Es war wohl nur eine Frage der Zeit, wann Jeanneau die Erweiterung ihrer Segelyachtreihe Sun Odyssey nach unten fortsetzen würde. Nun ist es soweit, die Sun Odyssey 380 steht bereit. Mit dem Modell wird die im Département Vendée im Westen Frankreichs ansässige Werft die Reihe fortsetzen, zu der die Sun Odyssey 440 und 490 und seit kurzem auch die Sun Odyssey 410 gehören.
Walkaround-Cockpit
Die Neue wird die adäquate Nachfolgerin der Sun Odyssey 389 werden. Wie ihre größeren Schwestern folgt sie dem Designtrend der drei Vorgängerinnen, der erstmals bei der Sun Odyssey 440 Anwendung fand. Das heißt: Nun wird auch das praktische Konzept der begehbaren Seitendecks auf der Sun Odyssey 380 eingesetzt, das bei den größeren Modellen der Reihe eingeführt wurde.

Das neue Deckslayout war 2018 die größte Innovation an Bord der größeren Modelle. Durch die sanft abfallenden Seitendecks zum Spiegel hat die Crew einen komplett barrierefreien, stufenlosen Zugang rund um das Cockpit bis zum Bug. Der Weg über die Süllränder ist damit Geschichte.
Dabei stellte sich die Frage, ob das Konzept der begehbaren Seitendecks auch auf einer Yacht unter elf Meter Länge praktikabel ist. Doch Konstrukteur Marc Lombard, langjähriger Partner von Jeanneau, hat bewiesen, dass dieses wichtige Alleinstellungsmerkmal auch in diesem Größensegment umsetzbar ist – vor allem auch ohne das Cockpit zu sehr „einzuschnüren“. Denn immerhin soll noch ein Cockpittisch mit ausklappbaren Seitenteilen Platz finden.
Womit vergleichen?
Der Anspruch der Franzosen ist hoch. Sie wollen die Neue „zum besten Segelboot“ in ihrer Größenkategorie machen. Nur … bei der angegeben Rumpflänge von 10,77 Meter ist es eigentlich kein 38-Füßer. Womit also vergleichen? Trotzdem bedeutet es, dass sie sich gegenüber ihren Mitbewerbern aus den Großwerften deutlich unterscheiden müsste.
Wie das klappen kann? Rumpf, Anbauteile, Segelpläne, Design und Ergonomie, Grundrisse, Gewichtsangaben … alles wurde bis ins kleinste Detail überdacht.

Dabei kann man sich als „Spätgeborene“ durchaus die anderen, älteren Vertreter anschauen und wartet mit Veränderungen, vielleicht sogar Neuerungen auf. Die begehbaren Seitendecks bietet keine Konkurrenz. Dank stark gefeilter Salinge ist auch kein Achterstag vorgesehen, das den „Rundgang“ achtern einschränken könnte. Ein weiterer Vorteil: Der „Lenker“ am Rad wird bequem und ungestört im Heckkorb sitzen, die Beine ausstrecken und mit leicht angewinkelten Armen steuern können.
Für alle Eventualitäten gewappnet
Lange Fenster im Rumpf und Aufbau mildern den Anblick des wuchtig-markanten Rumpfes mit seinen lotrechten Seiten. Die Chines sind wie bei den Schwestern bis zum Bug durchgezogen, voluminös die Bugsektion mit der leicht negativen Bugnase, die zudem über der Wasserlinie liegt. Tests werden es zeigen, ob die angestrebte Performance stimmt. Man kann es annehmen, denn Marc Lombard hat auch so manche „Rennziege“ gezeichnet.
Flexibler ist man auch bei den Rumpfanhängen. So kann der Interessent neben den üblichen zwei Tiefgangvarianten nun auch einen bis auf 1,31 Meter aufholbaren Schwenkkieler ordern. Das erweitert den Einsatzbereich der Yacht erheblich und wird vor allem diejenigen erfreuen, die auch bei Ebbe mal trockenfallen möchten. Die doppelten Ruderblätter unter dem breiten Heck machen es möglich. Hier hat man sich vielleicht an der alten Oceanis 38.1 von Beneteau orientiert.
Mit Bugspriet und Bugstrahlruder
Bei der Segelgarderobe kann bzw. muss der Kunde sich zwischen der Selbstwendefock im Standard oder überlappender Genua entscheiden. Hinzu kommt das konventionelle Großsegel. Der tiefer liegende Baum erleichtert den Zugang zum Segel und vergrößert zusätzlich die Segelfläche.
Wer mehr oder anderes möchte, wird einen Rollmast ordern oder für mehr Power unterwegs ein leistungsstärkeres, im Topp ausgestelltes Großsegel wählen. Der knapp ein Meter lange Bugspriet ist schön in die Rumpfform integriert und dient als Anschlag für die asymmetrischen Vorsegel wie Gennaker oder Code Zero und zugleich als Ankerhalterung.

Auch die 380 wird einhandtauglich sein. Die Segelschoten werden beidseitig über den Süllrand nach achtern geführt. Zur Bedienung der Winschen vor den Steuerrädern wird der Steuermann neben dem Rad stehend kurbeln können. Fallen, Reff- und Trimmleinen befinden sich beidseitig des Niedergangs. Ein im Tunnel montiertes Bugstrahlruder sorgt für eine einfachere Manövrierfähigkeit im Hafen.