Man schwingt sich lässig hinter den Steuerstand, und da ist es: das Gefühl, in einem Sportwagen zu sitzen. Die kleine Frontscheibe im Wellenbrecher-Format, der niedrige Fahrersitz und vor allem der Steuerhebel sind es, die diese Imagination eines leichten Gran Turismo (GT) befördern.
Denn der Hebel der Alfastreet 21 sitzt links, so wie traditionell der Zündschlüssel beim Porsche. Und das Betätigen hat bei dem leichten Sportboot denselben Effekt wie beim Sportwagen: Mit Verve setzt sich die Karosse in Bewegung. Es stürmt los, als gäbe es nichts Leichteres.
Kunststück: Die Alfastreet wiegt bloß 1,6 Tonnen. In wenigen Sekunden hat der 115 PS starke Yamaha-Außenborder sie auf Höchstgeschwindigkeit gebracht. Mit 32 Knoten fegt das leichte Tagesboot über den Zernsee. Die Kursstabilität ist erfreulich hoch, die Toleranz gegenüber abrupten Richtungswechseln vertrauenerweckend.

Einzig die Position des Piloten scheint verbesserungsfähig: Beim Beschleunigen hebt sich der Bug naturgemäß mehr als einen Meter aus dem Wasser. Der Sitz ist so niedrig, dass man von dort aus nicht mehr sieht, wo es hingeht. Bei positiver Trimmung senkt sich der Bug wieder. Hier kann ein zusätzliches Sitzkissen helfen, auf dem der Skipper beim Losfahren Platz nimmt.
Ein anspruchsvoller Unternehmer
Es besteht auch die Möglichkeit, aus dem kraftvollen GT einen säuselnden Elektro-Renner zu machen. Ein Solardach bietet Alfastreet allerdings noch nicht an. Das optionale Hubdach, von vier Streben gehalten, wäre zur Aufnahme von Photovoltaik sicher gut geeignet. Bisher dient es vor allem als Sonnenschutz. Auf Knopfdruck wird es zur Auster, lässt sich auf Höhe der Bordwand herunterfahren, um das Interieur gegen Witterung zu schützen.

Die gesamte Marke Alfastreet ist eine Herzensangelegenheit: Der slowenische Geschäftsmann Iztok Pockaj hat seine Brötchen mit Spielautomaten verdient. Als leidenschaftlicher Bootsfahrer verbrachte der vielbeschäftigte Unternehmer so viel Zeit auf dem Wasser wie möglich. Nach eigener Darstellung fand Pockaj jedoch kein Boot, dass maximalen Komfort und Benutzerfreundlichkeit mit ansprechendem Design verband. So beschloss er, es selbst zu bauen.

Inzwischen ist aus seiner Initiative eine moderne Werft und aus dem ersten Entwurf eine kleine Flotte geworden: angefangen mit der Alfastreet 18 bis hin zur großen 32 mit 9,40 Meter Länge, die stilistisch an die klassischen Runabouts der 50er-Jahre anknüpft. Die Modellreihe ist offenbar modular konzipiert. Alle Boote folgen einem klaren, an klassischen Mustern angelehnten Design, viele Elemente finden sich wieder. Das Deck der Alfastreet-Modelle ist stets sehr aufgeräumt, der Steuerstand zumeist als Konsole Bestandteil des Cockpits.
Technische Daten Alfastreet 21
Länge: 6,30 m
Breite: 2,30 m
Gewicht: 1,6 Tonnen
Tiefgang: 0,40 m
Motor: Elektro bis zu 85 kW
Kapazität: 8 Personen
CE-Kategorie: C (küstennahe Gewässer)
Die Passagiere immer im Blick
Bei der 21 fällt auf, dass der Steuerstand in beiden angebotenen Layouts achtern liegt. Bei einer Anwendung als Taxiboot, für Ausflüge oder Tauchgänge hat diese Anordnung den Vorteil, dass die Person am Ruder immer die Passagiere im Blick hat. Das können – zusätzlich zum Skipper – immerhin bis zu sieben sein. Ein fester Tisch ist Bestandteil des Zubehörliste, ebenso wie die kleine Frontscheibe, eine Badeplattform oder die Staufächer unter den Sitzen.
Natürlich ist die Alfastreet 21 trailerbar. Der Hersteller empfiehlt sein Boot zum Einsatz auf Binnengewässern, es sei „perfekt für Seen“, insbesondere mit Elektromotor. Doch auch bei leichter Welle auf dem Brandenburger Zernsee hat sich die Alfastreet 21 als stabil erwiesen. Sie kostet ab 84.000 Euro, inklusive automatischer Ankerwinsch und Antrieb. Der günstigste Porsche kostet ab 60.000 Euro. Aber der fährt auch nicht übers Wasser.