Zwischen Tradition und Trend
Als 2007 die Hanse Yachts AG die britische Traditionsmarke Moody kaufte, ging es den neuen Herren um Traditionsbewusstsein und Weiterentwicklung gleichermaßen. Kontinuität im Design sollte dabei vor allem der langjährige Mitarbeiter und spätere Designer Bill Dixon garantieren, dessen Firma Dixon Yacht Design heute weltweit als Konstruktionsbüro unterwegs ist.
Wer sich die aktuellen Moodys anschaut, erkennt die Vorzüge dieser Strategie. Es gibt heute zwei Moody-Linien: Die Moody 41 AC mit Achtercockpit kombiniert unter Wasser moderne Linien mit einem augenfälligen Retro-Design über Wasser, die 45 DS und die 54 DS sind Deckssalon-Yachten. Zu dieser Linie gehört die Moody 41 DS.
Werftchef Jens Gerhardt hat das neue Modell im Herbst 2019 im Gespräch mit float als „Game Changer“ angekündigt. Mit der Deckssalon-Segelyacht ohne Stufe von der Plicht bis zum Salon hole man sogar Kunden vom Motorboot zurück. Wie hat sich das kleinste Modell geschlagen?

Das neue Modell schafft den Spagat zwischen Tradition und Trend sehr gut. Ihren großen Schwestern ähnelt sie vor allem durch eine markante, selbstbewusste Optik. Das hohe Schanzkleid, das eher an ein Nordsee-Arbeitsschiff als an eine filigrane Segelyacht erinnert, lässt die Rumpfseiten mit der aufgesetzten Reling sehr hoch erscheinen.
Trockener segeln im Salon
Dieser Aspekt sorgt für ein kraftvolles und robustes Erscheinungsbild des Schiffs. Das geht so weit, dass es auf den ersten Blick größer wirkt als ein 41-Fuß-Schiff. denn auf dem Papier ist es sogar kleiner: Der Rumpf misst tatsächlich nur 11,99 Meter (also weniger als 41 Fuß) bei 4,20 Metern Breite.
Auch die Fensterfront und das Dach, über dem Cockpit als freitragendes Bimini fortgesetzt, folgen einer harmonischen Linienführung. Details wie die flache Griffleiste und das sauber um die Oberwanten herum gebogene Relingsrohr zeigen den Willen zu konsequent praxisorientiertem Design.
Das Bimini hat nur feste Kanten, dazwischen gleitet ein Rollo-Sonnendach mit Edelstahlstreben. Mit zwei Handgriffen lässt sich das offene Cockpit mit einem Sonnendach beschatten. Wasserdicht ist es jedoch nicht – bei schlechtem Wetter kann der Rudergänge ja zum dritten Steuerstand in den Salon wechseln.
Alles auf derselben Ebene
Das Decksalon-Konzept ist eine konsequente Weiterführung des Motorsegler-Konzepts. Hanseyacht-Gründer Michael Schmidt hat es 2007 zum Kennzeichen für alle neuen Moodys bestimmt. Segeln, Navigieren, Kochen, Essen, Kommunizieren – das alles findet auf ein- und derselben Ebene statt. Es gibt folglich keinen Salon im „Keller“. Es gibt aber wohl einen „Technik-Keller“ mit Platz für die Waschmaschine unter der Pantry.

Bei unserem Testsegeln in der Neustädter Bucht blickt der Rudergänger durch das Deckshaus auf das Wasser nach Lee, um Wegerecht-Situationen zu klären. Er sitzt oder steht dabei an einem der zwei parallelen Steuerstände. Bei ungemütlichem Wetter macht es sich die aktive Crew im Deckssalon bequem, bei Nachtfahrt könnte eine Standby-Person im Salon ruhen. Kojensegel im Deckshaus gibt es gegen Aufpreis.
Mehr Raum, mehr Licht, mehr Sicht: Ein Deckssalon bietet erkennbar mehr Komfort an Bord. Diesen Markt bedienen traditionell auch andere deutsche Bootsbauer, sogar gar nicht weit von unserem Teststartort in Schleswig-Holstein entfernt. Die kleine Sirius-Werft baut in Plön seit vielen Jahren sehr erfolgreich Deckssalonyachten – endet allerdings konsequent bei 40 Fuß Größe.

Zum Schlafen gibt es Platz für vier Personen: Die Eigner-Kabine liegt bei der 41 DS im Vorschiff, die Gästekabine mittschiffs an Steuerbord. Unsere Testyacht hat die Werft in der Zwei-Kojen-Version konfiguriert: Beide Doppel-Kojen sind mit 75 x 200 Zentimetern bequem und seetauglich zugleich.
Ein gemütlicher Raum, der viel schöner ist als die verwinkelten und niedrigen Achterkajüten, die auf vielen Charteryachten notgedrungen von innen dem Verlauf des Cockpits folgen. Die Gäste auf der 41 DS haben sogar ein eigenes Bad, wenn auch nicht ganz so geräumig wie das Bad der Eigner.
Ideal für Paare mit Kindern
Überall herrscht mit 1,95 bis 1,97 Meter gute Stehhöhe. Da die Moody 41 DS perfekt von zwei Leuten zu fahren ist und vier Personen an Bord bereits als Vollbesetzung gelten dürfen, herrscht hier wirklich Platz.
Natürlich passen für Tagestörns bis zu zehn Leute an Bord, aber idealerweise stellt man sich die Moody 41 DS als Schiff für ein Paar vor, das längere Reisen machen und hin und wieder Freunde an Bord haben möchte. Oder die Kinder respektive Enkel. Damit spricht die Werft die gleiche Klientel an wie beispielsweise Beneteau mit seinen großzügig dimensionierten Swift Trawlern.
Die Räume sind schlicht und doch geschmackvoll gestaltet, das Finish und die Verarbeitung auch hinter den Sichtflächen gut. Was wird geboten?