Silent Yachts hat gleich fünf Exemplare des Luxus-Katamarans Silent 80 vom Papier an seine Kunden verkauft. Davon kann manch andere etablierte Werft nur träumen. 2019 hatte das österreichische Unternehmen gleich zwei neue Motorkat-Modelle präsentiert. Wir stellen die Silent 60 und Silent 80 im Detail vor und haben mit Silent-Yachts-Chef Michael Köhler über die Zukunft des Solarboot-Herstellers gesprochen.
Die Silent 60 ist etwas größer als die bekannte Silent 55, die den Best of Boats Award als bestes Reiseboot 2019 erhalten hat. Die fünf Fuß längere Silent 60 ist eine komplette Neuentwicklung. Die Erfahrungen, die mit der Silent 55 – Stichwort des float-Tests: Lautlose Weiten – gemacht wurden, flossen in die Entwicklung der Silent 60 ein.
Silent 60: ein Luxus-Kat, der noch in Häfen passt
Kleine, aber wichtige Details sind bei der Silent 60 noch besser gelöst. Sie hat unter anderem mehr Volumen im Schiff und kann einen längeren Tender beherbergen. Auch die Sicht in Fahrtrichtung wurde gegenüber der Silent 55 verbessert.
Die gute Sicht voraus wurde durch die Vertiefung der Bugkabine erreicht, Bei dem neuen Modell geht es nun eine Treppe tiefer. Der etwas störende Aufbau im vorderen Salonbereich konnte so auf eine Ebene mit den restlichen Fläche gesetzt werden. Das erlaubt eine 360-Grad-Rundumsicht im Salon, auch im Sitzen. Die Flybridge ist, wie bei der Silent 55, mit einem Steuerstand und einer Sitzecke mit Tisch konzipiert. Viel Platz wurde der Treppe eingeräumt, die jetzt in einem weniger steilen Winkel verläuft und so für mehr Komfort sorgt.
Ein Dach, das hochfährt und schützt
Auch die Silent 60 besitzt ein hochfahrbares Dach. Wird die Yacht nicht benutzt, bleibt es eingefahren. Das hat gleich mehrere Vorteile: Zum einen kann die Durchfahrtshöhe des Kats schnell vermindert werden. Zum anderen lassen sich die Solarzellen auf dem Dach leichter reinigen. Der größte Vorteil ist eine saubere Flybridge. Eigner können sich sicher sein, dass sie die Fly im gleichen Zustand wieder vorfinden werden, wie sie sie nach dem Schließen des Dachs verlassen haben.
Auch das Rumpfdesign wurde optimiert, um das Schiff – so wie Werftaussage – noch leistungsstärker zu machen. Zum ersten Mal wurde hierfür auch Reverse Bow verwendet. Dieser negative Steven verlängert die Wasserlinie ohne große Gewichtszunahme. Bei der Silent 55 ist der Steven noch relativ vertikal.
Das vereinfacht das Manövrieren im Hafen, und es passt sich besser in die Designlinie von Silent-Yachts ein. Denn anders als die Silent 80 passt die 18 Meter lange und neun Meter breite Silent 60 noch in viele Mittelmeer-Häfen hinein.
Energie für die Silent 60
Wie auf allen Silent-Yachten ist das Dach der Silent 60 fast vollständig mit Solarpaneelen bedeckt. Ganze 17.000 Watt können diese maximal in das Bordnetz einspeisen. Der Landanschluss im Hafen ist so oft nicht von Nöten. Einen Extraanschluss für die Klimaanlage (ein Standard auf Schiffen ähnlicher Größe) gibt es gar nicht erst.
Bei der Motorisierung der 60er bietet Silent-Yachts verschiedene Optionen an. Die kleinste Variante „Cruiser“ ist mit zwei drehbaren Saildrives motorisiert, die jeweils über einen 30-kW-Elektromotor betrieben werden. Die Batterie hat 70 kWh, und ein 20-kW-Dieselgenerator steht im Notfall bereit. Scheint die Sonne, kann die Silent 60 somit bei 1/4-Fahrt voraus mit einem neutralen Energiehaushalt fahren – Bordverbraucher jetzt mal ausgenommen.
Top-Speed für maximal eine halbe Stunde
Der Vorteil der kleineren Motorisierung mit den drehbaren Saildrive ist die gute Manövrierfähigkeit im Hafen. Wer mehr Leistung wünscht, kann größere Motor-Optionen wählen. 2 x 135 kW und 2 x 250 kW stehen als Wellenantrieb zur Verfügung. Große D3-Dieselgeneratoren von Volvo Penta mit 100 kW stehen als Backup bereit. Mit den zwei 250 kW starken Motoren erreicht die Silent 60 eine Höchstgeschwindigkeit von satten 17 Knoten.
Aber nicht für sehr lange. Auch wenn die Sonne scheint, der Generator auf Volllast läuft, keine Bordverbraucher Strom ziehen und die 210-kWh-Batterie voll geladen ist, kann die Silent den Top-Speed auf dem Papier für maximal eine halbe Stunde halten.
Wer sich mit diesen Daten nicht zufrieden gibt, hat eine weitere Hybrid-Option mit Dieselmotoren als Direktantrieb. Hierbei läuft die Silent wie eine herkömmliche Motoryacht und hat einen elektrischen Antrieb als Schleichfahrt-Option.
Dass das Konzept des neuen Boots ankommt, zeigt die aktuelle Orderliste von sechs Booten. Die ersten beiden Silent 60 sind zurzeit im Bau. Das erste Exemplar soll im Sommer 2020 ins Wasser gehen. Im Standard kostet das Boot knapp zwei Millionen Euro. Etwa 2,4 Millionen Euro sollte man sich also für eine komplette Silent 60 zur Seite legen.
Silent 80: der ultimative Katamaran
Mehr Katamaran geht kaum: Die Silent 80 ist mit ihrer Länge von mehr als 24 Metern und elf Metern Breite einer der größten Motorkatamarane überhaupt. Das Boot ist am oberen Ende des Serienbaus positioniert. Ab dieser Größe wird der Kundenkreis schnell kleiner. Über 100 Fuß beschränkt man sich auf nur eine Handvoll „Prospects“, wie potentielle Kunden in Yachtkreisen genannt werden.
Die Silent 80 ist in vielen verschiedenen Versionen erhältlich. Das Schiff kann vom Kunden stark individualisiert werden. In der Standardversion werden vier große Kabinen und eine Crewkabine angeboten. Über den beiden Rümpfen liegt der große Salon, auf dem wiederum eine kleine Flybridge mit Steuerstand positioniert ist. Der Tender wird bei der Silent 80 wie bei einem Monohull längs in den Backbordrumpf gezogen. Das erleichtert das Ein- und Ausfahren und hält das Heck aufgeräumt.