Die überzeugendsten Momente bei Bootstests ergeben sich überraschend, und wir hatten gleich zwei davon. Die Werft-Crew war nur zu zweit erschienen, um zwei Boote zu bewegen – doch davon später mehr.
Der zweite Aha-Moment kommt fast zum Schluss: Beim Anlegemanöver der neuen Moody 41 DS haben wir schon die Kaffeepause vor Augen, doch – zu früh gefreut: An der Kaimauer schaut ein Ehepaar mit leuchtenden Augen auf unser Schiff.
Beim Festmachen kommt man sofort ins Gespräch. Sie wollen eigentlich ein anderes Schiff besichtigen und segeln. Dann fällt ihr Blick auf die seeklare Moody. Hanse-Vertriebschef Maxim Neumann lässt nichts anbrennen und lädt sie augenblicklich zu einer Spontan-Probefahrt ein.

Unser Kaffee mit den Greifswalder Bootsbauern fällt also leider aus. Doch bereits eine Stunde später vernehmen wir ihr Kunden-Urteil. Die beiden sind äußerst angetan von dem „schönen Schiff“ (so die Frau), das „technisch einen sehr guten Eindruck macht“ (ihr Mann). Eine Szene, so schön, dass man sie nicht erfinden kann.
Langes Warten auf den Test
Darauf haben wir mit Ungeduld gewartet: Eine rekordverdächtig lange Zeit ist vergangen, bis float die neue Moody 41 DS endlich auf der Ostsee testen darf – in Gestalt der Baunummer 2. Zwischen der Premiere von Moodys neuer Decksalon-Yacht (im Januar 2020 auf der boot Düsseldorf) bis zum ersten Test-Törn im Frühsommer dauerte es fast ein halbes Jahr.
Als das Schiff im März zu den Werfttests ins Wasser gehen sollte, entfaltete die Corona-Pandemie gerade ihre volle Bremswirkung, und die Werft in Greifswald musste ihre Fertigung umorganisieren. Großserie geht eben nicht im Home Office.

Doch der Tag ist gut gewählt, nicht nur wegen des guten Wetters. Der Zufall hat allgemein großen Einfluss auf das Urteil bei einem Bootstest: Geht irgendetwas daneben, spielt der Wind nicht mit oder tritt ein Defekt auf, kann das den Eindruck eines an sich guten Produkts erheblich schmälern. Umgekehrt aber auch.
Personalmangel auf der Werft
Bei der Moody 41 DS hilft der Zufall. Aus Personalmangel bei der Greifswalder Werft mit den vielen Marken umfasst die Crew für unseren Törn ganze zwei Personen. Da einer davon das begleitende Foto-Boot steuern muss, bleibt nur eine Person als Skipper für die Segelyacht.
Da die schmale Personaldecke für den Testtag von Corona bestimmt ist, fällt anfangs niemandem auf, was es indirekt aussagt: Das Boot lässt sich mühelos Einhand manövrieren. Unseren beiden Gastgebern von der Werft war nicht bewusst, dass ihre Zwei-Mann-Show mit zwei Booten eine perfekte Demonstration der leichten Bedienbarkeit der Moody war.

Und liefert damit den ungeplanten Beweis, dass eine Person allein mit diesem relativ gewichtigen Boot in einem engen Hafen an- und ablegen, auf See kreuzen, halsen und Kreise fahren kann, und dazu noch ein bisschen ein- und ausreffen.
Und natürlich zwischendurch noch segeln, und zwar beachtlich schnell. Dafür stehen nicht weniger als drei Steuerpositionen zur Wahl – einen im Salon und den Doppelsteuerstand auf Deck.
11.000 Euro Steuern sparen bei der Markteinführung
Ein so handiges Boot ist natürlich auch nicht ganz billig. Die Standard-Version kostet – Stand Testzeitpunkt im Sommer 2020 – segelfertig knapp 400.000 Euro plus Mehrwertsteuer, für „normale“ Privatkunden, die die Steuer nicht weiterreichen können, macht das 475.000 Euro.

Die Version, in der Baunummer 2 den Hafen verließ, ist allerdings noch ein bisschen teurer: Elektrische Antriebe für Winschen und zum Bergen der Segel, ein zweites Bad für den Eignerbereich und andere schöne Extras treiben den Preis auf mehr als 600.000 Euro.
Heute, drei Jahre später im Sommer 2023, ist die Yacht in der Standard-Ausstattung inklusive Mehrwertsteuer für 624.631 Euro im Angebot.
Zwischen Tradition und Trend
Als 2007 die Hanse Yachts AG die britische Traditionsmarke Moody kaufte, ging es den neuen Herren um Traditionsbewusstsein und Weiterentwicklung gleichermaßen. Kontinuität im Design sollte dabei vor allem der langjährige Mitarbeiter und spätere Designer Bill Dixon garantieren, dessen Firma Dixon Yacht Design heute weltweit als Konstruktionsbüro unterwegs ist.
Wer sich die aktuellen Moodys anschaut, erkennt die Vorzüge dieser Strategie. Es gibt heute zwei Moody-Linien: Die Moody 41 AC mit Achtercockpit kombiniert unter Wasser moderne Linien mit einem augenfälligen Retro-Design über Wasser, die 45 DS und die 54 DS sind Deckssalon-Yachten. Zu dieser Linie gehört die Moody 41 DS.
Werftchef Jens Gerhardt hat das neue Modell im Herbst 2019 im Gespräch mit float als „Game Changer“ angekündigt. Mit der Deckssalon-Segelyacht ohne Stufe von der Plicht bis zum Salon hole man sogar Kunden vom Motorboot zurück. Wie hat sich das kleinste Modell geschlagen?

Das neue Modell schafft den Spagat zwischen Tradition und Trend sehr gut. Ihren großen Schwestern ähnelt sie vor allem durch eine markante, selbstbewusste Optik. Das hohe Schanzkleid, das eher an ein Nordsee-Arbeitsschiff als an eine filigrane Segelyacht erinnert, lässt die Rumpfseiten mit der aufgesetzten Reling sehr hoch erscheinen.
Trockener segeln im Salon
Dieser Aspekt sorgt für ein kraftvolles und robustes Erscheinungsbild des Schiffs. Das geht so weit, dass es auf den ersten Blick größer wirkt als ein 41-Fuß-Schiff. denn auf dem Papier ist es sogar kleiner: Der Rumpf misst tatsächlich nur 11,99 Meter (also weniger als 41 Fuß) bei 4,20 Metern Breite.
Auch die Fensterfront und das Dach, über dem Cockpit als freitragendes Bimini fortgesetzt, folgen einer harmonischen Linienführung. Details wie die flache Griffleiste und das sauber um die Oberwanten herum gebogene Relingsrohr zeigen den Willen zu konsequent praxisorientiertem Design.
Das Bimini hat nur feste Kanten, dazwischen gleitet ein Rollo-Sonnendach mit Edelstahlstreben. Mit zwei Handgriffen lässt sich das offene Cockpit mit einem Sonnendach beschatten. Wasserdicht ist es jedoch nicht – bei schlechtem Wetter kann der Rudergänge ja zum dritten Steuerstand in den Salon wechseln.
Alles auf derselben Ebene
Das Decksalon-Konzept ist eine konsequente Weiterführung des Motorsegler-Konzepts. Hanseyacht-Gründer Michael Schmidt hat es 2007 zum Kennzeichen für alle neuen Moodys bestimmt. Segeln, Navigieren, Kochen, Essen, Kommunizieren – das alles findet auf ein- und derselben Ebene statt. Es gibt folglich keinen Salon im „Keller“. Es gibt aber wohl einen „Technik-Keller“ mit Platz für die Waschmaschine unter der Pantry.

Bei unserem Testsegeln in der Neustädter Bucht blickt der Rudergänger durch das Deckshaus auf das Wasser nach Lee, um Wegerecht-Situationen zu klären. Er sitzt oder steht dabei an einem der zwei parallelen Steuerstände. Bei ungemütlichem Wetter macht es sich die aktive Crew im Deckssalon bequem, bei Nachtfahrt könnte eine Standby-Person im Salon ruhen. Kojensegel im Deckshaus gibt es gegen Aufpreis.
Mehr Raum, mehr Licht, mehr Sicht: Ein Deckssalon bietet erkennbar mehr Komfort an Bord. Diesen Markt bedienen traditionell auch andere deutsche Bootsbauer, sogar gar nicht weit von unserem Teststartort in Schleswig-Holstein entfernt. Die kleine Sirius-Werft baut in Plön seit vielen Jahren sehr erfolgreich Deckssalonyachten – endet allerdings konsequent bei 40 Fuß Größe.

Zum Schlafen gibt es Platz für vier Personen: Die Eigner-Kabine liegt bei der 41 DS im Vorschiff, die Gästekabine mittschiffs an Steuerbord. Unsere Testyacht hat die Werft in der Zwei-Kojen-Version konfiguriert: Beide Doppel-Kojen sind mit 75 x 200 Zentimetern bequem und seetauglich zugleich.
Ein gemütlicher Raum, der viel schöner ist als die verwinkelten und niedrigen Achterkajüten, die auf vielen Charteryachten notgedrungen von innen dem Verlauf des Cockpits folgen. Die Gäste auf der 41 DS haben sogar ein eigenes Bad, wenn auch nicht ganz so geräumig wie das Bad der Eigner.
Ideal für Paare mit Kindern
Überall herrscht mit 1,95 bis 1,97 Meter gute Stehhöhe. Da die Moody 41 DS perfekt von zwei Leuten zu fahren ist und vier Personen an Bord bereits als Vollbesetzung gelten dürfen, herrscht hier wirklich Platz.
Natürlich passen für Tagestörns bis zu zehn Leute an Bord, aber idealerweise stellt man sich die Moody 41 DS als Schiff für ein Paar vor, das längere Reisen machen und hin und wieder Freunde an Bord haben möchte. Oder die Kinder respektive Enkel. Damit spricht die Werft die gleiche Klientel an wie beispielsweise Beneteau mit seinen großzügig dimensionierten Swift Trawlern.
Die Räume sind schlicht und doch geschmackvoll gestaltet, das Finish und die Verarbeitung auch hinter den Sichtflächen gut. Was wird geboten?

Auch für die Rumpffarben, Gennaker und Decksbeläge stehen zahlreiche Varianten zur Verfügung. Es wird vermutlich nicht vorkommen, dass sich zwei identisch ausgestattete Moodys auf See begegnen.
Rollsegel nicht ganz reibungslos
Unser Testschiff war mit Mast-Rollsegel von Elvstrøm ausgestattet, das nicht ganz problemlos aus dem Mast kam. Doch als es klar lag, zeigte es einen guten Stand und einwandfreie Amwind-Leistungen. Mit 8 bis 16 Knoten Wind war es nicht möglich, die wahren Segeleigenschaften auszutesten, aber immerhin fuhr die Moody am Wind mühelos 7,6 Knoten, mit einem Schrick in den Schoten sogar 8,2 Knoten. Das entspricht bereits der theoretischen Rumpfgeschwindigkeit!
Unter Selbstwendefock – das ist der Standard – dürften die Leistungen wie üblich etwas niedriger ausfallen. Die mechanische Steuerung, eine Jefa-Anlage mit Schubstangen, ist leichtgängig und gibt ein gutes Rudergefühl. Unter den moderaten bis mittleren Segelbedingungen während unseres Testtags ließ sich das kursstabile Schiff mit den Fingerspitzen steuern. Auch bei viel Wind – den wir leider nicht hatten – dürfte der Rudergänger mit Steuern und gelegentlichem Segeltrimm nicht überfordert sein. Mit zwei Rollvorsegeln ist man praktisch jeder Windstärke gewachsen.

Bill Dixon bezeichnet seine modernen Moodys als „echte Segelschiffe“. Die Zeiten, in denen Yachten mit größerem Decksaufbau als Motorsegler einen Kompromiss für mehr Komfort darstellten, sind endgültig vorbei. Unter Maschine erreichten wir mit dem Drei-Blatt-Faltpropeller sogar 8,4 Knoten – mehr, als im Nord-Ostsee-Kanal erlaubt ist.
Was uns außerdem gefiel: Das geräumige Cockpit, die Liegefläche auf dem Vorschiff, die wirklich riesigen Backskisten, der Ankerkasten über der Vorpiek, der gleichzeitig als Sitzplatz gegenüber der Sonnenliege dient – das alles sind großzügige und funktionierende Lösungen.
Technische Daten Moody DS 41
Länge über alles: 12,52 m
Rumpflänge: 11,99 m
Breite: 4,20 m
Tiefgang: 2,14 m (oder 1,83 m)
Gewicht: 11,2 t
Masthöhe: 19,92 m (Rollmast 20.17 m)
Segelfläche: Groß 45 qm, Selbstwendefock 38 qm
Motorisierung: Yanmar-Diesel mit 57 PS (41,9 kW)
Maximale Passagierzahl: 10 Personen
CE-Kategorie: A (Hochsee)
Den britischen Konstrukteuren und dem Hanseyacht-Design-Team ist ein Schiff gelungen, an dem sich nicht ernsthaft etwas bemängeln lässt – es sei denn, man will etwas ganz anderes. Die Moody 41 DS segelt gut und leicht. Und man kann sich das Schiff dank einer Vielfalt von Ausstattungsvarianten für kalte und warme Gefilde ausrüsten.
Ein Extra-Genuss dürfte es überdies sein, an einem kalten, regnerischen Tag im Deckssalon zu sitzen, über den Hafen zu schauen und einen Tee zu trinken. Oder einen Kaffee – wenn nicht gerade wieder ein paar Bewunderer am Anleger stehen und Auskunft begehren.
Dieser Text erschien am 16. Juli 2020 erstmals auf float. Aktualisiert am 19. August 2023.