Zusammen haben die Akkus ein Gewicht von mehr als 20 Tonnen, teilt der Auftraggeber Behala mit. Der Berliner Hafenbetreiber ist Partner in dem Projekt und will die Elektra ab kommendem Jahr erproben und ab Ende 2024 für Frachtaufträge zwischen Hamburg und der Hauptstadt einsetzen. Zugleich soll das Schubschiff zeigen, dass emissionsfrei fahrende Binnen-Frachter alltagstauglich sind. In Norwegen fahren solche ersten akkuelektrischen Schiffe bereits – und das autonom, auch wenn auch deutlich weniger komplex was die Energieanlage angeht.
Hafenfähren sind in Planung
Bis zu 400 Kilometer kann das Schiff zurücklegen. Aus eigener Kraft, die es in Form von sechs Tanks für insgesamt 750 Kilogramm Wasserstoff in so genannten „MEGC (Multiple Energy Gas Container), eine Art Bündel“ an Deck mit sich führt. Der Wasserstoff dient als Energieträger für die Brennstoffzellen, die daraus elektrischen Strom für die zwei wassergekühlten Elektromotoren mit je 210 kW (rund 154 PS) produzieren.
Sind alle Tanks leer, würde die Elektra mit dem Inhalt der 25 Tonnen schweren Riesenakkuanlage noch einmal etwa 65 Kilometer weit. Das ist mehr als genug – und wird in dieser Form wohl auch nicht mehr gebaut werden: „So viele Akku-Kapazität brauchen wir eigentlich nicht“, erklärt Professor Holbach. Aber: „Das gehört zum Forschungscharakter des Schiffs.“

Denn die Elektra ist die erste ihrer Art und damit auch ein „Versuchsträger“. Mit rund 6,5 Millionen Euro sind auch die reinen Baukosten des emissionsfreien Schubschiffs mehr als drei mal so hoch wie bei einem herkömmlichen Modell mit Dieselantrieb. Rechnet man die Extras für die Wissenschaft heraus, sinkt der Preis auf etwa vier Millionen. Das ist immer noch das Doppelte im Vergleich zu konventionellen Schubschiffen. Doch mit größeren Stückzahlen werde der Preis weiter sinken, versichert Projektleiter Holbach.
Bevor die Technologie einsatzfähig ist, erfolgen an Bord der Elektra ab Sommer intensive Tests. Ende August soll das werftfertige Schubschiff in den Berliner Westhafen überführt werden, dem Heimathafen der Behala. Dann beginnen die eigentlichen Erprobungsfahrten. Das Antriebskonzept stößt in der Branche inzwischen offenbar auf Interesse. In Hamburg sollen in naher Zukunft drei Hafenfähren-Neubauten ebenfalls mit Brennstoffzellen nach dem Elektra-Prinzip ausgerüstet werden, berichtet Gerd Holbach.
Bootsbauer waren erst skeptisch
Auch auf der Schiffswerft Hermann Barthel an der Elbe sei die Belegschaft inzwischen überzeugt von ihrem ungewöhnlichen Schiffsneubau mit Brennstoffzelle: „Am Anfang gab es da noch Reaktionen in der Art von: Muss das sein? Diesel läuft doch“, erinnert sich die Projektleiterin der Werft. Inzwischen seien die Werftleute selbst fasziniert von der komplexen Technik, die in dem Schiff steckt.
Dass der traditionelle Festakt zum Stapellauf wegen der Corona-Beschränkungen ausfiel, bedauern nicht nur die Schiffbauer und Mechatroniker in Derben. „Schon schade, so ein großes Event gehört beim Schiffbau einfach dazu“, sagt auch Gerd Holbach. Er hofft sehr, dass das bei der Indienststellung durch Behala im Spätsommer in Berlin nachgeholt werden kann.
Die Infrastruktur, um die Elektra mit Strom und Wasserstoff zu betanken, ist ebenfalls im Aufbau. Da bisher noch die Genehmigungsverfahren laufen, werde es bis zum Herbst allerdings noch ein Provisorium sein. Im kommenden Jahr dann wird es die endgültigen Lade-Anschlüsse und Wasserstoff-Tankstellen in Berlin, Lüneburg und Hamburg geben.