Als seitlicher Wind die kleinen Wellen des ungeschützten Binnenmeers mit Schaumkrönchen bedeckt, flattert die Fahne am Bug im 90-Grad-Winkel. Das für küstenferne Gewässer zertifizierte Stahlschiff und uns kümmert das nicht.

Bei Fahrt mit der Hauptmaschine dreht das große, präzise steuerbare Boot fast ohne Wendekreis. Eng gekurvt wird mit dem neuen Vetus-Joystick, der Bug- und Heckstrahlruder koppelt und die Kraft auch proportional zum Hebeldruck verstärkt. Damit bewegen wir das Boot in Position für die Fotoaufnahmen. Bisher waren dafür zwei Hebel notwendig.
Lieber ein kleiner Generator
Je mehr Strom an Bord gebraucht wird, desto größer muss der Generator dimensioniert sein. Um einen größeren und damit lauteren Stromerzeuger zu vermeiden, wurden die größten Verbraucher an Bord unserer Super Lauwersmeer Discovery 47 OC – die Klimaanlage und der Vierplatten-Elektroherd – so ausgelegt, dass sie keine hohen Leistungsspitzen verlangen.
Die Herdplatten wechseln bei der Stromaufnahme blitzschnell reihum im Kreis, so dass Bulgur, Gemüse und das Hähnchen-Curry abwechselnd im Zehntelsekundentakt garen.
Im Salon ohne Klimaanlage
Das Boot kommt ohne Klimaanlage im Salon aus. Die Klimaanlage der Vorschiffskajüte – das Elternschlafzimmer – versorgt auch die anderen beiden Kinderkajüten mit, die hinter dem Bad beziehungsweise dem WC-Raum liegen. Kaum den Niedergang hinunter, stehe ich vor fünf Türen: Helle Hölzer und dunkle Türeinfassungen zeigen Solidität, nicht so sehr Eleganz. Die Türgriffe, sehr groß und stark ausgeführt, hätte ich etwas graziler gewählt.

Der Clou im Kajütenbereich: Die Tür zur rechten Mittschiffskajüte lässt sich auch nach außen hin so weit öffnen, dass sie den gesamten Niedergang verdeckt. So können Eltern und Kinder unter Deck ungestört zwischen Kabinen und Bädern stromern.


Viele angenehme Details zeigen sich auf den zweiten Blick: Mit dem integrierten Staubsauger lassen sich Sand, von Kinderfüßen reingetragen, und die ein oder andere Spinnwebe effektiv beseitigen. Die Jalousien auf der dreiteiligen Frontscheibe lassen sich elektrisch herunterlassen. Im Ruhezustand sieht man sie nicht, denn sie hängen nicht ins Sichtfeld, und sind hinter Blenden effektiv versteckt.

Warum Stahl?
Holland ist anders, was die Boote betrifft, denen man auf Binnenrevieren begegnet. Was den Deutschen ihr GFK-Weekender, ist für Niederländer das Fahrtenschiff. Und das ist meistens aus Stahl. Heute gerne mit Ein-Ebenen-Konzept und viel Licht, so wie bei modernen GFK-Yachten üblich.

Custom-Bauweise ist auch, so Bastiaan, ein Argument für den Werkstoff Stahl. Die meisten Elemente können, anders als bei GFK, direkt gestaltet und gebaut werden. „Bei Glasfiber und Polyester ist immer erst eine Form notwendig, bevor das Element gefertigt wird“, sagt er. „Wir machen das direkt.“
Viele Ideen steuern die Angestellten selbst bei. So war es auch bei den rauchfarbenen Stahlteilen, die einer der Bootsbauer anderenorts gesehen und nach dem geeigneten Verfahren gefragt hatte.
Fünf Schiffe pro Jahr reichen
Fünf Boote pro Jahr werden auf der Werft hergestellt, nicht zu vergleichen mit Serienwerften. Und so erlaubt sich Super Lauwersmeer auch ein anderes Marketing-Konzept: ein durch Deutschland fahrendes Botschafter-Boot.

Der Eigner der 45-Fuß-Stahlyacht bietet an, Interessenten im eigenen Fahrrevier zusteigen zu lassen, um das Boot individuell passgenau auszuprobieren. So muss man nicht einmal chartern, um in den Genuss zu kommen, ein Stahlschiff der niederländischen Werft zu fahren.
Der Basispreis für die Super Lauwersmer 47 OC liegt bei etwa 548.000 Euro. So ausgestattet wie unser Testboot liegt der Preis bei etwas über 700.000 Euro. Unser Boot ist bereits für Rotoswing-Stabilisatoren vorgerüstet. Die Stabilizer selbst können später angebracht werden – für Norwegen, wenn die Kinder größer sind.
Technische Daten Super Lauwersmeer Discovery 47 OC
Länge | 14,30 m | |
Breite | 4,36 m | |
Tiefgang | 1,20 m | |
Gewicht | 21 t | |
Motorisierung | Volvo Penta D3 mit 150 PS | |
Baumaterial | Stahl | |
CE-Kategorie | B (küstenferne Gewässer) |
Messwerte
Drehzahl (U/min) | Tempo (km/h) | Geräusch (dB) |
700 | 4,0 | 42 |
1.000 | 5,8 | 46 |
1.500 | 9,2 | 50 |
2.000 | 11,4 | 56 |
2.500 | 13,5 | 59 |
2.930 | 15,3 | 62 |