Die Parker Monaco 110 ist die Antwort der polnischen Werft auf die wachsende Popularität von Außenbordmotoren auch bei größeren Motorbooten. Schon die neue Zählung im Modellnamen lässt erkennen, dass die erfolgreichen polnischen Bootsbauer in neue Gefilde vorstoßen. Mit der Monaco hat Parker Boats die Bootsklasse gewechselt – vom kompakten Kajütboot wie der 2015 beim Best of Boats Award siegreichen Parker 630 Sport zur großen und komfortablen Familienyacht. Das erste Modell der komplett neuen Baureihe sind wir im Sommer in der Bucht von Danzig gefahren. Doch kennen wir das Boot schon viel länger.
Vor zwei Jahren noch ein Geheimnis
Im Januar 2017, also vor fast zwei Jahren, hörte ich, dass bei Parker in Ostroda etwas Besonderes gebaut wird. Aber das ganze Projekt war streng vertraulich. Im Juli desselben Jahres sah ich erste Zeichnungen des neuen Boots. Schließlich, im Januar 2018, konnte ich in Düsseldorf die 33 Fuß lange Parker Monaco 110 auf der Messe persönlich betreten. Das Boot, das Ende November souverän den Best of Boats Award 2018 in der Kategorie Best for Family als bestes Familienboot 2018 erhalten hat, ist eine revolutionäre Konstruktion für die Verhältnisse der Werft.

Revolution heißt Umwälzung, und das ist es auch, was die Monaco in Bezug auf die Marke Parker bedeutet. Bislang war Parker bekannt als Hersteller von RIBs, Sportfischerboote sowie offene Daycruiser und kompakte Kajütboote für Wochenendausflüge wie die von uns getestete Parker 850 Voyager (hier die Fotostrecke). Je nach Konfiguration und Ausstattung können fast alle Modelle als kleine Familienyachten für einige Tage der Erholung auf dem Wasser genutzt werden.
Parker legt vor, andere folgten
Die Parker Monaco 110 aber ist eine komfortable Familienyacht, auf der eine vierköpfige Familie einen kompletten Urlaub auf dem Wasser verbringen kann. Kurz nachdem der polnische Hersteller das Konzept seines als Zehn-Meter-Reiseboots mit Außenbordmotoren bekannt gibt, legen andere Werften mit ähnlichen Lösungen nach.
Ich habe relativ lange auf die Möglichkeit gewartet, das Boot selbst zu fahren. Nach einem kurzen Intermezzo in der Lübecker Bucht kehrte das Boot in sein Heimatrevier zurück. Zur Bootsmesse Wind & Water in Gdynia habe ich das Boot schließlich für eine Testfahrt ganz für mich alleine.

Eine kleine Ausfahrt zu vierzehnt
Bevor ich das Ruder für den Bootstest übernehme, unternehmen wir eine kleine gemeinsame Ausfahrt von der Marina Gdynia aus. Die von der Werft an Bord eingeladene Gruppe ist recht groß. Am Ende sind wir 14 Personen. Dennoch finden alle einen bequemen Platz, und niemand fühlt sich wie an Bord eines Wassertaxis. Das ist der erste und beste Beleg dafür, dass die Parker Monaco 110 ein geräumiges, komfortables und ergonomisch gut durchdachtes Boot ist.
Entworfen wurde die Konstruktion vom Entwicklerteam der Werft in Zusammenarbeit mit Tony Castro Design. Das bekannte britische Designbüro entwickelt eher luxuriöse Motor- und Segelyachten und ist auch im Superyachtsektor aktiv. Bekannt sind vor allem die aktuellen Entwürfe für Galeon Yachts.
Rundgang mit Rundblick
Auf dem Hauptdeck befindet sich im Salon, links und leicht erhöht, die Ess-Insel mit einem großen Tisch in der Mitte und einer bequemen Couch rundherum. Rechterhand ist die Bordküche platziert – mit Zwei-Flammen-Kochfeld und einer elegant versteckten Spüle.
Die Dinette ist L-förmig. Ihre kürzere Seite reicht bis zum Cockpit. Dadurch verwandelt sich die Pantry nach dem Öffnen eines großen Fensters im Heck, in eine komfortable Bar. Die Bar liegt strategisch günstig zwischen Achtercockpit und Kombüse und bietet zwei Kühlschränke, die auf beiden Seiten eingebaut sind.

In die breite Weite
Breite Glastüren trennen den Salon vom offenen Cockpit mit dem zentralen großen Tisch. Hier, in der Plicht, spielt sich bei gutem Wetter das Bordleben in Wesentlichen ab. Dahinter, weiter Richtung Heck, ist das zusammenfaltbare und verschiebbare Sonnenbett. Dessen Liegefläche deckt die beiden am Heck aufgehängten Außenbordmotoren geschickt ab. Die großen V8-Motoren von Mercury Marine sind, wenn sie im leisen Hafenmodus betrieben werden, auch sonst kaum merkbar.
Über breite Gangborde auf beiden Seiten des Boots geht es zum Vorschiff. Hier, am Bug, befindet sich das zweite Sonnenbett. Praktisch: Der Steuerstand und der Salon sind einfach von der Bootsspitze aus durch zusätzliche seitliche Schiebetüren zugänglich. Das erleichtert schnelle Anlegemanöver im Hafen erheblich. Vor allem dann, wenn man solo unterwegs ist.
Gut bedeckt, Tisch im Heck gedeckt
Einen großen Teil der Decke im Wohnsalon entfällt auf das Glasdach, das sich natürlich öffnen lässt. Das Dach wird im achterlichen Cockpit als Überhang fortgeführt. Das große GFK-Element schützt vor direktem Sonnenlicht und vor Wasser von oben. Toll ist, dass sich bei Bedarf die aus leichtem Textil gefertigte Markise aufrollen lässt, die in den Dachübergang integriert ist. So hat man bei Bedarf Sonne überall.
Zu einem Familienboot gehören auch Badeplattformen. Sie sind bei der Parker Monaco 110 nicht zu übersehen und wurden rechts und links von der Motorensektion platziert. Das Besondere an den Heckplattformen verrät uns Werftchef Chris Scott während der Boot & Fun Berlin: Die Badeplattform verlängern die Bootslinie optisch erheblich, während der Rumpf kürzer ist, um in einigen südlichen Ländern nicht unter die Luxussteuer zu fallen.

Bequem zurück an Land geht es nicht nur übers Badedeck im Heck, sondern auch durch eine Seitentür auf der rechten Seite des Cockpits.
Viel, viel Licht im Inneren
Unter Deck sind zwei große Doppelkabinen mit einer gemeinsamen Toilette und einer großen Duschkabine. Letztere sind auf der rechten Seite platziert. Alle Räume bekommen viel natürliches Licht ab. Es fällt durch große Seitenfenster und ein großes, langes Oberlicht im Boden des Vorschiffsdecks ein.
Während unserer Fahrt mit einer großen Gruppe sitzt niemand in der Kabine. Alle genießen das Vergnügen, gleichzeitig drinnen und draußen zu sein – denn so kommunikativ fühlt sich die Verbindung von Cockpit und dem fast vollständig offenen Salon an. Aber wie sind die Fahreigenschaften? Das erkunden wir, nachdem wir die Bordgäste abgesetzt haben.