Auf der Zisch 71 brachte Wankel zwei hintereinander liegende, allerdings weiterhin quer zur Fahrtrichtung verlaufende Gleitkufen zum Einsatz. Dies hatte sich bei diversen Tests mit kleineren Modellen als nicht hinderlich erwiesen, zeigte nun aber in voller Bootslänge deutliche Probleme auf. Die Fahrt in dem Boot wurde von den Testpiloten als „bockig“ und „unbequem“ beschrieben, außerdem gab es in Kurven Stabilitätsprobleme. Immerhin war in dieser Zisch bereits der MarineRo135 Wankelmotor mit Turbolader eingebaut, der mit 200 PS richtig Druck machte.

Wankel konnte mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein. Er strebte eine „sanfte, über die Wasser gleitende Fahrt“ an, ohne dabei von seinem Gleitkufenprinzip abweichen zu müssen. Zahlreiche Versuche später stellte er schließlich eine simple wie gleichermaßen geniale Verbesserung des Zisch-Prinzips vor.
An der Zisch 74 waren die Gleitkufen einfach um 90 Grad gedreht worden. Sie hingen nun in Fahrtrichtung unter dem torpeedoförmigen Rumpf. Drei an Skier erinnernde, vergleichsweise kurze Gleitkufen waren backbords und steuerbords nebeneinander angebracht. Eine Variante, die bei Testfahrten auf dem Bodensee endlich die nötige Laufruhe ins Boot brachte, ohne dass dabei der gewünschte Auftriebseffekt verloren ging.
Die drei jeweils nebeneinander positionierten Gleitkufen bezeichnete der Erfinder als Spaltgleitflächen. Er habe sich, so Wankel, bei deren Konstruktion von den Flügelspitzen der Schnee-Eule inspirieren lassen. Diese ist wiederum für ihren besonders stabilen und nahezu lautlosen Gleitflug bekannt.

Der Wankel-„Gleitflug“ mag vielleicht ähnlich elegant ausgesehen haben wie bei der Schnee-Eule, von „lautlos“ kann bei den Testfahrten am Bodensee jedoch nicht die Rede sein. Die „Zisch 74“ wurde von einem Wankelmotor angetrieben, der von Mercedes Benz entwickelt und zur Verfügung gestellt wurde. Die Leistung dieses Renn-Aggregats drosselte man von 350 auf 250 PS.
Es blieb bei Hydrofoiling-Prototypen
Zu einem Serienbau reichte es für die Zisch 74 jedoch nie. Zu futuristisch sei das Design, zu anfällig die Technik, wurde in einigen zeitgenössischen Medienberichten behauptet. Zwar konnte Wankel mit seinen Kreiskolben-Marine-Motoren zumindest partiell Erfolge im Wassersport feiern, die Zisch blieb jedoch ohne kommerzielle Konsequenz.
Dies lag auch daran, dass die Zisch zwar auf den relativ ruhigen Gewässern des Bodensees erwartungsgemäß entspannt zu fahren war. Sobald jedoch ein wenig Wellengang einsetzte, lief die an einem Ausleger des Bootes angebrachte Schiffsschraube „ins Leere“ und „zog Luft“. Erst Jahrzehnte später, kurz vor seinem Tod, ließ Wankel testweise einen Wasserstrahlantrieb an der „Zisch“ zu.
Zudem sah sich der als „eigensinnig bis stur“ bekannte Erfinder mit massivem Widerstand seiner Nachbarn und Umweltschutzgruppen am Bodenseeufer konfrontiert. Wankel wollte eine Art Werft und Versuchszentrum für seine Zisch errichten, was letztendlich erfolgreich verhindert wurde.

Autodidakt ohne Führerschein
Überhaupt galt Wankel als „schwierige Persönlichkeit“. Wie bei vielen anderen seiner Generation, wird seine NS-Vergangenheit nie vollständig aufgearbeitet. Seine Version vom „NS-Widerstandskämpfer“, der in Gefängnissen geschmachtet hatte, wurde jedoch schon früh angezweifelt. Mittlerweile gilt als gesichert, dass Wankel bereits in den Anfängen der NSDAP Parteimitglied wurde und tatsächlich – allerdings aufgrund parteiinterner Quereleien – kurzfristig im Gefängnis saß. Bis Hitler höchstpersönlich veranlasste, dass Wankel wieder frei kam. Zu wichtig sei sein Erfindungsreichtum für die Wehrmacht gewesen.
Später engagierte sich der technische Autodidakt, der aufgrund starker Kurzsichtigkeit nie einen Führerschein besaß, vor allem als Tierschützer. Sein Vermögen im (geschätzt) dreistelligen DM-Millionenbereich ging in eine Stiftung über.
Wankel-Bootsmotoren wurden vor allem in den 1970er-Jahren in diverse Bootstypen eingebaut. Fast schon legendär ist die NSU Ro 80 Marine I und die Avenger. Vom Bootsmotor RO 135 Marine sind von NSU angeblich, so heißt es bei Oldiebootexperten, rund 3.000 Stück an Bootswerften ausgeliefert worden, bis VW die Produktion einstellen ließ. Felix Wankels „Lieblingskind“ Zisch ist in spezialisierten Museen wie Autovision (bei Hockenheim) und dem Technoseum in Mannheim zu bewundern.

Ein Kommentar
Sehr interessant! Inzwischen geht das elektrisch und mit nur 16 kW Leistung bei 20 Knoten!
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