„Niemand darf an Bord!“ Gerade war es einigermaßen ruhig um die geforderten Sicherheitskonzepte und -auflagen bei den Traditionsschiffen geworden. Nun sind die alten Schiffe massiv betroffen durch die Auswirkungen der Coronakrise. Die Betreiber der Traditionsschiffe funken jetzt S.O.S. – sie sehen ihre wirtschaftliche Zukunft düster. Kann eine virtuelle Windjammerparade helfen?
Große Veranstaltungen wie Segelwochen und der Charterbetrieb tragen normalerweise wesentlich zum Einkommen und so zum Erhalt der „Tradis“ bei. Fast alle maritimen Großereignisse, an denen auch klassische Großsegler teilnehmen, fallen in diesem Jahr jedoch wegen der Corona-Pandemie aus: vom Hafengeburtstag Hamburg über die Sail Bremerhaven bis zur Hanse Sail Rostock, um nur die Großen zu nennen.
Noch gravierender: Viele der Gruppen- und Chartertörns werden in diesem Jahr nicht stattfinden können. So sind auch die damit verbundenen Einkünfte unaufholbar verloren. Welche Fahrten in diesem Sommer überhaupt noch stattfinden können, steht in den Sternen.
„Diese Saison ist verloren“
Die Mehrheit der Traditionsschiffe, zumeist größere Segelschiffe, wird von Privatpersonen, Vereinen oder kleinen Reedereien betrieben. „Wenn bis zum Herbst nichts Wesentliches passiert, sieht es für viele von uns in der Branche ganz schlecht aus“, ist Gerhard Bialek sicher. Er ist Skipper und Eigner des 130 Jahre alten Stag-Segelschoners „Ethel von Brixham“. Als Vorstandsmitglied des Dachverbands der deutschen Traditionsschiffe weiß er, in welcher Klemme die Flotte zurzeit steckt.
Aber gerade auf die Sommerfahrten kommt es an! Denn die Einnahmen für den Unterhalt werden jetzt erzielt, also von April bis einschließlich September. Der Saisonbetrieb bedeutet: Die finanziellen Mittel müssen reichen, um den Erhalt des Schiffs und das Einkommen über das Winterhalbjahr zu sichern.
Aus Sicht von Gerhard Bialek ist diese Saison, so sagt er gegenüber float, „schon ins Wasser gefallen, selbst wenn die eine oder andere Fahrt noch stattfinden sollte“. Was tun?