Nein, es ist kein moderner Messestand in Hochglanz, auf dem sich die kleine Varianta 18 auf der Beach & Boat Leipzig 2018 präsentiert. Das ausgestellte „Schiff“ ist das Regatta-Boot des heutigen Varianta-Machers Bernd Cwielong. Bei einem Sturm am Cospudener See im vergangenen Herbst hat seine „Flair“ einige Kratzer abbekommen. Diese werden hier auf der Messe am Refit- und Bootsbaustand repariert.

Aber auch wenn hier kein poliertes, neues Segelboot mit Premieren-Aufkleber gezeigt wird, sondern ein sichtlich gebrauchtes Exemplar mit einigen harten Wettkämpfen und Törns auf dem Buckel: Sie wird immer wieder von interessierten Besuchern umzingelt. Die Kleine ist nicht kleinzukriegen.
Auf und ab für die Varianta 18
Die Varianta 18 blickt auf eine bewegte Geschichte zurück: Das Modell wurde bereits in den 1990er Jahren als Dehler 18 mit dem Spitznamen „Rotkäppchen“ verkauft. Grund dafür war die rote Dachhaube. Die kleinste Dehler bestach seinerzeit durch innovative Lösungen und sehr gute Segeleigenschaften. Nachdem die Produktion um die Jahrtausendwende eingestellt wurde, grub Ex-Hanse-Chef Michael Schmidt die Formen der 18er wieder aus.
Kurz zuvor hatte Hanse Yachts die Dehler-Werft aus Freienohl im Sauerland übernommen. Das Rotkäppchen wurde abgespeckt und in vereinfachter Ausstattung als Varianta 18 auf den Markt gebracht. Mit einer groß angelegten Marketingkampagne sollte mit „Varianta“ der erfolgreichste Produktname der Dehler-Werft wieder aufleben. Von der Varianta 65 waren weit über 4.000 Stück verkauft worden.

Zwar verkaufte sich das kleine Segelboot, das anfangs zum Kampfpreis von 9.999 Euro angeboten wurde, sehr gut. Dennoch war nach genau 299 gebauten Einheiten der VA18 im Jahr 2014 Schluss. Die Produktion wurde eingestellt. Bei der Hanse Group, die mit immer größeren Yachten erfolgreich ist, war für die Kleine kein Platz mehr. Unternehmerisch war diese Entscheidung sicherlich sinnvoll. Dennoch trauerte eine ganze Fangemeinde um den kleinen Sympathieträger. Zum zweiten Mal stand das Boot vor dem Aus.
Retter aus dem Neuseenland
Bernd Cwielong aus Leipzig galt in den fünf Jahren, als die Varianta 18 als Neuboot verkauft wurde, als einer der erfolgreichsten Händler der kleinen Dehler. Allein in seinem Heimatrevier, dem Cospudener See, schwimmen über 20 Variantas. Dennoch haben nicht wirtschaftliche Gründe, sondern eher die Liebe zu diesem Boot ihn 2015 veranlasst, die VA18 selbst weiter zu bauen. Er kaufte die Rechte und Formen und verlagerte die Produktion nach Estland zur Polar Shipyard. Dort werden seit ein paar Jahren unter anderem auch die Folkeboote in GFK gebaut.
Cwielong als echter Kenner der Varianta 18 optimierte das 5,75 Meter kurze Schiffchen dort, wo es sinnvoll ist. Er stattete es mit besseren Beschlägen und einer kleinen Inneneinrichtung mit Küchenkiste, Polster etc. aus. Teilweise findet man auf dem Boot sehr pfiffige Lösungen: Dazu gehört ein Brett mit Halterung für Kocher und Spüle, das sowohl im Innenraum als auch im Cockpit benutzt werden kann. Cwielong legt jedoch Wert darauf, dem Boot nicht zu viel Ausrüstung zuzumuten.
Der Verkaufspreis liegt unter 16.000 Euro. Damit habe man bereits alles, was man zum Segeln braucht. „Es gibt kaum etwas Vergleichbares auf dem Markt“, so Cwielong. „Das Boot segelt toll, ist günstig in der Anschaffung – und man hat kaum Arbeit damit, weil alles so einfach und simpel ist. Dennoch kann man damit auch hervorragend Touren segeln.“ Zwar spricht er, im Hauptberuf Besitzer eines Einrichtungsstudios in Leipzig, nicht über Stückzahlen. Wer jedoch Baunummern lesen und deuten kann, stellt fest: Das Boot verkauft sich noch immer recht gut. Die zeitlosen Linien kommen offensichtlich nicht aus der Mode.
Zukunft
Wie es mit der Varianta in Zukunft weitergeht? Cwielong ist 71 Jahre alt und wird das nicht ewig so weiter machen können. Sein Ziel, das beliebte Boot „vorm Untergang zu retten“, hat er erreicht. Wie es in Zukunft aussieht, weiß er noch nicht genau, ist aber für alles offen. „Ich kann mir von Partnerschaften bis zur Übernahme alles vorstellen. Hauptsache ist, dass es mit der Varianta weitergeht. Vielleicht kommt der Tag, an dem mich irgend jemand mit einem Plan anruft.“ Zu wünschen wäre es sowohl Bernd Cwielong als auch der Varianta 18.
Ein Kommentar
[…] über Bernd und die Varianta 18:https://floatmagazin.de/boote/varianta-18-ist-nicht-kleinzukriegen/Nachruf von Stephan […]