Für kleine Motorboote ist batterieelektrischer Antrieb das Mittel der Wahl, um CO2-neutral unterwegs zu sein. Für größere Yachten ist Wasserstoff als grüner Energieträger im Gespräch. Nachdem die ersten Großserien-Autos mit Brennstoffzelle auf den Markt gebracht wurden, beginnen nun auch Werften, sich mit dem Thema zu befassen. Wobei Wasserstoff in vielerlei Weise zum Kraftstoff werden kann.
Doch egal, in welcher Maschine der nachhaltige Energieträger verfeuert wird: Noch ist die Technologie teuer; und damit perspektivisch vor allem für Superyachten attraktiv. Nach dem Motto: Nachhaltigkeit muss man sich leisten können. So verwundert es nicht, dass sich die Luxus-Marken Sanlorenzo aus Italien und Lürssen aus Bremen mit der Technik befassen.
Wasserstoff soll zukünftig in großem Stil per Elektrolyse aus Wasser gewonnen werden. So kann der Strom, den Solar- oder Windkraftwerke generieren, transportfähig gemacht werden. Leider hat Wasserstoff einen Nachteil. Weil er bei normalen Temperaturen gasförmig ist, gerät die Lagerung sehr aufwändig. Vor allem an Bord, wo naturgemäß wenig Platz besteht.
H2 müsste unter sehr hohem Druck in riesigen Spezialtanks im Schiffsinnern gelagert werden, um eine vergleichbare Leistung gegenüber den herkömmlichen Brennstoffen Diesel oder Schweröl zu erreichen. Das ist für Schiffsantriebe bisher unwirtschaftlich, weil die Tanks zu viel Platz einnehmen würden.
Die „Uthörn“ fährt bereits seit 2022 mit Methanol
Eine Lösung ist es, den Wasserstoff in einem Kohlenwasserstoff zu binden, um ihn zu verflüssigen. Dafür wird Methanol favorisiert. Dieser Alkohol lässt sich wie Benzin oder Diesel nutzen, wird also in herkömmlichen Motoren verbrannt. Dabei entsteht als Reaktionsprodukt neben Wasser auch das Klimagas CO2. Allerdings nur so viel, wie vorher bei der Methanolproduktion gebunden wurde.

Methanol weist eine doppelt so hohe Energiedichte auf wie Wasserstoff, benötigt also nur halb so große Tanks. Nach der Verbrennung im Schiffsmotor kann das CO2 sogar abgeschieden werden. Es landet in einem Extratank und lässt sich zur erneuten Gewinnung von Methanol einsetzen. Ein grüner Kreislauf ohne Emissionen und mit akzeptabler Leistungsbilanz.
Das Fraunhofer Institut IKTS in Dresden tüftelt innerhalb des Projekts HyMethShip an der Umsetzung. Die weltgrößte Reederei Maersk hat Hybridschiffe für den teilweisen Betrieb mit Methanol in Auftrag gegeben. Bereits seit 2022 befindet sich die „Uthörn“ im Einsatz. Das 35 Meter lange Forschungsschiff wurde im Auftrag des Alfred-Wegener-Instituts von der norddeutschen Werft Fassmer gebaut. Ausschließlich mit Methanol als Kraftstoff ist es vor den Küsten von Helgoland und Sylt in der Nordsee unterwegs.
Ein Wendepunkt, den auch die IMO bewirkte
Und mehrere Superyacht-Werften wollen grüner werden. Neben Lürssen ist das Sanlorenzo. Massimo Perotti, Vorsitzender und CEO von Sanlorenzo, stellte das Konzept beim Blue Innovation Dock der boot Düsseldorf im Januar 2023 vor. Das Nachhaltigkeits-Forum der Branche war ein Schaufenster für die Mobilitätswende auf dem Wasser. Perotti hob hervor: Sein Unternehmen habe einen Wendepunkt erreicht, an dem Nachhaltigkeit zum Gebot werde. Das klang einsichtsvoll, beinahe pathetisch.
Auch die internationale Gesetzgebung könnte ihm zu dieser Einsicht verholfen haben, zumindest ein wenig: Im vergangenen Dezember hat die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) ihre Agenda zur Reduzierung von Treibhausgasen (THG) geändert und das Ziel, keine Emissionen mehr zu verursachen, von 2100 auf 2050 vorverlegt.
Diese harte Entscheidung lässt der maritimen Industrie nur sehr wenig Zeit zum Überlegen und Handeln. Laut Perotti müssen 50 Prozent der Treibhausgasreduzierung im nächsten Jahrzehnt erfolgen.

Sanlorenzo baut Methanol-Reformer ein
Bereits in einem Jahr wird Sanlorenzo eine 50 Meter lange Superyacht mit Brennstoffzellensystem und Methanol-Reformer vorstellen. Dabei handelt es sich um eine weitere Technologie, die Methanol als Energieträger nutzt: Aus einer Mischung von Methanol und Wasser (im Verhältnis 3:2) wird Wasserstoff. Der wiederum kann in Brennstoffzellen zu kohlenstoffneutralem Strom und Wasser umgewandelt werden. Demnächst will die Werft das System unter Aufsicht von Lloyds Register installieren. Es ist geplant, das neue Schiff auf der Monaco Yacht Show 2024 zu präsentieren.