Als Elon Musk vor drei Jahren den Cybertruck vorstellte, ging ein Beben durch die Auto-Welt: Der Wagen mit offener Ladefläche, den der Elektro-Pionier Tesla in Kürze bauen wird, ist eine einzige scharfe Kante. Musk hat mit diesem Design gängige Vorstellungen, wie ein Pickup auszusehen hat, einfach mal eben auf den Kopf gestellt. Auch die junge Marke Seamachine GmBH will mit völlig neuem Design die Welt der Aluboote auf den Kopf stellen.
Aluminium ist im Bootsbau ein bekannter und geschätzter Werkstoff: Neben dem edlen Finish in silbergrau bietet es bei der Nutzung immense Vorteile: Er ist äußerst robust und dazu sehr leicht, auch in der Pflege und extrem widerstandsfähig. Osmose ist genauso wenig ein Thema wie Schäden durch (leichte) Grundberührung.
Im Vergleich zu Stahl wiegt Aluminium bei gleicher Festigkeit fast ein Drittel weniger (2,7 g/qcm, Stahl etwa 8 g/qcm). Es ist auch 30 Prozent leichter als GFK. Ein großer Teil des Aluminiums, das Seamachine verbaut, stammt aus recycelten Altbeständen. Während bei der Neuproduktion hohe Energiekosten anfallen, sind es bei dem Material aus der Kreislaufwirtschaft nur 5 Prozent der Primärenergie.
Die Energieeinsparung betrifft auch andere Aspekte: Das geringe Gewicht des Bootes führt dazu, dass man beim Transport auf dem Trailer weniger Sprit benötigt. Ganz zu schweigen von der Fahrt durchs Wasser. Dennoch sind Boote aus Aluminium in Deutschland nur wenig verbreitet. Das hat einiges mit dem Image zu tun.
Aluminium in 3D

Aluminiumboote werden ebenso wie Stahl in der Werft aus Platten geschnitten und geschweißt. Das hat im Vergleich zu Glasfaserkunststoff Grenzen in der Formbarkeit. Rundungen und weiche Formen sind kaum umsetzbar. Seamachine hat deshalb eine neue Designsprache entwickelt. Sie soll die Eigenschaften klassischer Aluminiumboote wie Nachhaltigkeit, Langlebigkeit und Zuverlässigkeit gleichsam abbilden. Und zwar mit einem Gesamterscheinungsbild, das nicht hinter den klassischen GFK-Yachten zurücksteht.
Wer also auch ästhetische Ansprüche an ein Wasserfahrzeug hegt, dürfte sich für die neue Linie der Seamachine-Boote interessieren: Sie nehmen Anleihen an die Muscle Cars der 1960er- und 1970er-Jahre an. Das waren kraftstrotzende US-Coupés wie der Chevrolet Camaro oder der Pontiac Firebird. Sie galten in den USA, wo bekanntlich fast alles ein bisschen größer ist, als „Midsize“.


Diese „Mittelklasse“ bot für damalige Verhältnisse ein Übermaß an Leistung – bei relativ geringem Gewicht und wirtschaftlichem Preis. Das Design war in Abkehr von den üppig chromverzierten Straßenkreuzern der 1960er-Jahre mit ihren gewaltigen Heckflossen eher schlicht, was die Dynamik nur betonte.
Das also hat sich Seamachine zum aufsehenerregenden Vorbild auserwählt. Und so setzen die Hamburger es um: Die großen Flächen am Rumpf werden durch nach innen versetzte Formen unterbrochen, Lufteinlässe nachempfunden, die Kantigkeit der Form betont.