel zu Anfang des Werbeclips auf die falsche Fährte: Zur neuen Invictus TT 460 passen eher schicke italienische Sneakers. Denn der erstmals im Oktober 2020 in Genua präsentierte Cruiser kombiniert Sportlichkeit mit lässiger Eleganz. Dafür steht vor allem Christian Grande, der uns das Boot persönlich am Messestand präsentiert – in einem der raren Momente des letzten Jahres, als reisen kurzzeitig möglich war.
Der jüngste Entwurf von Invictus ist das größte Boot, das die fünf Jahre junge Werft bisher gebaut hat. Der Name der gut 14 Meter langen Invictus TT 460 erklärt sich sofort: Das organisch wie dynamisch geschwungene T-Top steht für das Doppel-T in der Modellbezeichnung – und es ist ein Statement in Sachen Design und Technik.

Christian Grande, der 49-jährige Designer aus Parma, hat mit Invictus seine eigene Marke gegründet. Vorher hat er für große Werften gearbeitet und mehr als 100 Boote entworfen. Die einst bemerkenswerte Marke Sessa Marine ist untrennbar mit seinen Entwürfen verbunden. Für Invictus – zu deutsch „Unbezwingbar“ – hat er seine eigene Designsprache entwickelt. Die von ihm gezeichnete Modelllinie mit dem negativen Steven und weichen, fließenden Formen hebt sich ab von der Masse der Großproduktionen.
Das erste Modell: eine Punktlandung
So war das erste Modell, die Invictus 280 GT, sofort eine Punktlandung im Markt. Dann folgte die Invictus 370 S, die nicht weniger erfolgreich war und als Außenborderversion auch in den USA reüssierte. Seit kurzem wird alles, was bei Invictus nicht Innenboder ist, von Yamaha als Exklusivausstatter bei Außenbordern ausgerüstet.
Extreme Entwürfe haben ein kurzes Leben. Ihnen fehlt die Subtilität, um die wechselnden Trends zu überdauern.
Christian Grande ist ein Phänomen in der an Aufsehen erregenden Designs nicht armen Branche: Er hat seine Marke Invictus gut inszeniert und variantenreich mit Geschick in einer Marktnische platziert, die außer ihm nicht viele genutzt haben. Er erreicht wie Frauscher und Pardo eine Zielgruppe, die mit außergewöhnlichen Booten aus der Masse herausstechen möchte.
Was die Konstrukteure vom Traunsee kompromisslos mit der Frauscher 1414 Demon Air geschafft haben, versuchen Grande und seine Werftpartner von Aschenez im süditalienischen Kalabrien nun mit der Invictus TT 460. Aber ganz anders.