Durch sein Vorhandensein und die veränderte Breitdeckkonstruktion konnte nun fast die gesamte Schiffsbreite von 2,50 Meter für den Innenraum nutzbar gemacht werden. Die Luke im Vorschiff wurde später durch ein Klarsichtfenster ersetzt. So fällt mehr Tageslicht in den Salon.

Im Laufe der Jahre verlangte der Markt nach mehr Wohnlichkeit in der Kajüte. Wurde der Backdecker ab Ende 1974 für gut zwei Jahre in der Ausstattung als Langkoje gebaut, wurde ab 1976 auch die Modellvariante mit einer Dinette angeboten. Die Dinette-Ausstattung verdrängte zunehmend die Langkoje, sodass deren Produktion schließlich 1977 eingestellt wurde.
Beständig … in Veränderung
Nicht nur im Interieur, sondern auch auf Deck kam es regelmäßig zu Überarbeitungen. So wurden die Winschen leicht schräg am Übergang vom Süll zum Kajütaufbau auf einen Sockel versetzt. Püttinge und Genuaschiene wanderten vom unteren auf den oberen Decksaufbau. So konnte das Vorsegel enger geschotet werden, um ein besseres Verhalten „Am Wind Kurs“ zu erzielen.

In den nächsten drei Jahren war die Neptun 22 der Bestseller schlechthin: Insgesamt wurde sie über 2300 mal hergestellt. Die junge Werft, erst 1966 gegründet, konnte sich vor Aufträgen nicht retten. Schnell schob man die Neptun 26 und 29 hinterher. Schließlich wurde noch die 24 vorgestellt. In den 1970er-Jahren bewältigte der Einhandsegler Gerhard Diekow damit die Strecke von Hamburg nach Barbados in 28 Tagen.
Nach diversen wirtschaftlichen Problemen, die schließlich 1984 zu einem Eigentümerwechsel führten, sind die Neptun 22 und ihre Geburtsstätte heute so vital wie eh und je: Der Typ wird nach wie vor gebaut, die Werft bietet Refit und sämtliche Ersatzteile an. Diverse Größen sind verfügbar, sogar eine 9,60 Meter lange Neptun 32 wurde einst entwickelt.

Kann man sich eine gebrauchte Neptun 22 bedenkenlos zulegen? Obwohl viele Exemplare inzwischen ein halbes Jahrhundert auf dem Wasser sind, hat das Modell nur wenige Schwachpunkte – die Käufer allerdings kennen sollten.
Hohe Haltbarkeit
Grundsätzlich kann man hohe Qualität erwarten: „Osmose kommt äußert selten vor“, sagt Kaufberater Jens Böckmann von Yachtverstand. Lediglich ein paar Schwachstellen zeigen sich gerne mal, erklärt der Hamburger: „Das Vordeck ist des Öfteren weich, besonders hinter dem Ankerkasten. Das Laminat unter dem Mastfuß schwächelt bei zahlreichen Exemplaren, lässt sich aber von unten recht einfach verstärken.“